Manipulation, Medien, Mord - der Politthriller "State of Play - Stand der Dinge" spielt im Umfeld der Washingtoner Machtzentrale. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein von Ben Affleck gespielter Kongressabgeordneter, der nach der Ermordung seiner Assistentin eine Affäre mit ihr zugibt. Doch dahinter steckt weit mehr, wie Russell Crowe als bärbeißiger Zeitungsreporter der alten Schule herausfindet.
Unterstützt wird er dabei von Rachel McAdams, die als aufstrebende, junge Online-Reporterin eine neue Form von Journalismus verkörpert und sich mit dem alten Haudegen erst einige Scharmützel liefern muss, bevor man einander akzeptiert. Ein Gespräch über Politik, Macht und die Zukunft der Medien.
TV SPIELFILM: Ladies first: Rachel, Ihr Regisseur Kevin Macdonald sagt im Interview, Blogs seien für ihn kein Journalismus. Sie vertreten im Film die neue Mediengeneration der Blogger. Wie stehen Sie zu der Frage?
Rachel McAdams: Ich denke, dass die fast sofortige Verfügbarkeit von Nachrichten ein echter Vorteil sein kann. Ich habe zuletzt die Theorie gehört, dass die neue Technologie den Menschen in aller Welt hilft, mitfühlender zu sein, weil wir jetzt schneller verstehen können, was andere durchmachen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass manchmal verdammt schwer herauszufinden ist, was die Wahrheit ist.
Wie informieren Sie sich?
Rachel McAdams: Ich höre am liebsten Radio. Zur Vorbereitung auf die Rolle war ich allerdings auch bei der "Washington Post", wo ich einigen Journalisten gewissermaßen über die Schulter schauen konnte, das war höchst informativ.
Ben Affleck: Ich persönlich glaube, dass es bald keine Zeitungen mehr geben wird. Meine Kinder werden mich vielleicht später mal fragen, wie es war, als man darauf angewiesen war, die Nachrichten auf Zeitungspapier zu lesen. Das werden sie wahrscheinlich für ziemlich unsinnig halten, wenn man doch eigentlich nichts weiter braucht als einen Computer. Wer weiß, wohin das führt? Es waren Blogger, die uns über die furchtbaren Anschläge in Mumbai informierten, wir wussten es, noch während es passierte. News gehen raus und werden von anderen sofort korrigiert, es könnte also zu einer demokratischeren Form von Journalismus führen - oder die wirklich hässliche Seite des Journalismus offenbaren.
Russel Crowe: Ich kann nichts Positives daran finden, wie die Berichterstattung von Nachrichten trivialisiert wird. Dabei geht es immer um die verschwommenen Grenzen zwischen Nachrichtenorganisationen und Politik. Wenn es eine Krise im Journalismus gibt, haben die Journalisten sie mit zu verantworten. Und wenn Journalisten etwas daran ändern wollen, müssen sie die Dinge ernsthafter behandeln. Aber die Annahme, dass alle Leute ihre Nachrichten nackt vorgelesen bekommen wollen, ist völliger Quatsch.
Sie sagten im Vorfeld, Sie hätten sich schon auf diese Rolle vorbereitet, indem Sie seit 30 Jahren Journalisten bei Interviews beobachten ...
Russel Crowe: Reicht Ihnen das nicht? Hätten es 31 Jahre sein sollen, bevor ich diesen Film drehe?
Sie halten wohl nicht allzu viel von Journalisten?
Russel Crowe: Die Tatsache, dass ich immer noch eine gewisse Wut und Enttäuschung in Bezug auf Journalisten in mir trage, bedeutet nicht, dass ich die Arbeit des Journalisten nicht für einen ehrwürdigen Beruf halte. Allerdings muss er auch von den Menschen, die ihn ausüben, respektiert werden. Wie im Filmgeschäft auch erfordert es viel Einsatz, eine Sache gut zu machen.
Rachel McAdams: Ich glaube, dass es in jeder Profession immer solche geben wird, die lügen - das gilt für die Medien wie für die Politik.
Ben, Sie haben zur Vorbereitung auf Ihre Rolle Rahm Emanuel, den aktuellen Stabschef des Weißen Hauses, getroffen?
Ben Affleck: Ja, da war er allerdings noch nicht im Weißen Haus, sondern saß für Illinois im Kongress. Ich habe mit etlichen Politikern gesprochen und gezielt nach Leuten gesucht, die auf dem Weg nach oben sind. Sozusagen die nächsten Superstars des Kongresses, weil ja auch Stephen Collins, die Figur, die ich spiele, solch ein Aufsteiger ist. Ich war überrascht, wie viele Politiker bereit waren, mir zu helfen.
Waren Sie alle sofort mit Ihren Charakteren einverstanden?
Russel Crowe: Nein. Ich habe Kevin ganz offen erklärt, dass ich den Journalisten McAffrey nicht als Helden spielen würde, sondern als Menschen mit all seinen Marotten, Eigenarten und Fehlern, Vorlieben und Privilegien. Ursprünglich wollte ich die Rolle auch ablehnen.
Was hat Sie umgestimmt?
Russel Crowe: Ich entschied nach der Regel, die ich immer anwende: Wenn ich körperlich auf ein Drehbuch reagiere, Gänsehaut bekomme oder weinen muss, bin ich geradezu verpflichtet, diesen Film zu drehen. Als Kevin nach Australien kam, redeten wir einen Tag lang und waren dabei wohl 18 Stunden unterschiedlicher Ansicht. Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem gemeinsam etwas schaffen können.
