Lange genug hat es gedauert, dass endlich eine Superheldin ihren eigenen Solo-Film im MCU verpasst bekommt – und auch wenn wir mit "Captain Marvel" nicht so zufrieden waren, strömen die Fans wieder in Scharen ins Kino, nicht zuletzt, da die mutige Alien-Kriegerin Carol Denvers (Brie Larson) schon bald in "Avengers: Endgame" gemeinsam mit Iron Man, Captain America und Thor gegen den mächtigen Schurken Thanos antreten wird. Wer jedoch im Kino aufmerksam das erste Abenteuer von Captain Marvel verfolgt hat, dem könnten ein paar kleine Details aufgefallen sein, die im Hinblick auf die anderen Filme des Marvel Cinematic Universe keinen Sinn ergeben!

1: Nick Furys Augenklappe

"Captain Marvel" spielt im Jahre 1995 und erzählt, wie die Kriegerin Vers der außerirdischen Alienrasse der Kree nach einer Bruchlandung auf der Erde notlandet und dort Bekanntschaft mit dem SHIELD-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) macht, den Fans der Reihe natürlich als späteren Direktor von SHIELD kennen. Doch genau hier liegt das Problem: Am Ende von "Captain Marvel" verliert Fury auf amüsante Weise sein linkes Auge, was dazu führt, dass er in seinen späteren Filmauftritten als SHIELD-Boss mit einer Augenklappe durch die Gegend läuft. Allerdings sahen wir Nick Fury in "The Return of the First Avenger" auf einer Fotografie als aktiven SHIELD-Direktor – mit beiden gesunden Augen. Das dürfte nach "Captain Marvel" eigentlich nicht möglich sein…

2: Howard Starks Vermächtnis

Es ist spätestens seit "Captain America: The First Avenger" kein Geheimnis mehr, dass Howard Stark (Dominic Cooper), der Vater von Iron Man, für SHIELD gearbeitet hat. Immerhin konstruierte er einst den mächtigen Schild des Superhelden. Doch sein Tod ist es, der mit "Captain Marvel" nicht zusammenpassen will. In "Iron Man 2" berichtet Nick Fury gegenüber Tony Stark (Robert Downey Jr.), dass er einst mit Howard Stark zusammengearbeitet habe und dieser dabei immer von seinem Sohn erzählte. Auch hier steht dem Ganzen im Weg, dass Nick Fury laut Captain Marvel erst nach 1995 zum SHIELD-Direktor werden konnte und als einfacher Agent wohl kaum mit Howard Stark gearbeitet haben wird, weil dieser am Tesseract-Projekt arbeitete – von dem Fury in "Captain Marvel" eindeutig erst 1995 etwas erfährt. Da Stark aber laut "The First Avenger: Civil War" bereits 1991 starb, lügt Fury hier entweder – oder die Marvel-Autoren haben einen Logikfehler gemacht.

3: Wie isst Nick Fury Brote?

Bleiben wir noch mal bei Nick Fury: In einer Szene in "Captain Marvel" soll er Carol Denvers davon überzeugen, dass er kein Skrull ist. Diese Gestaltenwandler können nämlich die Identität von nahezu allem annehmen, nicht aber deren Erinnerungen kopieren. Daher erzählt Fury Carol im Vertrauen, dass er diagonal geschnittenes Toastbrot nicht essen kann. Ein kleiner, lustiger Gag, der zu dem Badass-Charakter von Nick Fury passt. Oder passen würde, wäre da nicht eine Szene auf der Farm von Hawkeye (Jeremy Renner) in "Avengers: Age of Ultron", in der man Nick Fury tatsächlich dabei sieht, wie er sich ein Toast zubereitet – und es dabei diagonal durchschneidet. Handelt es sich bei Fury etwa doch um einen Skrull? Wir gehen eher von einem Logikfehler aus.

4: Das Mysterium um den Namen "SHIELD"

"Captain Marvel" brachte uns nicht nur Nick Fury, sondern auch seinen SHIELD-Kollegen Phil Coulson (Clark Gregg) zurück, der zuletzt in "The Avengers" das Zeitliche segnete und in der TV-Serie "Agents of SHIELD" von den Toten auferstehen durfte. Mit ihm hängt auch das nächste Logikproblem zusammen: In "Iron Man", der zeitlich etwa 13 Jahre nach "Captain Marvel" spielt, stellt Phil Coulson sich als Agent der "Supreme Headquarters, International Espionage and Law-Enforcement Division" vor. Als erst Tony Stark und später Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) sich darüber lustig machen, sagt er, sie arbeiteten gerade an einem besseren, kürzeren Namen. Ganz am Ende des Films stellt er den neuen Namen des Geheimdienstes vor: SHIELD. Wie also kann dieser Name schon 1995 in "Captain Marvel" die offizielle Bezeichnung des Geheimdienstes sein?

5: Warum ruft Fury nicht früher nach Captain Marvel?

Ursprünglich sollte Captain Marvel schon viel früher auf die Avengers treffen – letztlich dauerte es bis 2018, dass es einen ersten Hinweis auf die mächtige Powerfrau gab. In der Post-Credit-Szene holte Nick Fury einen Pager hervor und rief sie damit in der Galaxie um Hilfe, ehe er sich selbst durch Thanos‘ Fingerschnipp auflöste. Diesen Pager bekommt er am Ende von "Captain Marvel" mit der Aussage: Nur für Notfälle! Das hinterlässt die Frage, warum Fury die Fast-Versklavung der Menschheit durch Loki in "The Avengers" oder die Fast-Vernichtung der Erde durch Ultron in "Avengers: Age of Ultron" als "nicht wichtig genug" ansah, um die intergalaktische Kriegerin zu rufen.

Ginge es nach Kevin Feige, ist genau das die offizielle Begründung dafür. In einem Interview mit SlashFilm äußerte er sich zu exakt dieser Debatte: "Es gibt da zwei Dinge", so Feige. "Erstens: Sie sagt, dass es ein echter Notfall sein muss, nicht wahr? Außerdem wissen wir gar nicht, dass er sie nie gerufen hat? Wir haben ihn den Pager nie benutzen sehen. Das bedeutet nicht, dass er das nie getan hat." Und auch Fury-Darsteller Jackson sagte zum Thema (via Cinemablend): "Mit anderen Notfällen konnten die Avengers fertig werden. Wenn aber die halbe Bevölkerung stirbt und sich auflöst, dann ist das ein Notfall, der ihre Mithilfe erfordert."

Von dieser Erklärung kann man halten, was man will. Dass aber ausgerechnet der heroische Fury angesichts tausender Todesfälle in den "Avengers"-Filmen auf sein größtes Ass im Ärmel verzichtet haben soll, wird auch weiterhin bei einigen einen faden Beigeschmack hinterlassen. Ob Captain Marvel aber tatsächlich der entscheidende Trumpf gegen Thanos sein wird, das erfahren wir ab dem 25.04.2019 in "Avengers: Endgame".