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Robin Williams

Erinnerungen an einen Virtuosen

ROBIN WILLIAMS
6. Eric Idle ist eng mit Schauspieler Robin Williams (o. in "Good Morning Vietnam") befreundet.

Robin Williams wäre heute (21.07.16) 65 Jahre alt geworden. Gegebener Anlass, um einigen ganz persönlichen Erinnerungen Platz zu geben...

Nachdem Williams am 11. August 2014 in seinem Haus in Paradise Cay, Kalifornien, tot aufgefunden wurde, befanden sich weltweit ganze Generationen in kollektiver Trauer. Die Bestürzung über den Tod einer Schauspielgröße und eines Kindheitsidols wie ihm brach sich bei Facebook, Twitter, nicht nur im Netz, sondern schlichtweg überall Bahn.

Klar, der damals 63-Jährige ging offen mit seiner Alkohol- und Kokainabhängigkeit um und sprach darüber öffentlich in verschiedenen Talkshows, spielte damit sogar selbstironisch in seinem letzten Bühnenprogramm "Weapons of Self Destruction". Doch als der erste Bericht des Gerichtsmediziners am 12. August veröffentlicht wurde, wonach Williams sich mit einem Gürtel erhängt und durch Ersticken gestorben sei, saß der Schock tief.

An seinem (fiktiven) Geburtstag möchten wir ihm die Rubrik "Erinnerungen an einen Virtuosen" widmen. Dabei halten wir einen Mann in Erinnerung, der auf der Leinwand Großes geleistet hat. Ein Mann, der sich wie kaum ein anderer durch Facettenreichtum und Vielfalt einen Namen machte. Insgesamt erinnern rund ein Dutzend TV SPIELFILM Redakteure in ihren sehr persönlichen Retrospektiven an eben diesen Virtuosen.
Erinnerungen aus der Kindheit
"Er hat mich als gealterter Peter Pan und getarnt als Nanny durch meine Kindheit begleitet. In HOOK (1991) und MRS. DOUBTFIRE (1993) spielt Robin Williams Figuren, die ich als kleiner Junge geliebt habe, seinetwegen. Zu gerne hätte ich an der Essensschlacht in Steven Spielbergs HOOK teilgenommen, bei der Peter Banning seine kindliche Fantasie wiederentdeckt."

- Johannes Noldt, Jahrgang 1987
Erinnerungen an "Mork"
"Ein sehr seltsamer Typ, der aus einem Raumschiff-Ei steigt, mit dem Finger trinkt und sich mit "Nano-nano!" verabschiedet? Nur weniges hat mir im deutschen TV als 12-Jähriger so eingeleuchtet, wie das naiv-enthusiastische Befremden mit dem Robin Williams als glorios-dampfplaudernder Außerirdischer in der Sitcom "Mork vom Ork" auf diese Welt und ihre primitive Zivilisation blickte. Ich fürchte, den verwunderten Blick auf die uns umgebende Kultur, den mir "Mork" da vorgelebt hat, bin ich nicht mehr losgeworden. Danke dafür, Robin!"

- Holger L., Jahrgang 1968
Erinnerungen an "Der Club der toten Dichter"
"Als ich den Film als Jugendliche zum ersten Mal im Fernsehen sah, war ich vollkommen geplättet. Zum Einen von seiner Botschaft, dass jeder lernen muss für sich selbst zu denken, damit er eine individuelle Persönlichkeit entwickeln kann. Zum Anderen von Robin Williams einfühlsamer und gleichzeitig eindringlicher Darbietung des Englisch Lehrers Mr. Keating, der sich nicht scheut unorthodoxe Methoden anzuwenden, um seine Schüler aus ihrer "comfort zone" heraus zu holen. Die Szene am Ende, wenn die Schüler einer nach dem anderen auf ihre Schreibtische steigen und "Oh Captain, mein Captain" rufen, rührt mich jedes Mal zu Tränen."

- Anna Rinderspacher, Jahrgang 1989
"Seine Routine über Golf war grandiose Stand-Up-Comedy, die sowohl Golfer als auch Golf-Hasser zum Lachen brachte."

- Rüdiger Meyer, Jahrgang 1976

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Erinnerungen an zwei Interviews und noch viel mehr
"Ich bin Robin Williams zweimal begegnet, 1999 in Hamburg, zur Jurek-Becker-Verfilmung "Jakob der Lügner", da spielte er einen polnischen Juden, der im Ghetto den Menschen mit erfundenen Geschichten Hoffnung macht. Ein ernstes Thema, das ihm sehr wichtig war, das merkte man das ganze Interview hindurch, aber auch nicht ohne Humor, wie immer bei Williams. Das zweite Mal war auf der Berlinale 2004, Williams spielte einen stillen, verschrobenen Einzelgänger (das konnte er immer gut), der die Erinnerungen Verstorbener zu einer Art "Best of" zusammenschneidet. Der Film hieß "The Final Cut", ein etwas unterschätzter Independentthriller, teilweise in Berlin gedreht. Im Gespräch war Williams ziemlich ernsthaft, sprach auch eher leise, es sei denn, er bekam ein Thema gepackt, das ihn zu einer seiner legendären Assoziationen animierte, dann konnte er von einem Moment zum anderen völlig explodieren und war grandios komisch. Wer das erleben will, sollte sich seine alten Bühnenshows oder Auftritte bei Johnny Carsons "Tonight Show" auf YouTube ansehen, großartig. Woran ich mich noch deutlich erinnere: seine wahnsinnig behaarten Unterarme, sorry, ist so. Bei der Berlinale hatte ich übrigens einer Kollegin erzählt, dass ich ihn interviewe, die dann ganz aufgeregt war. Später stellte sich heraus, dass sie "Robbie Williams" verstanden hatte, den Popstar.