Rachel McAdams: Russell und ich hatten auch jenseits der Kamera dasselbe Verhältnis wie auf der Leinwand. Am ersten Tag gab es eine sehr ruhige Meinungsverschiedenheit über etwas im Drehbuch. Das hat Spaß gemacht. Keiner wollte nachgeben.
A. Daschner/S. Orlin/V. Bleeck
Unterstützt wird er dabei von Rachel McAdams, die als aufstrebende, junge Online-Reporterin eine neue Form von Journalismus verkörpert und sich mit dem alten Haudegen erst einige Scharmützel liefern muss, bevor man einander akzeptiert. Ein Gespräch über Politik, Macht und die Zukunft der Medien.
TV SPIELFILM: Ladies first: Rachel, Ihr Regisseur Kevin Macdonald sagt im Interview, Blogs seien für ihn kein Journalismus. Sie vertreten im Film die neue Mediengeneration der Blogger. Wie stehen Sie zu der Frage?
Rachel McAdams: Ich denke, dass die fast sofortige Verfügbarkeit von Nachrichten ein echter Vorteil sein kann. Ich habe zuletzt die Theorie gehört, dass die neue Technologie den Menschen in aller Welt hilft, mitfühlender zu sein, weil wir jetzt schneller verstehen können, was andere durchmachen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass manchmal verdammt schwer herauszufinden ist, was die Wahrheit ist.
Wie informieren Sie sich?
Rachel McAdams: Ich höre am liebsten Radio. Zur Vorbereitung auf die Rolle war ich allerdings auch bei der "Washington Post", wo ich einigen Journalisten gewissermaßen über die Schulter schauen konnte, das war höchst informativ.
Ben Affleck: Ich persönlich glaube, dass es bald keine Zeitungen mehr geben wird. Meine Kinder werden mich vielleicht später mal fragen, wie es war, als man darauf angewiesen war, die Nachrichten auf Zeitungspapier zu lesen. Das werden sie wahrscheinlich für ziemlich unsinnig halten, wenn man doch eigentlich nichts weiter braucht als einen Computer. Wer weiß, wohin das führt? Es waren Blogger, die uns über die furchtbaren Anschläge in Mumbai informierten, wir wussten es, noch während es passierte. News gehen raus und werden von anderen sofort korrigiert, es könnte also zu einer demokratischeren Form von Journalismus führen - oder die wirklich hässliche Seite des Journalismus offenbaren.
Russel Crowe: Ich kann nichts Positives daran finden, wie die Berichterstattung von Nachrichten trivialisiert wird. Dabei geht es immer um die verschwommenen Grenzen zwischen Nachrichtenorganisationen und Politik. Wenn es eine Krise im Journalismus gibt, haben die Journalisten sie mit zu verantworten. Und wenn Journalisten etwas daran ändern wollen, müssen sie die Dinge ernsthafter behandeln. Aber die Annahme, dass alle Leute ihre Nachrichten nackt vorgelesen bekommen wollen, ist völliger Quatsch.
Sie sagten im Vorfeld, Sie hätten sich schon auf diese Rolle vorbereitet, indem Sie seit 30 Jahren Journalisten bei Interviews beobachten ...
Russel Crowe: Reicht Ihnen das nicht? Hätten es 31 Jahre sein sollen, bevor ich diesen Film drehe?
Sie halten wohl nicht allzu viel von Journalisten?
Russel Crowe: Die Tatsache, dass ich immer noch eine gewisse Wut und Enttäuschung in Bezug auf Journalisten in mir trage, bedeutet nicht, dass ich die Arbeit des Journalisten nicht für einen ehrwürdigen Beruf halte. Allerdings muss er auch von den Menschen, die ihn ausüben, respektiert werden. Wie im Filmgeschäft auch erfordert es viel Einsatz, eine Sache gut zu machen.
Rachel McAdams: Ich glaube, dass es in jeder Profession immer solche geben wird, die lügen - das gilt für die Medien wie für die Politik.
Ben, Sie haben zur Vorbereitung auf Ihre Rolle Rahm Emanuel, den aktuellen Stabschef des Weißen Hauses, getroffen?
Ben Affleck: Ja, da war er allerdings noch nicht im Weißen Haus, sondern saß für Illinois im Kongress. Ich habe mit etlichen Politikern gesprochen und gezielt nach Leuten gesucht, die auf dem Weg nach oben sind. Sozusagen die nächsten Superstars des Kongresses, weil ja auch Stephen Collins, die Figur, die ich spiele, solch ein Aufsteiger ist. Ich war überrascht, wie viele Politiker bereit waren, mir zu helfen.
Waren Sie alle sofort mit Ihren Charakteren einverstanden?
Russel Crowe: Nein. Ich habe Kevin ganz offen erklärt, dass ich den Journalisten McAffrey nicht als Helden spielen würde, sondern als Menschen mit all seinen Marotten, Eigenarten und Fehlern, Vorlieben und Privilegien. Ursprünglich wollte ich die Rolle auch ablehnen.
Was hat Sie umgestimmt?
Russel Crowe: Ich entschied nach der Regel, die ich immer anwende: Wenn ich körperlich auf ein Drehbuch reagiere, Gänsehaut bekomme oder weinen muss, bin ich geradezu verpflichtet, diesen Film zu drehen. Als Kevin nach Australien kam, redeten wir einen Tag lang und waren dabei wohl 18 Stunden unterschiedlicher Ansicht. Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem gemeinsam etwas schaffen können.
Rachel McAdams: Russell und ich hatten auch jenseits der Kamera dasselbe Verhältnis wie auf der Leinwand. Am ersten Tag gab es eine sehr ruhige Meinungsverschiedenheit über etwas im Drehbuch. Das hat Spaß gemacht. Keiner wollte nachgeben.
A. Daschner/S. Orlin/V. Bleeck