Ulrich Tukur (59) sieht die "Zerbrechlichkeit aller Strukturen".
Der Name ist nicht unbedingt Programm: Bei 'Let's Misbehave' zelebriert der Schauspieler ('Tatort') mit seinen Rhythmus Boys Ulrich Mayer (Gitarre, Gesang), Günter Märtens (Kontrabass, Gesang) und Kalle Mews (Schlagzeug, Gesang) nicht etwa den Verfall der Sitten. Die vier Herren singen viel eher darüber, wie man auch mit guten Manieren gegen das Establishment rebellieren kann. Dass es gerade der heutigen Jugend an gutem Benehmen fehlt, erklärte der Star im Interview mit der 'Mopo' so:
"Wir haben diese Welt von den zwei, drei Generationen vor uns übernommen, wir haben sie nicht selbst erkämpft. Und insofern verbinden wir nicht mehr so viel damit wie noch unsere Eltern oder Großeltern. Und was man als selbstverständlich hinnimmt, verschleiert den Blick auf die Zerbrechlichkeit aller Strukturen, die wir Menschen um uns herum errichten."
Statt aber in Depressionen über diesen Zustand zu verfallen, wählt Ulrich einen anderen Weg - die jede Menge Schabernack enthält. "Es ist nichts schlimm an guter Unterhaltung", findet der Star. "Eine wundervolle Musik, die für zweieinhalb Stunden zum Träumen einlädt, und eine charmante Reise in die Welt des höheren Blödsinns - das stärkt Seele und Nerven für die absurde Welt da draußen."
Doch nicht nur Respekt und Manieren waren früher besser - auch anderes vermisst der Künstler. "Ästhetisch bin ich tief in der Vergangenheit verwurzelt, Mode, Musik, Architektur, die menschlichen Lebenswelten folgten in fast jeder Hinsicht dem Postulat der Schönheit und Eleganz. Das ist nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Städte und Landschaften wurden ökonomischen Interessen und Zweckmäßigkeiten unterworfen und werden seitdem verschandelt und rücksichtslos ausgebeutet", beschwerte sich Ulrich Tukur unlängst im Gespräch mit dem 'Berliner Kurier'.
/Cover Media