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Ein Hauch von Hollywood in München

diva frei
DIVA - die Statuette erinnert an eine Pose Marlene Dietrichs. TV SPIELFILM ist Medienpartner des seit 1991 vergebenen Preises

Bei der Diva-Verleihung feierte die deutsche Showbranche ein ausgelassenes Familienfest

Er kann grob und unverschämt sein, und wenn ihm was nicht passt, ist er launisch wie eine Diva. Klaus Maria Brandauer, BurgSchauspieler und Weltstar ("James Bond 007 - Sag niemals nie", "Jenseits von Afrika"), ist einer, vor dem sich viele heimlich fürchten. Doch jetzt gerade gibt er den hinreißenden Charmeur. Er ist pointiert eloquent, aufrichtig begeistert. Und voll des Lobes auf eine Kollegin: Birgit Minichmayr, die in den Neunzigerjahren seine Schülerin am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war und heute beim Deutschen Entertainment Preis Diva zur Schauspielerin des Jahres gekürt wird.

Bei der Diva wird's persönlich

In gleich drei Kinofilmen ("Alle Anderen", "Der Kochenmann" und Michael Hanekes Oscar-
Kandidat "Das weiße Band") beeindruckte sie die Jury. Brandauer erzählt von Minichmayrs Vorsprechen, bei dem sie sich, wie es schon damals ihre Art war, völlig verausgabte. "Also Stimmband bei Minichmayr möchte ich nicht sein", frotzelt er liebevoll von der Bühne herunter. Minichmayr, deren einzige Extravaganz an diesem Abend blutrot geschminkte Lippen und lackierte Fingernägel sind, sitzt wie erstarrt auf ihrem Stuhl - so viel Anerkennung von einem so Großen, "das ist mir fast ein bisschen peinlich."

Es gibt viele Preisverleihungen in Deutschland, bei denen Künstler geehrt und von Kollegen öffentlich gepriesen werden. Unfreiwillig komisch wird's immer dann, wenn jeder im Saal weiß, dass Laudator und Preisträger einander spinnefeind sind und der Lobhudelnde den Job nur angenommen hat, um dem zu Ehrenden an seinem großen Tag mit einer besonders raffinierten Rede für einen kurzen Moment das Rampenlicht zu stehlen. Doch beim Deutschen Entertainment Preis ist alles ein bisschen anders.
Initiator Ulrich Scheele, der in diesem Jahr zum 20. Mal zur Diva lud, sorgt für eine fast familiäre Atmosphäre. Viele Stars kommen allein seinetwegen nach München. Die Folge: Die Laudationes sind persönlicher als bei sonstigen Film- oder Fernsehpreisen, die Dankesreden privater.

Mario Adorf flirtet, die Hörbiger ist gerührt

Und so feiert Mario Adorf die noch immer hinreißend attraktive Claudia Cardinale mit einem
Zitat von David Niven als "die beste italienische Erfindung seit den Spaghetti". Er flirtet so entfesselt, dass Ehefrau Monique die sorgsam geschminkten Gesichtszüge gefrieren.
Der österreichische Regisseur Xaver Schwarzenberger ("Sisi") ehrt die heute gleich zweifach ausgezeichnete Christiane Hörbiger. Er weiß, dass sie lange im Schatten ihrer übermächtigen Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger stand, die wollten, dass das "Nannerl"
Zuckerbäckerin wird, weil sie nicht so hübsch und so begabt sei, wie ihre Schwestern Maresa und Elisabeth.

"Doch es kam anders. Und heute bist du die Hörbiger wie deine Mutter die Wessely war. Du verdienst jeden Preis dieser Welt." Hörbiger, in der Öffentlichkeit sonst so schüchtern, dass sie beinahe unterkühlt wirkt, ist sichtlich gerührt und offenbart: "Ich habe schon als Kind davon geträumt, eine Diva zu sein. In unserem Garten in Grinzing habe ich Schauspielerinsein gespielt. Jede der Säulen im Innenhof stand für einen Hollywood-Star - eine war Clark Gable. Jetzt habe ich's geschafft. Ich bin ganz offiziell eine Diva."

Ein Hauch von Hollywood in München

Fünfzehn Statuen werden an diesem Abend verliehen, darunter die Diva für den besten Schauspieler (Armin Rohde), der Deutsche Kinopreis ("Ice Age 3"), der Deutsche TV Spielfilm-Preis (geht zu gleichen Teilen an Iris Berben für "Die Krupps" und Christiane Hörbiger für "Annas zweite Chance"), der Diva Earth Award (Hannes Jaenicke) und die Diva Hall of Fame, der Preis fürs Lebenswerk. Den bekommt, neben der französischen Sängerin Patricia Kaas, Claudia Cardinale und der Hörbiger, Sir Roger Moore.

Ein Hauch von Hollywood weht durch den Saal, als der 82-jährige Brite seine Dankesrede nutzt, um für das Kinderhilfswerk UNICEF zu werben, dessen höchst engagierter Sonderbotschafter er seit 1991 ist. "Keine Diva, sondern die unvergesslich liebenswerte Audrey Hepburn bat mich zwei Jahre vor ihrem Tod, mich für UNICEF zu engagieren. Kein Mann der Welt hätte ihr je einen Wunsch abschlagen können. Natürlich konnte ich es auch nicht..."

Susanne Sturm