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Woody Allen hat Mitleid mit Harvey Weinstein

Der Regisseur, der selber des sexuellen Missbrauchs bezichtigt wurde, zeigt auch mit Harvey Weinstein Mitgefühl und fürchtet eine "Hexenjagd".

Foto: covermg.com, Woody Allen
Es vergeht kein Tag, an dem es nicht mehrere neue Horrormeldungen über die Vergehen von Harvey Weinstein gibt - der legendäre Produzent ("Pulp Fiction") hat über drei Jahrzehnte hinweg Frauen in Hollywood sexuell belästigt und den Anschuldigungen zufolge einige davon auch vergewaltigt.

Woody Allen ("Midnight in Paris"), der mehrfach mit Weinstein zusammenarbeitete, hat auf den Skandal einen ganz eigenen Blick: Er sieht auch die Auswirkungen, die der Skandal auf seine Geschlechtsgenossen haben könnte. "Man möchte nicht, dass die Hexenjagd in einer Atmosphäre mündet, in der jeder Kerl, der einer Frau in einem Büro zuzwinkert, einen Anwalt anrufen muss", sagte der 81-Jährige im Gespräch mit der BBC. "Das wäre nicht richtig."

Doch der New Yorker möchte seine Ängste nicht missverstanden wissen: Natürlich hat er Mitleid mit den Opfern. Ein wenig aber auch mit Harvey Weinstein selbst. "Diese ganze Sache ist traurig für alle", stellte Woody betrübt fest. "Traurig für die armen Frauen, die involviert sind. Traurig für Harvey, dessen Leben zerstört ist. Es gibt hier keine Gewinner. Es ist einfach nur tragisch, dass diese armen Frauen das durchstehen mussten."

Hat er denn aber nichts von Harveys Missbräuchen gewusst? Woody Allen unternahm einen Erklärungsversuch und redete sich noch mehr um Kopf und Kragen: "Niemand kam jemals zu mir und erzählte mir diese Geschichten mit der nötigen Ernsthaftigkeit! Und das hätte auch niemand gemacht, weil man daran nicht interessiert war. Man war daran interessiert, Filme zu machen. Aber man hört die ganze Zeit Millionen von fantasiereichen Gerüchten. Manche davon stellen sich als wahr heraus, andere - viele davon - sind nur irgendwelche Geschichten von dieser Schauspielerin oder jenem Schauspieler."
Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen
Allens verständnisvolles Statement sorgte in den Medien für Irritationen. Gegenüber "Variety" versuchte er klarzustellen, dass er nur Mitleid mit Weinstein habe, weil der ein "trauriger, kranker Mann" sei.

Für Woody Allen ist der Fall Weinstein persönlich besonders brisant. Sein Sohn Ronan Farrow, den Allen mit seiner Exfrau Mia Farrow hat, hatte schließlich mit seinem Artikel im "New Yorker" die Aufdeckung der Missbrauchsfälle angestoßen.

Noch heikler macht Allens Verständnis für Weinstein und seine Titulierung der Aufarbeitung dessen Verbrechen als "Hexenjagd" eine andere Tatsache: Mia Farrow hatte Allen schon in den 90er-Jahren vorgeworfen, er habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan missbraucht. Die heute 32-Jährige bekräftigte die Vorwürfe selbst in einem offenen Brief im Jahr 2014. Eine "Hexenjagd" gegen den Regisseur blieb aber aus...