Wenn ich ein "Best of" des Lebens von Robin Williams zusammenschneiden müsste, käme einiges zusammen, Mork vom Ork ("Nano, nano!"), Good Moooooorning Vietnam, der Genie in Disneys "Aladdin", und natürlich, oh Captain, mein Captain, "Der Club der toten Dichter". Schon 1984 spielte Williams in "Moskau in New York" sehr berührend einen russischen Musiker, der in ein US-Kaufhaus immigriert, und wer sollte je seine Suche nach dem Heiligen Gral vergessen, ebenfalls in New York, in "König der Fischer"? Oder seinen creepy Fotolaboranten in "One Hour Photo"?
Als "Blues Brother" John Belushi 1982 mit 33 Jahren den Drogentod starb, war sein Kumpel Robin Williams so geschockt, dass er den Drogen abschwor. Er wisse nun, was sie anrichten können. Leider hielt er den Schwur nicht durch."

- Volker Bleeck, Jahrgang 1966
Zwiegespaltene Erinnerungen
"Robin Williams. Ich hab ihn immer gedisst, für seine pathologische fröhliche, pädagogisch wertvolle Komik im Geiste der Eighties. Erst mit "One Hour Photo" hat er mich entwaffnet. Was für ein Mimikmonster."

- Kai Nungesser, Jahrgang 1962
Erinnerungen an Karrierepläne
"Eigentlich wollte ich Finanzbeamter werden. Meine Oma hatte mir sogar schon Ärmelschoner gestrickt. Aber als ich im Herbst 1990 Robin Williams in "Der Club der toten Dichter" sah, wurde mir klar, dass das Leben aus mehr besteht als nur aus Zahlen. Zum Schriftsteller hat's zwar nicht gereicht, aber dass ich bis heute am liebsten Buchstabensuppe esse, das verdanke ich Robin Williams. God bless him!"

- Rainer U., Jahrgang 1961
Erinnerungen an einen Ausnahmekönner
"Ich war keine 10 Jahre alt, da sah ich Robin Williams erstmals in seiner oscarprämierten Rolle als tiefsinniger Psychologe Sean Maguire in "Good Will Hunting". Es ist nur eine von unzähligen Erinnerungen an einen Ausnahmekönner und doch wirkt sie bis heute nach, weil sie wie keine andere beweist: Robin Williams konnte alles, von verstören (Jumanji) und erheitern (König der Fischer) über amüsieren (Mrs. Doubtfire) und ermutigen (Club der toten Dichter) bis hin zu aufrütteln (Good Morning Vietnam) und zerstreuen (Insomnia) - und all das tat er mit einer väterlichen Sympathie, dass jeder Film mit ihm an Authentizität gewann. Für mich jedenfalls."

- Steven Sowa, Jahrgang 1990
Rationale Erinnerungen
"Der Mann profitierte in den 80ern von ein paar guten Regisseuren (Roger Donaldson, Barry Levinson, Peter Weir, Gus van Sant), einigen ambitionierten Filmen und vor allem von einem Jahrzehnt, das einen neuen Männertypus zuließ, der Williams entgegenkam: defensiv, nachdenkich, feminin, anti-macho. Interessanterweise waren die Männer der 70er (Peter Fonda, Al Pacino) trotz ihres Hippietums noch von ganz anderem Schlag. Mir persönlich waren die Machos lieber, jedenfalls im Kino."

- Andreas Rolf, Jahrgang 1960
Emotionale Erinnerungen
"Mein erster Film mit Robin Williams war wohl seine erste ernste Rolle. In der grandiosen Verfilmung der John Irving-Tragikomödie ,Garp und wie er die Welt sah' von 1982 habe ich so viele Tränen vergossen wie nie zuvor bei einer so abstrusen Suche nach dem Sinn des Lebens - vor Lachen und vor Rührung! Danach habe ich keinen Film mehr mit dem wunderbar wandlungsfähigen, anrührenden Williams verpasst!"

- Holger O. Wiechmann, Jahrgang 1967
Buntes Erinnerungspotpourri
"Nano-nano!" "Gooood morrrning, Vietnam!" "Oh Captain, mein Captain!" - Robin Williams beste Jahre sind mir vor allem akustisch im Gedächtnis geblieben. Meine späteren Erinnerungen sind optisch und traurig: Williams gequälte Miene in allzu viel Kitsch und Käse ("Patch Adams", "Die Chaoscamper"). Klar, es gab immer Ausreißer nach oben (z. B. "Insomnia"), aber Williams war letztlich ein genialer Impro-Irrwisch, der im Superstarkorsett gefangen war. Ein Geheimtipp und eine anrührende Erinnerung: Williams als mürber Altstar in der kleinen Hollywood-Satire "Shrink" von 2009, schnörkellos gespielt und vermutlich schmerzlich nah dran."

- Roland Kruse, Jahrgang 1970