Herbert Ulrich ist zurück bei einer deutschen Daily. In "Rote Rosen" übernimmt der 48-Jährige mit Henning eine der männlichen Hauptrollen, die um das Herz von Astrid (Claudia Schmutzler) kämpfen. Wir haben ihn in Hamburg zum Interview getroffen.

"Verbotene Liebe", "Dahoam is dahoam" … Sie sind ein alter Serien-Hase. Müssen Sie eigentlich noch Texte lernen oder reicht ein Blick auf die Seite im Drehbuch?

Das Text lernen geht sicherlich schneller als vor 20 Jahren, aber ich muss schon noch lernen (lacht). Obwohl "lernen" ist nicht richtig, ich lese meine Texte eigentlich nur und dann sind sie im Kopf. Das mache ich aktuell immer während meiner Zugfahrten. Schwerere Dialoge übe ich aber schon etwas, zum Beispiel gehe ich sie beim Kochen im Kopf durch.

Wie tickt Ihre "Rote Rosen"-Rolle Henning?

Er ist ein sehr offener, lustiger und junggebliebener 50-Jähriger, der bisher nur an Affären interessiert war. Ich glaube, er hat ein bisschen Angst davor eine Beziehung einzugehen, weil er denkt, dass ihn das einschränken könnte. Das Blatt wendet sich aber …

Welche Gemeinsamkeiten haben Sie mit Henning?

Wir haben nicht viele Gemeinsamkeiten, aber es ist immer automatisch so, dass ich ein bisschen von meinem Charakter mit in die Rolle gebe. Das ist hier zum Beispiel die Offenheit und der Humor, so bin ich halt. In Bezug auf Beziehungen bin ich das komplette Gegenteil von ihm. Ich habe zwei Kinder und eine Freundin. Meine Familie gibt mir Halt und ist das Wichtigste im Leben.

"Schauspielerei kann als Hauptberuf sehr frustrierend sein"

Henning und Astrid sind Freunde aus Studienzeiten. Kann aus Freundschaft Liebe werden?

Generell denke ich, dass es funktionieren kann, aber es ist schwierig. Wenn man merkt, dass es mit der Liebe nicht funktioniert, könnte die Freundschaft einen Bruch bekommen. Der Schritt, von einer Freundschaft zur Liebe zu gehen, ist schon ein Wagnis.

Haben Sie denn noch richtig alte Freundschaften von früher? Ich stelle es mir für Schauspieler etwas schwierig vor, Sie wechseln doch sehr häufig Ihren Wohnort.

Tatsächlich bin ich schon 29 Mal umgezogen in meinem Leben und Kontakt halten ist schon schwierig, aber die guten Freunde bleiben. Wer bleibt und wer geht, stellt sich immer sehr schnell heraus. Ich habe viele Bekannte, aber einen wirklich kleinen Freundeskreis. Mit meinen Jungs telefoniere ich regelmäßig, um in Kontakt zu bleiben.

Mit Clara Apel haben Sie eine sehr junge Kollegin am Set. Für die 18-Jährige ist es die erste richtige Schauspielrolle. Würden Sie jungen Menschen heutzutage noch raten, den Beruf Schauspieler zu ergreifen?

Nein, ich würde es nicht empfehlen. Meinen Töchtern sage ich immer: Lernt einen vernünftigen Beruf. Wenn du Spaß hast, wirst du erfolgreich sein. Aber Schauspielerei würde ich nur nebenberuflich machen. Als Hauptberuf ist es für manche Menschen sehr frustrierend.

"Als Schauspieler muss man egoistisch sein - und eine dicke Haut haben!"

Welche Charaktereigenschaften braucht ein Schauspieler denn?

Als Schauspieler muss man schon sehr egoistisch sein und eine dicke Haut haben. Das fängt ja schon in der Schauspielschule an. Da versuchen sie dich zu brechen. Wer das nicht abkann, sollte es lieber sein lassen. Aber ich bin auch kein großer Fan von Schauspielschulen, ich setze eher auf Workshops.

Haben Sie denn das Gefühl, dass sich der Beruf in den vergangenen Jahren verändert haben? Ich denke da an diverse Serien mit Laiendarstellern oder Instagram-Influencer, die jetzt zu TV-Stars werden.

Der Respekt für den Beruf Schauspieler geht einfach verloren. Dieses Posten auf Instagram ist zwar verständlich, aber es geht nur noch um Follower, darum wirst du dann auch gebucht. Ich verstehe ja, dass eine Person mit einer Millionen Follower viele Zuschauer holen kann. Aber für mich macht es nur bedingt Sinn, weil der Fokus einfach verloren geht. Zuletzt musste ich über Instagram erfahren, dass ein Freund von mir Vater wird. Wir hatten erst kurz davor noch Kontakt. Da war ich erschüttert. Das geht einfach nicht.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Durch die ganzen Streamingangebote haben wir zum Glück gerade die Situation, dass ganz viel passiert und neue Projekte entstehen. Ich selber bin auch großer Fan von Streamingserien. Ich hoffe natürlich, dass da nicht immer nur dieselben Schauspieler stattfinden werden. In den öffentlich-rechtlichen Programmen wird nicht so viel mehr passieren, immer mehr Serien werden dort abgesetzt.

"Rote Rosen" läuft montags bis freitags um 14:10 Uhr in Das Erste. Die 17. Staffel wird erst Ende Oktober ausgestrahlt. Herbert Ulrich gibt es aber schon ab Mitte Oktober zu sehen.