Ein Karrierestart nach Maß: Ihren ersten Kinoauftritt hatte Franka Potente gleich in einer Hauptrolle, in "Nach Fünf im Urwald" (1997). Schon ein Jahr später hetzte sie für Regisseur Tom Tykwer als "Lola" mit knallroten Haaren durch Berlin, danach sah man sie bald an Seite der Superstars des US-Kinos, Johnny Depp ("Blow", 2001) und Matt Damon ("Die Bourne Identität", 2002/2004). Die gebürtige Dülmenerin hatte geschafft, wovon viele Schauspielerinnen und Schauspieler hierzulande träumen: den Sprung nach Hollywood. Die Schauspielerin, die am 22. Juli ihren 50. Geburtstag feiert, lebt bis heute in den USA und schätzt es offensichtlich, dort von der (deutschen) Öffentlichkeit unbeobachtet mit ihrer Familie leben zu können.
Denn der Ruhm war ihr schon früh eher suspekt. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von "Lola rennt" erzählte Potente, dass der Rummel um den Film sie nur noch ermüdete, irgendwann habe sie sogar aufgehört, sich noch eine der zahlreichen Auszeichnungen abzuholen: "Als wir einen MTV-Award bekamen, dachte ich: Das war's. Ich konnte einfach nicht. Ich blieb einfach auf der Couch liegen", sagte sie im Interview mit der "Associated Press".
Franka Potente: "Hatte eine Menge Glück"
Für Potente stellte Los Angeles keinen Sehnsuchtsort dar, ihre Karriere sei ihr "eher passiert", sagte die Schauspielerin im "teleschau"-Interview: "Ich hatte eine Menge Glück", ist sich Potente sicher. "'Lola rennt' kam damals gut an und dank meiner Agentur habe ich immer wieder da gearbeitet. Habe dort meinen Mann kennengelernt und bin geblieben. Es gab nie einen großen Lebensplan. Damals an der Schauspielschule wollte ich in Münster ans Stadttheater. Das war mein Horizont. Wäre das so gekommen, wäre das fantastisch gewesen - es kam aber anders. So ist das Leben."
Ohnehin konnte man Potente auch nach ihrem Umzug immer wieder in deutschen Produktionen bewundern, etwa im Remake des Antikriegsfilms "Die Brücke" (2008), als die titelgebende Erotik-Pionierin in "Beate Uhse - Das Recht auf Liebe" (2011) oder als Kommissarin in der ARD-Reihe "Der Island-Krimi" (2016). Dennoch läge inzwischen ihr Lebensmittelpunkt ganz klar "auf der anderen Seite des Atlantiks", da dort ihre Familie, ihr Ehemann, Schauspieler Derek Richardson ("Anger Management") und die beiden 2011 und 2013 geborenen Töchter leben. Ihre Prioritäten seien diesbezüglich klar: "Ich will bei den Kindern sein - und ich kann die nicht immer mitnehmen", erklärte Potente 2016 im "teleschau"-Interview. Da muss man harte Entscheidungen treffen. Immer hin- und herfliegen geht nicht. Man verpasst Geburtstage. Gerade war meine Tochter krank, und ich war nicht da. Es ist nicht schön, wenn Mami dann nicht da ist."
Auch als Regisseurin und Schriftstellerin erfolgreich
Auch wenn ihre beiden Töchter inzwischen fast schon Teenager sind, erklärt die Aussage vielleicht auch, warum Potente zuletzt hauptsächlich in US-Produktionen zu sehen war, etwa im DC-Superheldenepos "Titans" (2022-2023) und der Actionserie "Echo 3" (2023). Dass die Schauspielerei zudem nur eine Facette ihres kreativen Lebens darstellt, bewies sie 2006, als sie mit "Der die Tollkirsche ausgräbt" einen 43-minütigen Schwarz-Weiß-Film ins Kino brachte, bei dem sie sich für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnete. 2020 folgte mit "Home" ihr erster abendfüllender Spielfilm.
Eine weitere Leidenschaft zeigte sich ebenfalls früh in ihrem Leben, wie Potente im "teleschau"-Interview verriet: Sie habe als Kind schon gerne geschrieben, so die Schauspielerin: "Als man mich früher nach meinen Lebensträumen fragte, antwortete ich immer: Ich will Schriftstellerin werden." Diesen Wunsch verwirklichte Potente spätestens 2010 mit dem Erzählband "Zehn". Vier Jahre später legte sie mit "Allmählich wird es Tag" ihren ersten Roman vor.
Das Original zu diesem Beitrag "26 Jahre nach "Lola rennt": Was macht Franka Potente?" stammt von "Teleschau".