Morgan Freeman zählt zu den ganz großen Darstellern. In über 120 Projekten hat er mitgewirkt und konnte 2005 endlich seinen ersten Oscar gewinnen. Dabei schreckt er vor kaum einem Genre, Drehbuch oder Charakter zurück. Von zeitlosen Klassikern bis zu Filmen, die an der Kinokasse und bei der Kritik bitter scheiterten: Freeman probiert sich gerne aus. Wir haben euch fünf Filme zusammengestellt, in denen er sein Können ganz besonders zeigen konnte.
"Sieben"
Sechs Tage vor seiner Pensionierung erhält der besonnene Cop William Somerset (Freeman) den hitzigen David Mills (Brad Pitt) als neuen Partner. Gleich ihr erster Fall stellt die Cops auf eine Bewährungsprobe: Ein mit Stacheldraht gefesselter, nackter Mann ist durch seine Fettsucht "implodiert". Auch das nächste Opfer bietet keinen appetitlicheren Anblick: Unter einem verbluteten Starverteidiger steht dunkelrot das Wort "Habsucht" auf den Boden geschrieben. Somerset erkennt, dass die Morde zusammenhängen. Ein Serienkiller straft seine Opfer auf bestialische Weise für eine der Todsünden.
Regen fällt in Sturzbächen vom Himmel, ein Schauplatz ist dunkler als der nächste, ein Mord grässlicher als der andere: Während Brad Pitts Figur immer tiefer in den Sumpf hereingezogen wird, stellt Freeman der Fels in der Brandung in Pitts Fickerigkeit dar. Seine weltliche Besonnenheit macht den Fall in "Sieben" aber nur noch entsetzlicher.
"Miss Daisy und ihr Chauffeur"
Als Daisy Werthan (Jessica Tandy), eine reiche Südstaatenlady von 72 Jahren, im Sommer 1948 ihr neues Auto schrottreif fährt, engagiert ihr Sohn Boolie (Dan Aykroyd) kurzentschlossen einen Chauffeur: Der Afroamerikaner Hoke Colburn (Freeman) ist freundlich bis zum Steinerweichen und mit stoischer Ruhe gesegnet. Trotzdem oder gerade deswegen fühlt sich die störrische Dame bevormundet und weigert sich lange Zeit beharrlich, Colburns Dienste in Anspruch zu nehmen. Selbst als die jüdische Miss Daisy und der Schwarze Colburn gleichermaßen unter den rassistischen Attacken zu leiden haben, die in den 60er Jahren das politische Klima in Amerika vergiften, bleibt die Witwe beharrlich auf Distanz zu ihrem Angestellten.
Die Oscar-Jury zeichnete Bruce Beresfords wunderschönes Porträt einer im Zeitlupentempo erblühenden Freundschaft 1989 als Besten Film, für das Beste Drehbuch und das Beste Make-up aus. Jessica Tandy, die ebenfalls eine Trophäe erhielt, und Morgan Freeman avancierten auf ihre "alten Tage" durch "Miss Daisy und ihr Chauffeur" zu Weltstars. Für Freeman war es zudem die erste Nominierung als Bester Hauptdarsteller.
"Bruce Allmächtig"
TV-Reporter Bruce Nolan (Jim Carrey), notorischer Pechvogel und Jammerlappen, hadert mit dem Leben. Er beklagt sich bitterlich bei Gott – und wird erhört! Sein Schöpfer (Freeman, schick im schneeweißen Anzug) schlägt ihm einen Deal vor: Bruce erhält für eine Woche alle Macht der Welt – soll es dafür aber bitte auch besser machen! Die Idee ist so charmant, dass nicht mal die fromme zweite Hälfte es vermasseln kann. Auf eine Fortsetzung hatte Carrey aber keine Lust mehr. In "Evan Allmächtig" übernimmt Steve Carell, Freeman hingegen kommt als Schöpfer wieder, denn diese Rolle ist ihm einfach auf den Leib geschrieben. Wer wünscht sich nicht, dass sein Leben von der gesalbten Stimme Freemans erzählt wird?
"Die Verurteilten"
Apropos Freemans Stimme: In "Die Verurteilten" übernimmt er die Rolle des Erzählers – und die des besten Freundes, den man sich nur wünschen kann. Hat Andy Dufresne (Tim Robbins) seine Frau und deren Liebhaber erschossen? Obwohl der Banker seine Unschuld beteuert, wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. 1957 schließt sich das Tor des Shawshank-Gefängnisses hinter ihm. Der sadistische Oberaufseher Captain Hadley und Direktor Norton machen ihm die Regeln des Knastalltags unmissverständlich klar. Jeder Häftling ist ihnen Gehorsam schuldig – und nicht einmal das schützt Dufresne und seine Leidensgenossen vor Hadleys Schlagstock und Nortons unberechenbaren Abstraf-Aktionen. In so einer Lage braucht man Freunde. Bald wird Ellis "Red" Redding (Freeman) Dufresnes Vertrauter. Red besorgt die Dinge, die man im Knast so braucht, und der Ex-Banker revanchiert sich auf seine Art. Hartnäckig setzt er bessere Haftbedingungen durch. Nach 19 Jahren glaubt er nun auch seine Unschuld endgültig beweisen zu können. Aber der brutale Norton verhindert die Entlassung. Jetzt endlich zieht Andy Dufresne sein letztes As aus dem Ärmel…
Regisseur Frank Darabont schrieb und inszenierte das anrührende Drama nach einer Kurzgeschichte von Stephen King. Dass der epische Film nie langweilig wird, ist einem perfekt harmonierenden Darstellerensemble zu verdanken. Besonders Tim Robbins ("Nix zu verlieren") und Morgan Freeman, aus dessen Sicht "Die Verurteilten" erzählt wird, überzeugen durch bewegend sparsame Gestik.
"Million Dollar Baby"
Auf den ersten Blick kommt die dramaturgische Grundstruktur von Clint Eastwoods 25. Regiearbeit arg stereotyp daher: Nur widerwillig lässt sich Gym-Besitzer Frankie (Eastwood) von seinem Freund und Ex-Champ Scrap (Freeman) breitschlagen, die verbissen am Punchingball trainierende Kellnerin Maggie (Hilary Swank) unter seine Fittiche zu nehmen. Nach hartem Workout und zahllosen Erstrundensiegen trifft sein übermotivierter Schützling schließlich im Eine-Million-Dollar-Fight auf ihr Schicksal: die brutal und unfair kämpfende deutsche Titelverteidigerin. Dass Eastwoods Film aus der Masse ewig gleich gestrickter Kampfsportfilme herausragt, ist vor allem den tiefgründigen Darstellungen der Hauptakteure zu verdanken. Neben Swank und Eastwood selbst ist da natürlich Freeman zu nennen, der mit seiner Paraderolle der guten Seele endlich den wohlverdienten Oscar einheimsen konnte.