Seine Filme waren Welterfolge, er drehte mit Clint Eastwood ("In the Line of Fire"), Harrison Ford ("Air Force One"), und Dustin Hoffman ("Outbreak"): Regisseur Wolfgang Petersen, geboren in Emden, wurde nach "Das Boot" von Hollywood mit offenen Armen empfangen. Produzent des U-Boot-Dramas aus dem Zweiten Weltkrieg war Günter Rohrbach langjähriger Boss der Bavaria Film. Er hatte mit Petersen mehrere TV-Filme produziert, darunter "Die Konsequenz". Eine homosexuelle Love-Story (mit Jürgen Prochnow und Ernst Hannawald), die 1977 manchen als Skandal galt. Aus der Arbeit entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Petersens Tod mit 81 Jahren hielt. Im Gespräch mit BUNTE blickt Günter Rohrbach zurück.

Wolfgang Petersen "strahlte eine Offenheit aus, die auch seine Arbeit prägte"

BUNTE: Was für ein Mensch war Wolfgang Petersen?

Günther Rohrbach: Er hatte eine besondere Art, auf einen zuzukommen, einen zu umarmen, mit einem herzlich zu sein. Er strahlte eine Offenheit aus, die auch seine Arbeit prägte. Er ging an seine Filme ran mit der Sicherheit, dass das ein guter Film werden würde. Er gewann seine Mitarbeiter mit einer Freundlichkeit, die sie ihm dankten, indem sie für ihn durchs Feuer gingen. Diese Freundlichkeit, dieses sich absolut dem Anderen zu öffnen, das hat auch unsere Freundschaft geprägt.

Wie reagierte er auf die Krebs-Diagnose?

Mit der Krankheit ist er genauso umgegangen. Er rief mich an und teilte mir die Diagnose mit als Lottogewinn, weil die Untersuchung zufällig zustande gekommen war. Er hatte seine Frau in die Klinik eines befreundeten Arztes begleitet, der dann sagte, wollen wir dich nicht auch mal in die Röhre legen? Dann haben sie, wie Wolfgang es ausdrückte, einen winzig kleinen Punkt in der Bauchspeicheldrüse entdeckt. Der Arzt habe ihm gesagt, es sei ein Glücksfall, das entdeckt zu haben, das werde sich mit einem kleinen Eingriff entfernen lassen. Das erwies sich dann als schrecklicher Irrtum. 

"Er war ein Mensch, der nach vorne sah" – Günter Rohrbach über Wolfgang Petersen

Blieb er dennoch optimistisch?

Er hat eine Chemo gemacht, bravourös durchgestanden und wurde zum Helden der Klinik. Die haben sich dort amüsiert mit ihm. Sonst kamen tief gebeugte Menschen zu ihnen und jetzt kam dieser Sonnyboy!

Er arbeitete noch an Filmprojekten?

Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich noch einen Film gemacht hätte, er war inzwischen 81, aber er war sich sicher. Er wollte es. Er war in diesem Sinne nie realistisch, er war optimistisch, was ein Gegensatz ist. Er war ein Mensch, der nach vorne sah, das Gute, das Wichtige sah, und das andere ausblendete.

Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt in der Wahrnehmung vieler einem Todesurteil gleich.

Ja, es ist jedenfalls der tödlichste Krebs. Ich weiß nicht, ob er das verdrängt hat oder mit seinem absoluten Optimismus gar nicht so wahrgenommen hat. Ein Arzt sagte ihm mal, wohl mehr im Spaß, Sie werden 120. Darauf hat er sich verlassen. Es war auch nach der Nachuntersuchung, die klarmachte, dass das gestreut hatte, nie so, dass er zusammengebrochen wäre und gesagt hätte, jetzt geht's aufs Ende zu. Ich habe drei Wochen vor seinem Tod noch mit ihm telefoniert. Wir haben geredet wie immer, wir haben gelacht wie immer. Er hat es einen nicht spüren lassen, wie es ihm geht. Er wollte das nicht. Er wollte aufrecht sterben, das ist ihm auch gelungen. 

Autor: Georg Seitz