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Interview Teil 1

4 Die Frau die im Wald ve
Stefan Kurt und Matthias Brandt in "Die Frau, die im Wald verschwand" NDR/Markus Fenchel
TV SPIELFILM: Herr Kurt, Sie spielen den Ehemann von Karoline Eichhorn, Matthias Brandt deren Liebhaber. Gibt es Szenen, um die Sie Herrn Brandt glühend beneidet haben?

Stefan Kurt: Nee. Die mussten ihre Stelldicheins ja im Wald abhalten, weil die Frau des Oberbürgermeisters sich nicht beim Ehebruch erwischen lassen durfte. Als wir drehten, war es Winter und arschkalt. Ich bin nach meinem Feierabend noch geblieben und habe zugesehen, wie sie bibbernd dalagen. Es war mitten in der Nacht, und dann hat es auch noch angefangen zu schneien.

Und Sie standen im gemütlich wattierten Mantel daneben?

Stefan Kurt: (grinst) Na klar. Man sieht im Film kein bisschen Gänsehaut. Wie kommt's?

Matthias Brandt: Das ist der Grund, weshalb ich überhaupt engagiert wurde für die Rolle. Ich bekomme keine Gänsehaut. Niemals.
(beide lachen)

Oliver Storz, Regisseur und Autor von "Die Frau, die im Wald verschwand" sagt, er habe schon beim Schreiben an Sie gedacht. Schmeichelt Ihnen das, oder nehmen Sie's gelassen hin?

Matthias Brandt: Hinnehmen sicher nicht, das ist ja etwas, was einem nicht oft passiert. Es ist meine dritte Zusammenarbeit mit Oliver. Er ist in seiner Beharrlichkeit ein schönes Beispiel dafür, dass man kontinuierlich arbeiten und Ideen miteinander entwickeln kann.

Die Geschichte spielt in den 50er-Jahren. Matthias Brandt verkörpert einen Mann, den der Zweite Weltkrieg aus der Bahn geworfen hat, Stefan Kurt einen Lokalpolitiker, der seine zwiespältige Rolle im Krieg verdrängt hat. Was haben Sie von Ihren jeweiligen Charakteren in sich selbst wiedergefunden?

Stefan Kurt: Das Verdrängen oder dieses Nicht-wahrhaben-Wollen, das kenne ich sehr gut von mir.

Matthias Brandt: Ich tu mich immer schwer damit, extreme Erlebnisse wie die Traumata dieses Mannes mit eigenen Erlebnissen gleichzusetzen, das funktioniert, glaube ich, nicht. Aber mir ist sehr plausibel, wie die Rolle angelegt ist. Darüber hinaus ist er Melancholiker wie ich. (lacht)

Und er ist ein ordentlicher Brausekopf. Auch wie Sie?

Matthias Brandt: Das schließt sich ja nicht aus. (schmunzelt)

In den Szenen zwischen Ihnen beiden geht es emotional heftig zur Sache. Wie sind sie miteinander umgegangen, wenn Sie sich nicht gerade vor der Kamera anbrüllen mussten?

Stefan Kurt: Ich sinke in solchen Situationen eigentlich in Stille, trage das den ganzen Tag mit mir rum, und alles wird immer düsterer, aber mit Matthias war das ganz anders.

Der Melancholiker hat Sie aufgeheitert?

Stefan Kurt: Aber hallo! Ich habe noch nie so viel Quatsch gemacht wie bei diesem Film. Wir haben gelacht und gealbert, um das andere spielen zu können.

Matthias Brandt: Melancholiker sind ja nicht immer nur traurig. Ich finde Humor absolut wichtig, und ich kann mit bestimmten Situationen gar nicht anders umgehen. Das war schon am Theater so. Man hat nie so viel gelacht wie zu den Zeiten, als man an Tragödien gearbeitet hat. Man muss sich da zwischendurch auch mal frei machen, insofern hat das vielleicht eine ausgleichende Funktion. Wenn man dann auf einen trifft, mit dem das so gut geht wie mit Stefan - umso besser.