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Tayfun Baydar: Rückkehr zu GZSZ? "Ich bin nicht abgeneigt"

Tayfun Baydar gibt es demnächst in einer ungewöhnlichen Rolle im "Traumschiff "zu sehen. Wir haben mit dem Schauspieler über die ZDF-Dreharbeiten gesprochen und auch über seine lange Zeit bei der Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Am 20. November schippert wieder das "Traumschiff" durch die Weltmeere. Dieses Mal geht es aber für Florian Silbereisen und Co. nicht in die sonnigen Traumziele im Süden, sondern in den hohen Norden: Die neuste Folge der ZDF-Reihe spielt in Lappland. Bei den Dreharbeiten unterm Nullpunkt war auch Schauspieler Tayfun Baydar dabei. Er spielt einen katholischen Priester und alten Schulfreund von Max Parger. Besonders bekannt wurde Baydar durch seine Rolle des Tayfun Badaks bei "Gute Zeite, schlechte Zeiten", die er von 2008 bis 2016 spielte. Wir haben den Schauspieler, der in Hamburg und Berlin zuhause ist, zum Interview getroffen.

Tayfun Baydar im Interview

Foto: IMAGO / eventfoto54, Tayfun Baydar bei seiner Vostellung für "GZSZ".

TVSPIELFILM.de: Herr Baydar, Sie waren als Hauptdarsteller bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" acht Jahre lang einem Millionenpublikum bekannt. Nach Ihrem Ausstieg 2016 wurde es gefühlt ruhiger um Sie. Was haben Sie in den vergangenen Jahren gemacht?

Tayfun Baydar: Ja, dass es ruhig um mich gewesen sein soll und ich jetzt ein großes Comeback feiere, habe ich auch gelesen, als ich mich kürzlich mal gegooglet habe. (lacht) Für mich waren die vergangenen Jahre gar nicht ruhig. Ich habe als Schauspieler in verschiedenen Serien wie "In aller Freundschaft", den "Pfefferkörnern", "WaPo Bodensee" oder zuletzt bei "Fritzi – Der Himmel muss warten" mitgespielt. Außerdem habe ich noch Theater in Karlsruhe und Dresden gespielt, darunter "Weihnachten auf dem Balkon", was ein großer Spaß war. Und dann war ich ja noch eineinhalb Jahre Regisseur bei "Berlin – Tag & Nacht". Das haben viele Leute gar nicht mitbekommen.

Wie kam es zu Ihrer Regie-Tätigkeit bei "Berlin – Tag & Nacht?"

Ein guter Freund von mir hat früher die Regie bei "GZSZ" gemacht und landete dann bei "Berlin – Tag & Nacht". Damals hatte ich bereits Ambitionen, mehr im Bereich Regie zu machen und habe ihn einfach gefragt, ob ich einen sogenannten Regiemitlauf machen kann. Mit der Zeit durfte ich immer mehr selbst machen, bin dann irgendwann auch eingesprungen als Regisseur und habe dann auch einen Vertrag angeboten bekommen. Bei meinem Start war ich überrascht, weil ich sehr viele Gesichter hinter den Kulissen schon von meiner Arbeit bei "GZSZ" kannte, ich habe mich also direkt sehr wohl gefühlt am Set. Ich muss aber auch sagen, dass ich vor meiner Arbeit dort Vorurteile gegenüber der Serie hatte, aber die Schauspieler waren sehr authentisch und frech, und waren sehr dankbar für unsere Arbeit. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und rückwirkend habe ich innerlich meinen Hut vor all den Daily-Soap-Regisseuren gezogen. Das ist harte Arbeit und man benötigt sehr viel Fingerspitzengefühl.

Haben Sie es genossen, dass der Hype um Sie als Person etwas abgeflacht ist, Sie eben eher hinter der Kamera standen und nicht mehr vor der Kamera? Oder wurden Sie weiterhin als "der Tayfun" erkannt?

Ich habe mir nicht aktiv vorgenommen, mehr hinter der Kamera zu machen. Das hat sich einfach so ergeben, aber es kam mir schon gelegen. Im Jahr 2018 wurde der Rummel um meine Person bereits immer weniger. Es ist erstaunlich, wie schnell es dann doch geht: von meterweise erkannt werden zu täglich, wöchentlich und mittlerweile nur noch alle drei Wochen. Da freue ich mich aber drüber! Ich liebe meine Privatssphäre sehr und bin gerne auf der Straße unterwegs. Wer als Soapstar oder durch einen anderen Job einen relativ hohen Bekanntheitsgrad haben will, sollte sich das wirklich überlegen. Ich sage nicht, dass es schlecht ist, aber es ist auf jeden Fall ein sehr großer Teil des Lebens. Das ist nicht jedermanns Sache. Wenn ich an der Supermarktkasse stehe, kann ich nicht einfach sagen: Jetzt bin ich nicht berühmt und habe keine Lust über "Emily" oder "Gerner" (Anmerkung: Rollen bei "GZSZ") zu sprechen.

War dieses ständige erkannt werden auch mit Stress verbunden?

