Die Mutter freischaffende Künstlerin, der Vater alkohol- und spielsüchtig, die Familie nie länger als ein paar Wochen am selben Ort - ihre eigene Geschichte verarbeitete die US-Journalistin Jeannette Walls zum autobiografischen Bestseller "Schloss aus Glas", der nun mit Oscar-Preisträgerin Brie Larson in der Hauptrolle verfilmt wurde. In einer der Hauptrollen, müsste man wohl korrekt sagen...

Die Figur der Jeannette Walls wird von mehreren Schauspielerinnen in den unterschiedlichen Altersklassen verkörpert. Haben Sie sich irgendwie mit den jüngeren Jeannettes abgestimmt?

Brie Larson:
Wir haben mehr oder weniger in chronologischer Reihenfolge gedreht, die Kinder waren also zuerst dran, und ich habe ganz genau zugesehen. Dann ist mir aufgefallen, dass zum Beispiel Ella, die mittlere Jeannette, ihr Haar auf eine bestimmte Weise hinter ihr Ohr strich, also habe ich das später ebenso gemacht. Einfach damit es Punkte gibt, an denen wir feststellen können, dass es dieselbe Person ist, nur in ­anderer Entwicklungsstufe.

Die ältere Jeannette hat eine ganz besondere und einzigartige Beziehung zu ihrem Vater. Ist es etwas, das man Hassliebe nennen könnte?

Jedes Mal, wenn ich über diesen Film spreche, muss ich betonen, dass er zwar auf wahren Erlebnissen basiert, aber nur die Filmversion dieser Geschichte ist. Ich glaube schon, dass Jeannette Walls findet, dass der Film ihr und ihrem Leben gerecht wird. Aber für mich ist es immer etwas seltsam, so abstrakt über sie zu sprechen, denn sie ist ja eine reale Person, mit der ich selbst lange Gespräche geführt habe.

Wie waren diese Gespräche?

Sie hat viel davon erzählt, dass Vergeben definitiv ein großer Teil ihres Lebens war. Sie liebt ihre Eltern noch immer, ohne Wenn und Aber. Sie sind Menschen, sie haben gute Qualitäten und schlechte. Wir haben viel gesprochen, das war die beste Recherche, die ich für die Rolle haben konnte. Und ich glaube, in diesem Film geht es am meisten um Erinnerung.

Haben Sie besondere Erinnerungen aus Ihrer
eigenen Kindheit?


Ja, ich erinnere mich, dass ich als Kind - ich war vielleicht sechs Jahre alt - die Figur der Nala aus "Der König der Löwen" aus Porzellan kaufte, die mir sehr wichtig war - ich glaube, ich habe sie nicht einmal aus der Verpackung genommen, damit sie geschützt war. Aber dann ist sie beim Umzug nach Los Angeles irgendwie verschwunden. Vor etwa sechs Monaten spürte ich plötzlich den Impuls, unbedingt diese Porzellan-Nala wieder in meinem Leben zu brauchen. Also habe ich sie mir wieder gekauft, für vielleicht zehn Dollar bei eBay. (lacht) Das war sehr erfüllend für mein inneres Kind.

Sie spielen bald für Marvel die Comicbuchheldin Captain Marvel. Wie sehr spricht das Ihren inneren Geek an?

Sehr, sogar meinen äußeren! (lacht) Diese Rolle wollte ich unbedingt spielen, weil sie einfach perfekt zu allem passt, was mir wichtig ist und ich bislang gemacht habe, ob in "Raum" oder jetzt in "Schloss aus Glas". Für mich ist sie ein gewaltiges feministisches Statement!