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Interview

Atze Schröder in U-900

In seinem Kinodebüt "U-900" macht sich Atze Schröder über Nazis lustig. Kann das gut gehen? Ab Donnerstag im Kino.

Foto: 2008 Warner Bros. Ent., Atze Schröder in "U-900"
Im Jahr 2003 wagte sich Komiker Atze Schröder an eine "Alles Atze"-Folge, die in Nazi-Deutschland spielt. In "Schröders Liste" versteckt er einen flüchtenden "Zigeuner" in seinem Kiosk. Mit der Atze-typischen Entspanntheit wurden darin Faschisten lächerlich gemacht. Leider traute sich RTL so viel politischen Humor doch nicht zu, sodass das Stück nie zur Ausstrahlung kam und nur als DVD-Bonusmaterial erhältlich ist.

Die "Atze in Nazi-Land"-Idee hat Schröder aber offenbar nicht losgelassen, denn nun wird sie 95 Minuten lang in seinem ersten Spielfilm "U-900" weitergeführt. Im Interview erklärt er die Hintergründe.

Bilder U-900
Trailer U-900

TV SPIELFILM: Warum haben Sie einen Comedyfilm gemacht, der im Zweiten Weltkrieg spielt?

Atze Schröder: Wir wollten in erster Linie ein U-Boot-Abenteuer machen. In Anlehnung an den Film "Das Boot", den Regisseur Sven Unterwaldt und ich sehr schätzen. Durch die Nazis bekommen die Protagonisten Druck von allen Seiten. In einer Diktatur gibt es eben an jeder Ecke einen, der einen verraten könnte. In der heutigen Bundesrepublik darf man ja alles sagen.

Ist "U-900" überhaupt eine Komödie?

Ja, im klassischen Sinne eine Komödie mit Abenteuerelementen. Wir wollten keine Aneinanderreihung von Brüllern. Es hat uns sehr viel Kraft gekostet, das gegenüber den Produzenten durchzusetzen.

Die "Alles Atze"-Fans haben aber sicherlich kein Problem mit Brüllern.

Wahrscheinlich ist es ein Handicap, wenn man mit "Alles Atze" im Kopf ins Kino geht. Wir wollten die Leute aber überraschen. Das scheint uns auch wirklich gelungen zu sein. Speziell die Journalisten.

Atzes jüdischem Kumpel geht es prima in seinem Versteck, es werden Hochzeitstorten und Schinken gehandelt, das alles in Deutschland 1944. Grenzt an Geschichtsklitterung ...

"U-900" ist kein Geschichtsfilm, sondern eine Komödie mit Atze Schröder. Und der zieht auch aus einer absoluten Scheiß-Situation noch etwas Gutes für sich selbst heraus. Atze sucht immer seinen Vorteil - gnadenlos. Er hätte es auch in dieser Zeit geschafft, einen Schinken aufzutreiben und an die Generalität zu verkaufen.

Kann man die unmenschlichen Umstände der Zeit einfach völlig ausblenden?

Das haben wir nicht getan. Wir haben das Thema aber einer Komödie entsprechend behandelt. Nicht typisch deutsch mit drei, vier Betroffenheitsszenen. Ein Deutscher, der einem Juden gegen die Nazis hilft - das ist doch ein deutliches Statement gegen rechts.

Sie haben sich nicht gerade ein einfaches Thema für ein Lustspiel ausgesucht ...

Ich versuche auch nicht, den Fun-Freitag ins Kino zu bringen. Wenn einer eine Kinokarte kauft, dann sollte er etwas Handfestes serviert bekommen. Ich bin selbst glühender Cineast und verachte Filme, die nur aus Klamauk bestehen.

Sollte man es grundsätzlich so halten wie Atze: Nazis einfach nicht ernst nehmen?

Nazis lächerlich machen! Das ist in der heutigen Zeit die vornehmste Aufgabe eines Komikers.

Wäre auch ein Folge "Atze im KZ" denkbar?

Ich glaube nicht. Das können wir einfach nicht. Ich bin schließlich nicht Ernst Lubitsch. Dazu wäre wohl in Deutschland niemand in der Lage. Der Einzige, der das inszenieren könnte, ist wahrscheinlich Steven Spielberg. Und wenn der mich wegen der Hauptrolle anruft, sage ich bestimmt nicht Nein.

Frank Aures

Kinostart: 9.10.2008