Ja, das war auch Stress, nicht nur, aber sicherlich auch Stress! Es ist immer tagesform-oder situationsabhängig: Wenn ich durch meine Bekanntheit in einen Club reinkomme, dann war es natürlich schon cool, so bekannt zu sein. Es ist auch schön, wenn Menschen auf dich zukommen, die sich sehr über dich freuen. Aber wenn Leute vor einem stehen und dich einfach nur angucken – und verständlicherweise gar nicht wissen, was sie sagen sollen – dann ist das stressig. Auch für den Körper des Schauspielers bedeutet die Arbeit am Set einer Daily Soap Stress: In der Sendung geht es um Dramen, man streitet, man weint … das merkt der Schauspieler körperlich.  

Ich habe für mich irgendwann eine Routine entwickelt: Wenn ich meine Klamotten ausgezogen habe, habe ich mich draußen nochmal hingesetzt, ein großes Glas Wasser getrunken und dann war für mich der Drehtag beendet. Nur das Problem ist ja: Für mich war es vorbei, aber vor dem Studio stehen schon zehn Leute, für die fängt der Spaß erst an. Es war nicht immer einfach die Balance zu finden. 

Interessanterweise ähnelt ihr Serienrollenname "Tayfun Badak" ja auch noch ihrem Realnamen Tayfun Baydar sehr.

Ich habe tatsächlich Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass Menschen, die mich angesprochen haben mit "Bist du nicht Tayfun?" nicht mich als Menschen meinten, sondern eben meine Rolle. Danach kam dann nämlich immer wieder: "Wie heißt du denn wirklich?"

Aber die große Ähnlichkeit kam tatsächlich dadurch, dass der Producer damals noch vor dem Casting auf einer Liste meinen Namen gesehen hatte und dann gesagt hat: Den Namen mag ich, die Rolle soll Tayfun heißen! Ich habe aber dann erst beim Unterschreiben des Vertrags mitbekommen, dass auch der Nachname sehr ähnlich zu meinem ist und dachte erst, das sei ein Fehler. Für mich war es aber auch ein Hinweis, dass sie mich gut finden und sich wohl dachten: Sei einfach Tayfun Baydar, aber wir nennen dich Tayfun Badak. (lacht)

Ihre Rolle "Tayfun" hat damals seine große Liebe "Emily" verlassen und ist ausgewandert. Gab es darauf auch negative Reaktionen von Fans Ihnen gegenüber?

Ich kann mich in all meinen Jahren nicht erinnern, dass ich jemals blöd von Fans angemacht wurde. Meine Rolle war größtenteils sehr liebenswert. Nachdem meine letzte Folge im Fernsehen ausgestrahlt wurde, hat mich ein junges Mädchen damals angesprochen und mir erzählt, wie sehr ihre Oma bei meinem Abschied geweint hat. Es war ein sehr schöner Abschied.

Und trotzdem erlaubt das Ende eine Rückkehr. Wann darf Tayfun denn mal zurück in den Kolle-Kiez?

Ich weiß aktuell nichts von Plänen einer Rückkehr, aber ich bin nicht abgeneigt. Ich habe immer mal wieder Kontakt mit den Ex-Kollegen. Ich würde für eine Gastrolle super gerne und sofort zurückkehren. Eine Rückkehr in den Hauptcast für mehr als 12 Monate kann ich mir aber nicht vorstellen, weil ich ja eben weiß, welch ein Rattenschwanz darauf folgt – mit erkannt werden und so weiter…  Aber man soll natürlich niemals nie sagen. Vielleicht lesen die Produzenten das hier ja und machen mir ein Angebot für den Hauptcast, das ich nicht ablehnen kann. (lacht)

Im "Traumschiff": Baydar spielt katholischen Priester

Foto: ZDF/Dirk Bartling, Das Traumschiff Lappland: Pekka Nielson (Maria Höfl-Riesch, 2.v.r.) hilft den Freunden Max Parger (Florian Silbereisen, r.), Patrick Steiner (Daniel Fritz, 2.v.l.) und Maik Berghammer (Tayfun Baydar, l.) nach einem Unfall.

Jetzt sind Sie aber erstmal beim "Traumschiff" im ZDF zu sehen. Wie hat sich diese Rolle ergeben?  

Ich habe bei "Fritzi – der Himmel muss warten" mitgespielt und bei der Produktionsfirma wird auch das "Traumschiff" gemacht. Darüber bin ich dann empfohlen worden und habe die Rolle als Pfarrer Maik angeboten bekommen.

Und wie enttäuscht waren Sie dann als Sie mitbekommen haben, dass es nicht in die Karibik geht, sondern in den hohen Norden, nach Lappland?

Ich würde lügen, wenn ich ‚gar nicht‘ antworten würde. (lacht) Ich habe mich über die Rolle beim "Traumschiff" aber riesig gefreut und dachte mir, dass ich persönlich wohl nie auf die Idee gekommen wäre, nach Lappland zu fahren. Deshalb war ich am Ende gar nicht enttäuscht, sondern habe mich über diese Möglichkeit gefreut. Für die Dreharbeiten waren wir knapp drei Wochen in Lappland und haben alle Landaufnahmen gedreht. Nach einer kurzen Pause haben wir die Szenen auf dem Schiff dann hier gedreht. Die paar Tage Pause waren gut, denn in Lappland waren es teilweise -25 Grad und das Team war bereits seit Monaten unterwegs gewesen.

