Lass mich vorbei, ich habe eine Szene zu inszenieren". Die Szene aus dem Making-of zum Mehrteiler "Die Affäre Semmeling", in der der Regisseur einen Assistenten aus dem Weg schiebt, sagt viel über die Methode Dieter Wedel aus. Dass am Set ein rüder Tonfall herrschte, daraus hat Wedel nie einen Hehl gemacht. In einem Artikel des ZEIT-Magazins meldeten sich nun am 5. Januar mehrere Frauen zu Wort. Eine Schauspielerin warf Wedel vor, sie am Set gemobbt zu haben. Vorher habe sie seine Avancen zurückgewiesen, wie mehrere Zeugen berichteten. "Die Schauspielerin, die nicht mit ihm schlafen wollte, hat er fertiggemacht" sagte ein Kameramann. Auch von einer versuchten Vergewaltigung in einem Hotel war die Rede.
Am 25. Januar legt die ZEIT mit einem weiteren Artikel nach. Diesmal ging es sogar um eine mutmaßliche Vergewaltigung und einen brutalen Vergewaltigungsversuch. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in einem Fall, frühere Taten, sollten sie denn stattgefunden haben, wären verjährt. Mit dem Fall Wedel scheint die im Oktober 2017 durch die Enthüllungen um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein losgetretene Debatte um systematischen, strukturell begünstigten Missbrauch in der Filmbranche auch in Deutschland angekommen sein.
Unter dem Schlagwort #MeToo wurden von Anfang an die heterogensten Vorkommnisse verhandelt, von Vergewaltigung und systematischer Nötigung (Harvey Weinstein, Kevin Spacey) bis zu scheinbar harmlosen sexistischen Sprüchen und Pograpschern (Dustin Hoffman). Was alle Fälle aber gemeinsam hatten war, dass es sich um ein Machtgefälle handelte, dass die Alphatiere gnadenlos ausnutzten, um die sexuelle Ausbeutung von hilflosen Karriereanfängern durch einflussreiche Stars und Macher.
Neben der Aufarbeitung von sexueller Gewalt im Showbusiness war #MeToo auch eine späte Abrechnung mit der Kultur des genialischen (natürlich männlichen) Künstlers, für den bürgerliche Anstandsregeln nicht gelten. Ein Exorzismus eines im Verschwinden begriffenen Gesellschaftsbildes, der auf dem Höhepunkt eines Patriachats in Film und Fernsehen nicht möglich gewesen wäre. Wie man jetzt an den verspäteten Enthüllungen um Dieter Wedel sieht, herrschte dort offenbar lange genug eine Kultur des Schweigens und Wegschauens.
Am 25. Januar legt die ZEIT mit einem weiteren Artikel nach. Diesmal ging es sogar um eine mutmaßliche Vergewaltigung und einen brutalen Vergewaltigungsversuch. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in einem Fall, frühere Taten, sollten sie denn stattgefunden haben, wären verjährt. Mit dem Fall Wedel scheint die im Oktober 2017 durch die Enthüllungen um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein losgetretene Debatte um systematischen, strukturell begünstigten Missbrauch in der Filmbranche auch in Deutschland angekommen sein.
Unter dem Schlagwort #MeToo wurden von Anfang an die heterogensten Vorkommnisse verhandelt, von Vergewaltigung und systematischer Nötigung (Harvey Weinstein, Kevin Spacey) bis zu scheinbar harmlosen sexistischen Sprüchen und Pograpschern (Dustin Hoffman). Was alle Fälle aber gemeinsam hatten war, dass es sich um ein Machtgefälle handelte, dass die Alphatiere gnadenlos ausnutzten, um die sexuelle Ausbeutung von hilflosen Karriereanfängern durch einflussreiche Stars und Macher.
Neben der Aufarbeitung von sexueller Gewalt im Showbusiness war #MeToo auch eine späte Abrechnung mit der Kultur des genialischen (natürlich männlichen) Künstlers, für den bürgerliche Anstandsregeln nicht gelten. Ein Exorzismus eines im Verschwinden begriffenen Gesellschaftsbildes, der auf dem Höhepunkt eines Patriachats in Film und Fernsehen nicht möglich gewesen wäre. Wie man jetzt an den verspäteten Enthüllungen um Dieter Wedel sieht, herrschte dort offenbar lange genug eine Kultur des Schweigens und Wegschauens.
MeToo kommt (nicht) nach Deutschland
In einem Sammelartikel in der Bunten berichteten bereits im Oktober 2017 zahlreiche bekannte Frauen aus Film und Fernsehen, von Iris Berben bis Uschi Glas von ihren Erlebnissen mit Sexismus, Belästigung und Nötigung in der Branche. Wie bei der internationalen #MeToo-Debatte waren die Ereignisse äußerst heterogen, hatten aber gemeinsam, dass mächtige Männer ihre Stellung missbraucht haben. Immer im Zentrum: Der einflussreiche Regisseur/Produzent, der im Bademantel in einem Hotelzimmer Hof hält und über die Karrieren junger Frauen entscheidet, gegen Gefälligkeiten natürlich. Namen wurden aber nicht genannt.
Dann kam Anfang Januar die Causa Dieter Wedel, zum ersten Mal fiel ein prominenter deutscher Name. Die Reaktionen auf den Artikel im ZEIT-Magazin fielen gelangweilt bis abwehrend aus. Natürlich gilt erstmal die Unschuldsvermutung, die aber von vielen Kommentatoren in den sozialen Medien aber den mutmaßlichen Opfer abgesprochen wurde. Denen geht es ja nur um Geld und Aufmerksamkeit. Von Hexenjagd, Rufmord und Pranger war auch in seriösen Statements die Rede. Der ZEIT wurde unlauterer Journalismus vorgeworfen, den sie mit einem weiteren, sauber recherchierten Artikel konterte, der an den Text der New York Times erinnert, der die Causa Weinstein in Gang brachte. Danach trauten sich viele Schauspielerinnen, ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung öffentlich zu machen. Viele beliebte Stars gerieten ins Zwielicht.
Ob sich daraus ein langfristiger Kulturwandel in der Filmbranche ergibt, wird die Zeit sagen. Um auch in Deutschland Strukturen zu schaffen, die Machtmissbrauch schwieriger macht, muss auch hier eine öffentliche Debatte geführt werden. Und leider wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, Namen zu nennen....
Dann kam Anfang Januar die Causa Dieter Wedel, zum ersten Mal fiel ein prominenter deutscher Name. Die Reaktionen auf den Artikel im ZEIT-Magazin fielen gelangweilt bis abwehrend aus. Natürlich gilt erstmal die Unschuldsvermutung, die aber von vielen Kommentatoren in den sozialen Medien aber den mutmaßlichen Opfer abgesprochen wurde. Denen geht es ja nur um Geld und Aufmerksamkeit. Von Hexenjagd, Rufmord und Pranger war auch in seriösen Statements die Rede. Der ZEIT wurde unlauterer Journalismus vorgeworfen, den sie mit einem weiteren, sauber recherchierten Artikel konterte, der an den Text der New York Times erinnert, der die Causa Weinstein in Gang brachte. Danach trauten sich viele Schauspielerinnen, ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung öffentlich zu machen. Viele beliebte Stars gerieten ins Zwielicht.
Ob sich daraus ein langfristiger Kulturwandel in der Filmbranche ergibt, wird die Zeit sagen. Um auch in Deutschland Strukturen zu schaffen, die Machtmissbrauch schwieriger macht, muss auch hier eine öffentliche Debatte geführt werden. Und leider wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, Namen zu nennen....