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Firewall

Der zweite Frühling

Virginia Madsen zeigt, wie man's macht: Der Star der Achtziger ist heute gefragter denn je und bekennt sich offen zur Jugend aus der Botox-Spritze.

Hollywood ist hungrig. Nach neuen Geschichten, neuen Gesichtern. Ein Monster, das Schauspieler verschlingt, verdaut und vergisst. Superstars der Achtziger wie Jamie Lee Curtis und Melanie Griffith sind in der Versenkung verschwunden. Nicht so Virginia Madsen. Die verführerische Schönheit aus Filmen wie "Liebe auf den ersten Bit" (1984) und "Hot Spot - Spiel mit dem Feuer" (1990) ist heute gefragter denn je.

Weinkönigin von Hollywood

Mit 23 war sie Prinzessin (in David Lynchs bizarrem Sci-Fi-Thriller "Dune"), 20 Jahre später Königin, die Weinkönigin von Hollywood im Film "Sideways" von 2004. Eine schöne Frau unter lauter Flaschen - das überzeugte Publikum wie Kritiker.

Madsen, die sich eine Zeit lang aus Mangel an Rollenangeboten als Kunstlehrerin an der Schule ihres mittlerweile 14-jährigen Sohns durchgeschlagen hatte, feierte in der Rebensaft-Romanze ein triumphales Comeback. Die Darstellerin mit dem makellosen Teint wurde für ihre Leistung mit dem Independent Spirit
Award ausgezeichnet, dem Indie-Oscar für unabhängige Filmproduktionen, die nicht mehr als 15 Millionen Dollar kosten.

Lesetipp

Für den "richtigen" Oscar war sie nominiert und erschien zur Gala in einer königsblauen Versace-Robe. Die Auszeichnung ging indes nicht an sie, sondern an Cate Blanchett. Eine Niederlage, die die gebürtige Chicagoerin leicht verschmerzen konnte. Seit "Sideways" läuft es bei ihr richtig gut. Als eine der wenigen aus Hollywoods Ü-40-Riege erlebt sie ihren zweiten Frühling.

Preis der Schönheit

In einem unterscheidet sich Madsen allerdings von vielen ihrer Altersgenossinnen. Sie redet nicht nur offen darüber, dass sie sich Botox gegen die Falten spritzen lässt, sondern wirbt auch in Anzeigen des Herstellers Allergan für dessen Produkte. "Ich rate allen: Geht nicht auf eine Botox-Party. Informiert euch! Und dann sucht einen guten Arzt auf ", fordert die engagierte Schauspielerin.

Ob Botox wirklich ein solch harmloses Wundermittel ist, wie Virginia Madsen auf der Website www.keepthewisdom. com suggeriert, ist umstritten. Das Medikament strafft nicht nur die Haut, sondern es lähmt auch die Nerven. Die Gesichter wirken starrer, die Fähigkeit, sich mimisch auszudrücken, nimmt ab. "Botox zerstört Hollywoods Schauspielkunst", titelte jüngst die britische Tageszeitung "Independent" und nannte Schauspielerin Melanie Griffith als abschreckendes Opfer der Anti-Falten-Hysterie: "Sie sieht aus wie einem Salvador-Dalí-Albtraum entsprungen."

Madsen ficht das nicht an. 2002 fing sie mit den Injektionen an. "Ja, Hollywood hat's bemerkt", sagt sie lakonisch. "Ich bekam bessere Rollenangebote." ln der Tat: Auf "Sideways" folgte "Firewall" mit Harrison Ford, der, wen wundert's, an ihrer Seite ziemlich zerknautscht aussieht, dann Robert Altmans "Last Radio Show".

Rückkehr zum Horror

Mit dem Horrorfilm "The Haunting in Connecticut" kehrt die Schauspielerin jetzt zu den Anfängen ihrer Karriere als Scream-Queen in Filmen wie "Candymans Fluch" oder "God's Army" zurück. Und noch ein weiteres Projekt erinnert an längst vergangene Zeiten. Madsen plant ein Remake von "Liebe auf den ersten Bit" - als Produzentin.

Dank medizinischer Hilfe könnte die 47-Jährige sich allerdings auch glatt für die Hauptrolle besetzen, die sie mit 23 spielte ...

Rainer Unruh