Zu schön, um engagiert zu sein?
In "Kalifornia" beweist er Mut zur Ungepflegtheit und spielt neben seiner damaligen Freundin Juliette Lewis einen durchgeknallten Serienkiller. Genützt hat es ihm nicht. Das Magazin "People" kürte ihn 1995 zum "Sexiest Man Alive". Er war der Erste und neben George Clooney auch der Einzige, der diesen Titel zweimal bekam. Als Schauspielerin Claire Forlani in "Rendezvous mit Joe Black" an der Seite des Sexsymbols den Tod spielt, spricht sie aus, was Millionen Frauen Ende der 90er-Jahre über Mister Waschbrettbauch dachten: "Mit ihm zu sterben, ist nicht das Schlechteste."
Komplett ist der richtige Ausdruck. Seit er mit der Lara Croft aus Fleisch und Blut verbandelt ist, wird er über Nacht Vater, Samariter Hollywoods und verliert sogar seinen eigenen Namen. "Brangelina" wird das medienträchtigste Paar der Welt - ein Name, den beide Stars auf den Tod hassen. Soziales Engagement, Adoptionen und Krisenhilfe stehen seitdem auf der Agenda des Gatten. Pitts Stiftung "Make it Right" kümmert sich um den Wiederaufbau von Häusern im dem vom Hurrikan verwüsteten New Orleans, wo nicht wenige den Schauspieler auch gern zum Bürgermeister hätten.
Die Spenden- und Hilfsmentalität des US-Stars ist typisch für seine Schauspielergeneration. Viele nutzen ihre Popularität (und Dollar-Millionen), um sich für humanitäre Projekte einzusetzen. Doch während man bei Matt Damon oder LeonardoDiCaprio den sozialen Einsatz würdigt, spielt der bei Brad Pitt in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie keine Rolle. Egal ob Charity-Engagement, Kunstsinn oder Architektur-Interesse, Pitt kann tun, was er will, er steht nur für eins: sein Aussehen. Und wer schön ist, hat nichts im Kopf.
Im Charakterfach angekommen
Dabei strebt der sechsfache Vater heute auch bei der Wahl seiner Rollen nach Seriosität oder zieht sein Schön-ist-gleich-doof-Image durch den Kakao, wie im Film "Burn after Reading" von den Coen-Brüdern, wo er als hübsch-blöder Fitnesstrainer auftritt. Brad Pitt als Jeans-Gott in einem Levi's Werbespot? Oder als sexuelle Fantasie, inszeniert wie in "Thelma & Louise"? Das war gestern. Denn der Mr. Pitt von heute ist im Charakterfach angekommen.