Kernig, unerschrocken und immer bereit, an die Grenzen zu gehen: Sylvester Stallone ist ein Actionheld wie er im Buche steht. Der inzwischen 71-jährige US-Amerikaner wurde 1976 mit dem Kassenerfolg "Rocky" schlagartig zum Star. Von einem Tag auf den anderen kannte ihn eine ganze Generation an Kinogängern. Auch die Oscar-Academy trug zur Legendenbildung bei, denn als bester Hauptdarsteller und für das beste Originaldrehbuch waren zuvor für einen Film nur Charlie Chaplin und Orson Welles nominiert worden. Ein früher Triumph für den damals gerade mal 30-jährigen Neuling in Hollywood.

In den 80er-Jahren verbuchte der Sohn sizilianischer Einwanderer einen Kassenerfolg nach dem Nächsten, er lebte den American Dream. Die unzähligen "Rocky"-Ableger und der kommerzielle Erfolg der "Rambo"-Verfilmungen machte Sly zu einem der populärsten Darsteller seiner Zeit. Doch Stallone war noch viel mehr, als nur plumper Action-Star mit einem Näschen für Kassenschlager.

Wusstet ihr beispielsweise, dass Sly leidenschaftlicher Kunstsammler ist?

Ein Junge mit übermäßigem Tatendrang

Als kleiner Junge galt Sly als verhaltensauffällig: Er hatte ADHS, wurde in der Kindheit wegen seiner Gesichtslähmung gemobbt und mit 15 wählten ihn seine Klassenkameraden zu demjenigen, der höchstwahrscheinlich auf dem elektrischen Stuhl landen würde. Seine Schullaufbahn liest sich wie die eines Schwerverbrechers: Er flog von zwölf Schulen und wurde an einer Einrichtung für schwer erziehbare Kinder dann zum Sportler.

Pornokarriere als Sprungbrett zum Oscar

Nach einer Rolle im Theaterstück "Tod eines Handlungsreisenden" reifte in ihm der Traum, Schauspieler zu werden. Doch anfangs wollte den stürmischen Italo-Amerikaner niemand. In den ersten fünf Jahren seiner Filmkarriere blieb er seinem Schulimage treu und spielte Nebenrollen als junger Halbstarker und Halsabschneider mit Lederjacke. Außerdem bekam er Rollen wie im Sexfilm "Italian Stallion", als italienischer Hengst also. Der Name haftet Stallone immer noch an.

Mit Sly verdienten sich die Studios eine goldene Nase

In den 80er- und frühen 90er-Jahren machte Sylvester Stallone neben Action-Konkurrenten wie Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis alle Box-Office-Rekorde platt. Innerhalb von 15 Jahren spülten allein diese drei Haudegen den Studios nur in den USA 2,5 Milliarden Dollar in die Kassen. "Wer hat mehr Leute getötet, wer hat mehr Muskeln, wer hat weniger Körperfett?" - so bauten die vermeintlichen Konkurrenten eine schlagzeilenträchtige Rivalität auf. Tatsächlich war das Trio aber eng befreundet und ging 1991 mit der Restaurantkette "Planet Hollywood" sogar eine Partnerschaft ein.

Für den Ruhm verzichtete er auf Gage

Im Jahr 1997 überzeugte Stallone nicht nur das Publikum, auch die Kritiker würdigten seine darstellerische Leistung in "Cop Land". Für die Rolle als übergewichtiger Loser-Sheriff einer überwiegend von Polizisten bewohnten Kleinstadt hatte er extra 15 kg zugenommen und konnte neben Kollegen wie Robert De Niro, Harvey Keitel und Ray Liotta bestehen. Eine Rolle, die er aus Überzeugung wählte. Statt seiner üblichen Gage von 20 Millionen Dollar erhielt er nur 60 000 Dollar.

Sly lag schon oft am Boden

Zwischenzeitlich las sich die Vita von Stallone wie eine Aneinanderreihung von Flops. Sly bringt es im Rückblick auf sage und schreibe zehn Goldene Himbeeren, die Auszeichnung für besonders misslungene Darstellungen oder inszenatorische Fehlgriffe. Hier die vollständige Liste:

Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtester Schauspieler
1985 Der Senkrechtstarter
1986 Rambo II, Rocky IV
1989 Rambo III
1989 als schlechtester Schauspieler des Jahrzehnts
1993 Stop! Oder meine Mami schießt!
1999 als schlechtester Schauspieler des Jahrhunderts

Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechteste Regie
1986 Rocky IV - Der Kampf des Jahrhunderts

Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtestes Drehbuch
1986 Rambo II - Der Auftrag

Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtestes Leinwandpaar
1995 The Specialist (mit Sharon Stone)

Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtester Nebendarsteller
2004 Mission 3D

Vater, Kunstsammler und vieles mehr

Heute ist Sly nicht nur zum dritten Mal verheiratet (zwischenzeitlich mit Ex-Dschungelkönigin Brigitte Nielsen) und Vater von vier Kindern, er besitzt auch eine Firma für Protein-Präparate, sammelt Kunst und betätigt sich als Maler und Polospieler. Zu seiner Kunstsammlung gibt es eine amüsante Anekdote: In seiner Villa in Los Angeles hatte Sly ein riesiges Werk des sehr teuren Deutschen Künstlers Anselm Kiefer hängen. Es war eine Collage mit Getreide, von der sich eines Tages ein Halm löste. Sly rief daraufhin aufgelöst einen Berater an und fragte, ob er den Halm wieder ankleben solle oder ob das zum Zerfall des Werks gehöre.

Das wäre schon lustig genug für diesen kernigen Brocken von Mann. Doch die Pointe kommt noch: Er klebte den Halm wieder an, verkaufte das Werk schnell weiter und machte schlussendlich Gewinn damit.

Man kann diese Anekdote so deuten: Egal wie oft dieser Kerl schon verzweifelte, am Boden lag oder geringgeschätzt wurde - er kam zurück, raffte sich auf und zeigte es allen. Genau wie die Protagonisten in seinen erfolgreichsten Filmen.