War der Abschied seine Entscheidung? Als Horst Naumann 2010 nach fast 30 Jahren als Schiffsarzt Dr. Schröder beim ZDF-"Traumschiff" von Bord ging, sprach der Schauspieler nicht selbst über die Gründe. Stattdessen erklärte Produzent Wolfgang Rademann damals gegenüber der Zeitschrift "Das neue Blatt", dass hinter dem Abschied "keine Krankheit, kein beruflicher oder fachlicher Grund" stecke, sondern nur "die Tatsache, dass 85 ein wunderbares Alter ist, um in Rente zu gehen." Dass dieser Ruhestand selbstgewählt war, darf man bezweifeln. Denn auch wenn er am 17. November bereits seinen 97. Geburtstag feierte: Horst Naumann denkt bis heute nicht daran, seine Karriere endgültig zu beenden.
Mit 21 startete der 1925 in Dresden geborene Schauspieler seine Karriere am Theater im sächsischen Döbeln, bald darauf war Naumann in Filmklassikern der DEFA, wie in "Carola Lamberti - eine vom Zirkus" und "Leuchtfeuer" zu sehen. 1958 siedelte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Christa in die Bundesrepublik über und wurde auch dort zum gefragten TV- und Filmstar. Eine seiner ersten Hauptrollen hatte er in der ZDF-Serie "Wolken über Kaprun" (1964), im TV-Film "Claus Graf Stauffenberg" (1970) spielte er den berühmten Nazi-Widerstandskämpfer.
Aus "Das Traumschiff" entstand wundervolle Freundschaft
1983 folgte dann das Engagement auf dem "Traumschiff": Ein "Riesenspaß" sei die Arbeit gewesen, erinnerte sich Naumann unlängst in der Talkshow "Riverboat", auch wegen der "auserlesenen Crew". So habe ihn bald schon eine Freundschaft mit Heide Keller verbunden, die die Chefhostess Beatrice spielte, noch einen Tag vor ihrem Tod im August 2021 habe er mit ihr gesprochen, erzählte der Schauspieler.
Ab 1986 war Naumann zudem ein fester Bestandteil eines weiteren ZDF-Quoten-Schlachtschiffs: Seine Figur Dr. Horst Römer zählte in der "Schwarzwaldklinik" zu den engsten Mitarbeitern von Professor Brinkmann (Klausjürgen Wussow). Parallel zu seiner Schauspielkarriere war Naumann auch als Hörspiel- und Synchronsprecher aktiv, etwa auch als deutsche Stimme für Pierre Brice und Christopher Plummer. Noch 2019 vertonte er eine Theodor-Storm-Geschichte für die Hörspielreihe "Gruselkabinett".
Rückkehr aufs "Traumschiff"?
Auf der Bühne stand er in den letzten Jahren zwar nur noch selten, als Regisseur arbeitet er aber im Kleinkunsttheater "Die Säule" in Duisburg, das seine zweite Ehefrau Martina Linn-Naumann betreibt, immer noch. 2022 findet dort einmal mehr auch seine alljährliche Weihnachtslesung geplant: Am 11. Dezember präsentiert es "Lustiges, Witziges, Besinnliches und Anrührendes aus aller Welt" von Autoren wie Oscar Wilde, Joachim Ringelnatz undHeinz Erhardt. Eine Rückkehr ins Fernsehen schließt Naumann nicht aus: In einem Interview mit der "Neuen Post" erklärte er 2020, dass er glaube, "dass es den - überwiegend ja auch älteren - Zuschauern schon Freude machen würde, ihren alten Doc Schröder noch einmal wiederzusehen." Denn: "Ein bisschen Nostalgie lieben die Leute doch!"
Das Original zu diesem Beitrag "Nach "Traumschiff"-Aus: Trotz Alter von 97 Jahren denkt Horst Naumann nicht ans Aufhören" stammt von "Teleschau".