Allein die Namen klingen wie schillernde Boten aus einer fernen Galaxie: Judith Lefeber. Alexander Klaws. Juliette Schoppmann. Daniel Küblbock. Und Gracia Baur. Am 9. November 2002 war die erste Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" auf RTL gestartet, am 8. März 2003 endete sie mit dem großen Finale, das Klaws vor Schoppmann für sich entscheiden konnte, die Quoten traumhaft (bis zu 15 Millionen Zuschauer), der Auftakt zu einer echten Erfolgsstory. Auch für Gracia Baur, die hinter Vanessa Struhler und vor Nicole Süßmilch den fünften Platz erreichte.
Der Hype um das damals neue Phänomen Castingshow entwickelte sich im Anschluss nicht nur für Alexander Klaws als Sieger, sondern auch für die Nachplatzierten zum perfekten Kickstart in eine Karriere. Gracia Baur erhielt einen Plattenvertrag bei der BMG, ihr Album "Intoxicated" stieg bis auf Platz 3 der deutschen Charts, ebenso wie der Song "I Don't Think So" in den Single-Charts. Der Bruch kommt 2005, als es im Zuge der Qualifikation für das ESC-Finale in Kiew zu einem Skandal kommt, gefolgt vom Absturz beim Wettbewerb selbst.
Gracia Baur: Das Eurovision-Fiasko
Am 18. November 1982 in München-Neuperlach geboren, zusammen mit Zwillingsschwester Patricia, begann Gracia früh mit dem Gesang, erhielt Unterricht, versuchte sich 2001 mit überschaubarem Erfolg in der zweiten "Popstars"-Staffel. Im Recall hatte sie Textprobleme, musste anschließend die Segel streichen. Noch vor dem Abi verließ sie die Schule, orientierte sich zunächst Richtung Veranstaltungskauffrau, bevor sie mit "DSDS" ihren Durchbruch erlebte.
Bis ins Jahr 2005 ist Gracia Baur in der Erfolgsspur, unterschreibt beim Label von David Brandes, mit dem Song "Run & Hide" gewinnt sie die Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Als Brandes gesteht, tausende von CDs selbst aufgekauft zu haben, um so eine bessere Chartplatzierung zu erreichen, steht der Rückzug vom Wettbewerb zur Debatte. Am Ende fährt Gracia Baur nach Kiew und bekommt nach einer nicht ganz optimalen Performance des nicht ganz optimalen Songs den letzten Platz, vier Punkte die traurige Bilanz. Im Anschluss wird ihr Karriereweg kurvenreich und latent abschüssig. Sie gewinnt 2010 beim "Perfekten Promi-Dinner", legt eine Pause ein, um 2014 im Rahmen der Vierschanzentournee ein Comeback zu starten, das rasch wieder ausläuft.
Rückzug aus der Öffentlichkeit
In der Zwischenzeit arbeitete sie als Personalchefin bei einer Unternehmensberatung, das bislang letzte Comeback, wenn man es denn so nennen möchte, konnte das TV-Publikum Anfang 2020 erleben. Im Rahmen eines "DSDS"-Wiedersehens auf RTL war auch Gracia Baur zu Gast, erzählte von ihren Erlebnissen im Gründungsjahrgang des Casting-Klassikers. Dabei flossen auch Tränen, insbesondere beim Blick auf das traurige Schicksal des einstigen Konkurrenten und Kollegen Daniel Küblböck, der 2018 auf See verschollen war und 2021 offiziell für tot erklärt wurde.
Gracia Baur hat es schon vor einiger Zeit in die Schweiz gezogen, wo sie in der Nähe von Basel zusammen mit David Brandes, ihrem langjährigen Weg- und Lebensgefährten lebt. Ihr heutiger Beruf: Krankenschwester. Die Chancen auf ein weiteres Comeback? Wohl eher gering.