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Missbrauchsvorwürfe gegen Dieter Wedel: #MeToo erreicht deutsche Filmwelt

Dieter Wedel
imago

Die immer größer werdende #MeToo-Welle mit Vorwürfen gegen Filmemacher und Schauspieler wegen sexueller Belästigung und sogar Vergewaltigung ist nun auch auf Deutschland übergeschwappt

Mit Mehrteilern wie "Der große Bellheim", "Der Schattenmann", "Der König von St. Pauli" oder "Die Affäre Semmeling" hat sich Dieter Wedel einen großen Namen im deutschen Fernsehen gemacht. Doch nun stehen schwere Vorwürfe gegen den 75-jährigen Filmemacher und Theaterregisseur im Raum - bis hin zur Vergewaltigung. Im Zeit Magazin meldeten sich zwei ehemalige Schauspielerinnen zu Wort, die in den 90ern mit Wedel zusammengearbeitet haben. Jany Tempel wirft dem Filmemacher vor, dass er sie 1996 im Bademantel zum Vorstellungstermin im Hotelzimmer empfangen und sie "mit Wucht gepackt und gegen die Wand gepresst" habe. Ihre "bitte nicht"-Rufe habe er ignoriert, sie schließlich zum Sex gewungen.

Patricia Thielemann wirft Wedel versuchte Vergewaltigung vor. 1991 habe er ihr bei einem Casting in seinem Hotelzimmer die Bluse aufgerissen und wollte sie auf die Couch werfen. Doch sie habe sich gewehrt und ihn angeschrien. Wedel habe es weiter versucht, sie sogar gewürgt. "Ich bekam große Angst und wehrte mich mit aller Kraft", sagt die Schauspielerin gegenüber dem Zeit Magazin. Schließlich sei es ihr gelungen, sich zu befreien.

Ein Kameramann und ein weiteres Teammitglied, das beim Dreh zu "Die Affäre Semmeling" Anfang der 2000er beteiligt war, kamen ebenfalls zu Wort. Sie berichten, dass Wedel eine nicht namentlich genannte Schauspielerin am Set vor der Crew schikaniert haben soll, nachdem diese seine sexuellen Annäherungen abgewehrt habe. Das soll die Schauspielerin den beiden damals erzählt haben und bestätigte es nun auch gegenüber dem Zeit Magazin.
Wort gegen Wort
Wedel weist im Zeit Magazin die Vorwürfe zurück. Laut einem Statement von Wedels Anwalt Michael Philippi hat der Filmemacher "eine umfassende eidesstattliche Erklärung" abgegeben. "Darin versichert er, dass die offenbar von mehreren Schauspielerinnen gegen ihn erhobenen Vorwürfe unzutreffend und nicht gerechtfertigt sind. Er habe zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeiner Form Gewalt angetan", schreibt der Anwalt in dem Statement, das auf der Website der Bad Hersfelder Festspiele erschien, von denen Wedel Intendant ist. Eines räumt Wedel allerdings ein: "Unser Mandant, bedauert, dass er im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit als Produzent und Regisseur Schauspielerinnen und Schauspieler insbesondere am Set manchmal überharter, wohl auch verletzender Kritik ausgesetzt hat. Einen Zusammenhang mit den ihm unterstellten Übergriffen gab es dabei nie", schreibt der Anwalt im Statement weiter. Was die Vergewaltigungs-Vorwürfe angeht, steht nun Wedels Aussage gegen die der beiden Schauspielerinnen. Sie sollen beide ebenfalls eidesstattliche Erklärungen abgegeben haben.