Im Interview mit dem "Stern" kurz vor dem Start der neuen und vorerst auch letzten "Deutschland sucht den Superstar"-Staffel, meinte Dieter Bohlen (68): "Politisch korrekt bin ich nicht, werde ich nie sein. Will ich auch nicht". Dennoch seien "ganz viele" seiner Bohlen-Sprüche nicht mehr erlaubt. Eine Woche später scheint diese Erkenntnis aber vollkommen vergessen zu sein: Den Höhepunkt erreicht sein Sprüche-Klopfen als Kandidatin Jill Lange vor die DSDS-Jury tritt. Die 22-Jährige ist unter anderem aus TV-Formaten wie "Ex On The Beach" oder "Are You The One" bekannt. Jetzt möchte sie als Sängerin durchstarten. Doch dafür muss man bei RTL erstmal an Bohlen vorbei. Für den gilt ihre TV-Vergangenheit offenbar als Einladung, ihr Fragen unter der Gürtellinie zu stellen: "Was willst du später mal machen? Willst du mit 40 noch studieren? Willst du Putzfrau werden? Willst du noch mit 30 durch die Gegend bumsen? Geschmacklos und alles andere als zeitgemäß. Ein Kommentar.
Dieter Bohlens Schikane hat nichts mit Unterhaltung zu tun
Natürlich steht es völlig außer Frage, dass niemand (auch kein Poptitan) das Recht hat, eine junge Frau nach ihrem Sexleben zu befragen oder ihr einen "Durchnudel"-Spruch an den Kopf zu werfen. Das geht eindeutig zu weit. Oder etwa nicht? Bohlens Arbeitgeber RTL hat offenbar kein Problem mit seinem Verhalten, schützt den Kandidaten-Schreck sogar.
Doch damit nicht genug: In einem kurzen Einspieler von RTL wird über die junge Frau gesagt "Ja, wo die Jill ist, da ist Qualitäts-TV", sie selbst verrät im Video: "Mit mir kann man richtig viel Spaß haben." Woraufhin der Sprecher ergänzt: "Vor allem als Mann!" – Igitt, ganz genau!
Wer jetzt noch glaubt, dass es sich hier um ein zufälliges Wortspiel handelt, ist vielleicht so naiv wie Jill selbst, die vermutlich tatsächlich gedacht hat, dass sie wegen ihres Gesangs ernst genommen werden würde.
Dieter Bohlen ist nicht im Jahr 2023 angekommen
Zur bitteren Wahrheit gehört eben auch: Wer von Reality-Format zu Reality-Format hüpft und letztendlich bei "DSDS" landet, muss sich auf den ein oder anderen verletzenden Spruch einstellen. Dafür wird Dieter Bohlen nicht nur bezahlt, dafür wurde er sogar von RTL zurückgeholt. Man weiß, auf was man sich einlässt, wenn man vor die DSDS-Jury tritt, oder sollte es nach 20 Jahren zumindest. Wer konstruktive und nett verpackte Kritik sucht, bewirbt sich besser bei der Konkurrenz von "The Voice".
Doch die Fragen und Sprüche, die Bohlen in der letzten Sendung gegenüber Jill brachte, gingen einfach zu weit. Zu Beginn der Sendung 2003 wäre er vermutlich noch damit durchgekommen. Da hat auch niemand mit der Wimper gezuckt, als Bohlen Menschen ganz offen wegen ihres Körpers und nicht nur wegen ihres Gesangs kritisiert hatte.
Aber, lieber Dieter – wir befinden uns im Jahr 2023. Im Zeitalter von politscher Corectness. Und ja, Debatten darüber, ob man jetzt gar nichts mehr sagen darf und somit jegliche Unterhaltung und Comedy zerstört werden, sind richtig und wichtig. Doch ein junges Mädchen nach ihren Sexpartnern zu befragen, war noch nie lustig, das sollte langsam auch Dieter Bohlen mittlerweile klar sein.
Der Dieter Bohlen: Nach Sexismus-Debatte schießt er sich endgültig ins Aus wird veröffentlicht von BUNTE.de.