Paul Bäumer ist 17 Jahre alt, ein Gymnasiast, ein typischer Teenager seiner Zeit und wie seine Freunde und Schulkollegen überaus empfänglich für die Propaganda des Kaiserreichs. Als er schließlich einberufen wird, zieht er geradezu euphorisch an die Front und wird dort eines Besseren belehrt. Keine Heldensagen werden hier geschrieben, stattdessen regieren Tod und Elend, Gemetzel und Grauen.

1928 erschien Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" und wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur. Verfilmt wurde das Werk bereits 1930, es folgten zahlreiche Adaptionen. Regisseur Edward Berger hat sich ein weiteres Mal daran gemacht und ein hochintensives Drama geschaffen, mit einem Cast, der diese schwere Geschichte beeindruckend schultert.

Felix Kammerer: "Wir waren am Ende unserer Kräfte"

Felix Kammerer spielt diesen jungen Paul Bäumer, und der hat sich schon in der Vorbereitung auf die Rolle richtig reingehängt. "Ich bin vorher monatelang mit einer 10-Kilo-Gewichtswest laufen gegangen, im tiefsten Winter", so Kammerer im Interview. Gelesen hat der 27-jährige Wiener die Buchvorlage bereits während des Studiums, auf die Rolle schließlich hat er sich mit diversen Coaches vorbereitet, für den Dialekt, fürs Schauspiel selbst. Und für den richtigen Umgang mit den Waffen. Die Schlachten, die Schießereien, das Grauen, all das wirkt unglaublich intensiv und direkt.

Kein Zufall, wie Kammerer auf netflixwoche.de erzählt. "Alles, was im Film anstrengend aussieht, war auch wirklich anstrengend. Wir waren wirklich am Ende unserer Kräfte. Es war nass und dreckig, alles scheuert, die Hände sind aufgerieben, die Arme. Alles ist aufgerissen, weil der Lehm und die Sandkörner alles aufkratzen. Temperatur: Immer zwischen vier und zehn Grad."

"Im Westen nichts Neues" mit Felix Kammerer im Oscar-Rennen

Am 19. September 1995 in Wien geboren, als Sohn einer Opernsängerin und eines Opernsängers, startete er als 18-Jähriger beim Jungen Ensemble Hörbiger, studierte ab 2015 an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, der Beginn einer beeindruckende Bühnenkarriere, unter anderem als festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und in Jelineks "Schwarzwasser" am Akademietheater.

Seine Filmografie liest sich noch luftig, u.a. spielte er 2021 im Fernsehfilm "Dürer" mit, aber das dürfte sich spätestens mit "Im Westen nichts Neues" ändern. Nicht nur hierzulande sorgt Kammer für Furore, auch jenseits des Großen Teiches ist man auf den Film aufmerksam geworden, und wie: Der Film geht für Deutschland ins Oscar-Rennen und könnte sich im Januar auf der Shortlist in der Kategorie "Bester internationaler Film" befinden.

Kammerer selbst sieht es – noch – entspannt: "Es wird sicher noch ein bisschen Zeit brauchen, bis ich merke, dass das wirklich passiert ist, dass dieser Film jetzt rausgeht in die Welt."

Mal schauen, was der kommende Januar so bringt …