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Der Seewolf - Interview

Sebastian Koch: "Nichts für Weicheier"

TV News - Der Seewolf
"Der Seewolf" Sebastian Koch (links) mit Produzent Rikolt von Gagern am Set im kanadischen Halifax TMG / Chris Reardon

Fünfzig Mann auf einem Boot - die Dreharbeiten auf dem Nordatlantik gingen an die Substanz. TV SPIELFILM sprach mit "Wolf Larsen" Sebastian Koch am Set in Kanada

Die meisten lesen den "Seewolf" als Abenteuerroman. Ist er mehr als das?

SEBASTIAN KOCH Ich habe das Buch in der Vorbereitung auf den Film noch einmal völlig neu entdeckt. Das ist psychologisch so fein gedacht, und es stecken so große Qualitäten drin, die metaphorisch wunderbar miteinander verwoben sind. Zum Beispiel das Erbe, das der Seewolf weitergibt. In Humphrey van Weyden sieht er einen, der würdig ist, es zu tragen.

Was will ein brutaler Zyniker wie Wolf Larsen mit einem Schöngeist, der jedes physische Kräftemessen scheut?

SEBASTIAN KOCH Er sieht in Humphrey van Weyden, was er selbst hätte sein können. Larsen hat enorme Möglichkeiten und Begabungen. Er ist belesen, und er ist gebildet. Aber all das muss er auf diesem Boot vernachlässigen. Der Mann ist permanent unterfordert.

Bei aller Härte ist Larsen kein Unsympath. War's schwer, das zu erspielen?

SEBASTIAN KOCH Nein. Vielleicht liegt's daran, dass ich ihn vom ersten Moment an geliebt habe. Er rührt mich nach wie vor zu Tränen.

Was magst du an ihm besonders?

SEBASTIAN KOCH Ich mag seine ungeheure Intensität, seine Neugier. Er scheut sich nicht, immer wieder alles aufs Spiel zu setzen. Da ist viel von mir drin, von dem, wie ich meinen Beruf sehe. Und es berührt mich, dass jemand aus der geltenden Norm aussteigt, in seiner ganz persönlichen Hölle kämpft, aber dabei tiefe Sehnsucht nach einem anderen Leben hat.

Bei den Drehs auf der "Ghost" wart ihr auf engstem Raum zusammen. Wie oft lagen da die Nerven blank?

SEBASTIAN KOCH Es war eine besondere Situation. Wir hatten ein räumlich begrenztes Spielfeld, und in dem Rahmen ging's echt zur Sache. Das Schöne war, dass keiner darüber hinausging. Jeder respektierte die Grenzen des anderen. Wir haben uns gegenseitig beschützt. Obwohl ich ein Viech war und die anderen zusammengefaltet habe, wenn was nicht lief.

Du warst auch jenseits der Rolle Chef?
SEBASTIAN KOCH (Lacht) Irgendwie schon. Ein Beispiel: Wir fahren raus, es ist ein super Tag, der Wind ist heftig, eigentlich zwei Stärken zu viel, um zu drehen. So etwas reglementiert die Versicherung. Also wollten sie nicht drehen. Da bin ich ausgerastet und sehr laut geworden. Und?SEBASTIAN KOCH Wir haben gedreht. Bestimmte Gesetze funktionieren da draußen einfach nicht. Du musst schnell sein, flexibel sein, etwas riskieren. Klar war das auch gefährlich. Aber wir machen ja keinen Studiofilm in der Badewanne. Wenn gerade das Wetter war, das wir brauchten, wurde gedreht. Und zwar sofort. Das kannst du nicht schmusig machen. Da müssen klare Kommandos kommen. (lacht) Es war ganz sicher kein Dreh für Weicheier und Sensibelchen. Susanne Sturm

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