Wer ist Priester Maik?

Priester Maik ist ein Jugendfreund von Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen). Er überrascht den Kapitän zusammen mit einem weiteren Kumpel, Patrick (Daniel Fritz). Sie überrumpeln den Kapitän mit einem Hundeschlittenausflug, der dann anders endet als gedacht und plötzlich geht es für den Kapitän um Leben und Tod. Zusätzlich kommt auch noch ein Liebesgeheimnis ans Licht. Lustigerweise bin ich auch privat mit Daniel Fritz gut befreundet, aber Florian Silbereisen kannte ich nicht. Er hat es uns aber sehr leicht gemacht, weil er ein Herz von einer Seele ist und ein Kumpel-Typ. Er war super entspannt.

Wie kann man sich Dreharbeiten bei Minus 25 Grad vorstellen?

Wir waren dick eingepackt! Ich habe beim Dreh etliche Schichten getragen, wir haben sehr gute Kleidung bekommen. Das war aber auch wichtig, da beim Dreh ständig gewartet wird und da kriecht die Kälte zu dir rein. 

Sie haben es eben schon angesprochen: Sie sind Hundeschlitten gefahren. Wie war das?  

Wir haben Einweisungen bekommen, die Schlitten können sonst auch von Touristen gemietet werden. Die Hunde laufen die festgelegten Spuren. Man muss aber aufpassen, dass die Bremse angezogen ist. Wenn die Hunde erstmal los sind, kennen die nämlich kein "Stop!". Es ging alles gut, nur einmal ist unser Kameramann in der Kurve samt Kamera aus dem Schlitten gekippt und in den hohen Schnee gefallen. Ich bin von Haus aus kein Actionsportler, aber ich liebe Tiere und das hat sehr viel Spaß gemacht.

Sie haben auch die Polarlichter gesehen: Was für ein Gefühl war das?

Ja, wir haben die Polarlichter gesehen. Unser Hotel in Levi war in der Nähe eines Sees, der wohl dafür bekannt ist. Irgendwann wurde in unserer Whatsapp-Gruppe vom Dreh eine Nachricht geschrieben, dass die Polarlichter-App eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent ausgegeben hat. Wir sind dann alle nach draußen und nach wenigen Minuten sind die Polarlichter erschienen und da gab es dann viele "Ohs" und "Ahs".

So kam Tayfun Baydar zur Schauspielerei

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen? Ihr Bruder ist der erfolgreicher Sänger Volkan Baydar. Wäre für Sie die Musik auch eine Option gewesen?

In meinem Leben haben sich viele Dinge bisher einfach ergeben. Der Musikkelch ist an mir vorbei und zu meinem Bruder gegangen, das passt aber auch. Volkan atmet Musik, er ist Musik! Ich habe dafür schon immer gerne Filme geguckt, bin gerne ins Theater gegangen und habe mit der Videothekskarte von meinem Bruder Filme ausgeliehen, bevor ich selber eine haben durfte. Ich wollte nicht immer Schauspieler werden, aber es war unter anderem mein Bruder, der mir den Ruck gegeben hat. Daran wird er sich vermutlich gar nicht mehr erinnern, aber er saß einmal in meinem Taxi, welches ich damals in Hamburg fuhr. Wir saßen dort also und sprachen über meine Zukunft. Für mich war klar, dass ich keinen klassischen Nine-to-five-Job machen möchte. Volkan hat mich gefragt: Wieso gehst du nicht einfach auf eine Schauspielschule? Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, er hat dann auch Flyer für Schauspielschulen in Hamburg organisiert. Die habe ich dann abgeklappert und irgendwann habe ich bei einem Orientierungskurs an der Schule für Schauspiel in Hamburg Blut geleckt, obwohl Text lernen und sowas eher nicht so meines waren. Der Dozent hat mich dann auch ermutigt vorzusprechen und so hat sich das ergeben.

Sie sagen, dass Sie Ihr Leben nicht planen. Wenn ich Sie jetzt aber doch fragen würde, wo wir Sie in 10 Jahren sehen, was würden Sie mir antworten?

Das Schauspielen wird mich mein ganzes Leben lang begleiten. Ich bekomme mittlerweile viel mehr Rollen, da das Thema Diversität immer wichtiger wird. Das wäre vor Jahren noch gar nicht möglich gewesen. Ich sehe mich aber auch noch mehr auf Reisen, vielleicht mit einem Wohnmobil. Egal, wo ich in zehn Jahren sein werde, ich weiß, dass ich noch mehr zu mir und der Art und Weise wie ich leben möchte, gefunden haben werde. 

Vielen Dank fürs Gespräch!

"Das Traumschiff: Lappland" gibt es bereits in der ZDF-Mediathek zu sehen und am 20.11. um 20:15 Uhr im Fernsehen.