Der Kult lebt auf einem Schrottplatz im Westerwald. In der Mittelstraße 2 in einem kleinen Ort namens Dernbach. Wer hinfahren will, stellt erst mal verdutzt fest, dass es diese Adresse gleich zweimal gibt. "Wenn Sie zum Schrottplatz der Ludolfs wollen, müssen Sie ins andere Dernbach", sagt ein Rentner im falschen Dernbach, rund 25 Kilometer vom Ziel entfernt. Tausenden Menschen habe er über die Jahre den Weg erklärt, sagt er. Die Ludolfs, er kenne sie nicht persönlich, aber das seien wohl vier Brüder, die im Fernsehen laufen.

Lesetipp

"Welche, die was Nobelpreis bekommen haben, wollten hier in Dernbach zur 700-Jahr- Feier was filmen", erklärt Peter, inoffizieller Wortführer der Ludolf-Brüder eine halbe Stunde später im richtigen Dernbach. "Einer war so Forscher gewesen, mit Frösche und Tiere und so weiter, der andere war so Schriftsteller. Die sind gekommen und haben geguckt, wie wir lustig sind."

Der Beginn einer eigenartigen Erfolgsgeschichte. Das Filmprojekt fürs Lokalfernsehen, das Dernbacher Originale vorstellen wollte, mündete in diversen Reportagen für Kabel 1 und wurde schließlich zu einer Dokusoap des kleinen Senders DMAX. Gerade wird die vierte Staffel gedreht, längst sind die schwergewichtigen Männer mit der eigenwilligen Ausdrucksweise zum Zugpferd des Männersenders geworden. Am 9. April startet nun auch noch ein Kinofilm, der das Quartett nach Italien führt. (Sehen Sie hier den Trailer!)


Peter schläft, Günter raucht.

Eigenartig ist die Erfolgsgeschichte, weil es bei den Ludolfs eigentlich nichts Besonders zu sehen gibt. Das dafür aber jedes Mal: Manni und Uwe bocken im hinteren Teil des Geländes alte Autos auf und schlachten sie aus. Peter und Günter sitzen in der Küche. Peter schläft, Günter raucht. Das Telefon klingelt. Günter sieht das Telefon an, nimmt nach dem dritten Klingeln den Hörer ab, sagt "Ludolf", dann "gudn" - kurz für guten Tag - und ruft Peter über den Tisch etwas zu wie: "Stoßstange Ascona, vorne, 1987". Der brummt: "Jaah... muss ich gucken. Soll in zwei Stunden noch mal anrufen." Irgendwann schlurft er dann in die riesige Schrotthalle und besteigt einen der vielen Altmetallberge auf der Suche nach dem richtigen Teil. Das wars im Wesentlichen.

Interessant wird es aber, wenn die Brüder reden. Und das tun sie - wenn sie nicht schlafen - ständig. Über alles. Eltern: "Vatichen und Muttichen haben jedes Hemd für uns geopfert. Alles für die Kinder. Nie geschlagen. Nie im Leben. Nur Fernsehverbot." Frauen: "Die lieben wir. Das sind alles kleine Prinzessinnen. Egal wie alt, ob achtzig oder neunzig oder jünger." Religion: "Wir glauben an den lieben Gott. Wir glauben, dass es später was gibt."