Sie ist keine, die auf Partys die Gäste schlagartig zum Verstummen bringt, wenn sie den Raum betritt. Rebecca Hall strahlt nicht die animalische Erotik einer Angelina Jolie aus, und sie hat auch nicht die Modelmaße von Jessica Biel. Die 29-Jährige ist eine Schauspielerin, deren Qualitäten man erst allmählich schätzen lernt, dann aber umso mehr.
Woody Allen wusste genau, was er tat, als er 2008 die damals nur Insidern bekannte Britin für seine federleichte Sommerkomödie "Vicky Cristina Barcelona" engagierte, die das Zweite jetzt als Free-TV-Premiere zeigt. Der Regiealtmeister traute der Tochter von Englands Theaterlegende Peter Hall ohne Weiteres zu, mit den Publikumslieblingen Scarlett Johansson und Penélope Cruz auf Augenhöhe zu spielen.
Sein Instinkt trog ihn nicht. Hall hat in Allens Film die schwerste Rolle. Sie spielt die junge Amerikanerin Vicky, die ganz genau zu wissen glaubt, was sie im Leben will: einen Mann mit Geld, ein schönes Haus, geordnete Verhältnisse. Und der dann langsam klar wird, dass sie sich eigentlich nach der großen Leidenschaft sehnt und nicht nach einer Existenz wie aus der Werbung für einen Bausparvertrag.
Rebecca Hall verkörpert diese Figur mit einem wunderbaren Gefühl für das rechte Maß, auch wenn sie betont: "Ich bin ganz anders als Vicky. Sie ist so schrecklich praktisch." Wenn Hall eine nervöse Frau spielt, denkt man unwillkürlich: Genau so hat man das schon mal gesehen, und zwar nicht im Kino, sondern im wirklichen Leben, auf einer Geburtstagsfeier oder im Einkaufszentrum.
Das Interessante daran: Man kann sich bei den Charakteren, die Hall spielt, nie ganz sicher sein. Geben sie sich laut und selbstbewusst, schimmert oft auch etwas vom Gegenteil durch, eine Spur von Unsicherheit, ja Scheu.
Das war schon in einem ihrer ersten Filme so, in der von Tom Hanks produzierten Studentenkomödie "Starter for 10" (2006). Auch in Ben Afflecks zweiter Regiearbeit "The Town - Stadt ohne Gnade" ist sie als Filialleiterin einer Bank, die überfallen wurde, hin- und hergerissen: zwischen der Abscheu über die Gangster und
der sich auf ihrem ovalen Gesicht im Beben der Nasenflügel abzeichnenden Einsicht, dass einer der Geiselnehmer sie besser versteht als jeder andere Mensch in ihrem Leben.
Anfangs hatte Rebecca Hall, deutschen Krimiliebhabern aus der Miniserie "Yorkshire Killer" (lief im Januar im Ersten) bekannt, Schwierigkeiten, weil sie so groß (1,77 Meter) ist und viele Schauspieler so klein sind. Heute dreht sie mit Hollywoods A-Liga. In diesem Sommer steht sie zum Beispiel mit Vince Vaughn, Justin Timberlake, Bruce Willis und Catherine Zeta-Jones für die neue Stephen-Frears-Komödie "Lay the Favorite" vor der Kamera.
Fragen zum Privatleben wehrt Rebecca Hall ab. 2010 kursierten Gerüchte, sie sei der Grund, warum sich der "American Beauty"-Regisseur Sam Mendes vom "Titanic"-Star Kate Winslet getrennt habe. Schwachsinn, kommentiert Hall knapp. Sie verbringt ihre Abende lieber allein. Und zieht sich Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" auf DVD rein. Kein Wunder, dass sie sich mit Woody Allen so gut versteht.
Rainer Unruh
Vicky Cristina Barcelona
MO 4.7. ZDF 22.15 Uhr
Woody Allen wusste genau, was er tat, als er 2008 die damals nur Insidern bekannte Britin für seine federleichte Sommerkomödie "Vicky Cristina Barcelona" engagierte, die das Zweite jetzt als Free-TV-Premiere zeigt. Der Regiealtmeister traute der Tochter von Englands Theaterlegende Peter Hall ohne Weiteres zu, mit den Publikumslieblingen Scarlett Johansson und Penélope Cruz auf Augenhöhe zu spielen.
Sein Instinkt trog ihn nicht. Hall hat in Allens Film die schwerste Rolle. Sie spielt die junge Amerikanerin Vicky, die ganz genau zu wissen glaubt, was sie im Leben will: einen Mann mit Geld, ein schönes Haus, geordnete Verhältnisse. Und der dann langsam klar wird, dass sie sich eigentlich nach der großen Leidenschaft sehnt und nicht nach einer Existenz wie aus der Werbung für einen Bausparvertrag.
Rebecca Hall verkörpert diese Figur mit einem wunderbaren Gefühl für das rechte Maß, auch wenn sie betont: "Ich bin ganz anders als Vicky. Sie ist so schrecklich praktisch." Wenn Hall eine nervöse Frau spielt, denkt man unwillkürlich: Genau so hat man das schon mal gesehen, und zwar nicht im Kino, sondern im wirklichen Leben, auf einer Geburtstagsfeier oder im Einkaufszentrum.
Das Interessante daran: Man kann sich bei den Charakteren, die Hall spielt, nie ganz sicher sein. Geben sie sich laut und selbstbewusst, schimmert oft auch etwas vom Gegenteil durch, eine Spur von Unsicherheit, ja Scheu.
Das war schon in einem ihrer ersten Filme so, in der von Tom Hanks produzierten Studentenkomödie "Starter for 10" (2006). Auch in Ben Afflecks zweiter Regiearbeit "The Town - Stadt ohne Gnade" ist sie als Filialleiterin einer Bank, die überfallen wurde, hin- und hergerissen: zwischen der Abscheu über die Gangster und
der sich auf ihrem ovalen Gesicht im Beben der Nasenflügel abzeichnenden Einsicht, dass einer der Geiselnehmer sie besser versteht als jeder andere Mensch in ihrem Leben.
Anfangs hatte Rebecca Hall, deutschen Krimiliebhabern aus der Miniserie "Yorkshire Killer" (lief im Januar im Ersten) bekannt, Schwierigkeiten, weil sie so groß (1,77 Meter) ist und viele Schauspieler so klein sind. Heute dreht sie mit Hollywoods A-Liga. In diesem Sommer steht sie zum Beispiel mit Vince Vaughn, Justin Timberlake, Bruce Willis und Catherine Zeta-Jones für die neue Stephen-Frears-Komödie "Lay the Favorite" vor der Kamera.
Fragen zum Privatleben wehrt Rebecca Hall ab. 2010 kursierten Gerüchte, sie sei der Grund, warum sich der "American Beauty"-Regisseur Sam Mendes vom "Titanic"-Star Kate Winslet getrennt habe. Schwachsinn, kommentiert Hall knapp. Sie verbringt ihre Abende lieber allein. Und zieht sich Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" auf DVD rein. Kein Wunder, dass sie sich mit Woody Allen so gut versteht.
Rainer Unruh
Vicky Cristina Barcelona
MO 4.7. ZDF 22.15 Uhr