Robert De Niro? Ist das nicht der Typ aus "Dirty Grandpa"? Der soll zwei Oscars haben? Spätgeborene Kinofans ohne Interesse an der Filmgeschichte könnten leicht auf den Gedanken kommen, dass Robert De Niro nur (unter-)durchschnittliche Komödien wie "Man lernt nie aus", "Last Vegas" oder "The Big Wedding" dreht, in denen er entweder chargiert oder blass bleibt. Nur 2019 konnte er in "The Irishman" noch mal als alternder Mafiosi punkten. Doch 2020 schlug er mit "Immer Ärger mit Grandpa" wieder in die selbe Kärbe. Hoffnung macht da der neue Titel "Killers of the Flower Moon", der wahrscheinlich 2022 in die Kinos kommt.

Wie sein großer Actors-Studio-Rivale Al Pacino hat Robert De Niro den Sprung in das neue Jahrtausend nicht so richtig geschafft. Würdige Altersrollen, wie sie Michael Caine, Morgan Freeman oder Robert Duvall spielen, hat er nicht angenommen - oder nicht angeboten bekommen.

Der beste Schauspieler der Welt

Verleih

Robert De Niro in "Taxi Driver"

Dabei war Robert De Niro einmal der größte Schauspieler (nicht Filmstar!) der Welt. Ein Synonym für Wandlungsfähigkeit und das vielzitierte, aber oft missverstandene Method Acting. In den 70er-Jahren war seine Spezialität der wortkarge Außenseiter, in dem es mächtig brodelt, der sich aber nicht artikulieren kann - außer in Gewalt, siehe "Taxi Driver" (1976), siehe "Deer Hunter" (1978), siehe "Wie ein wilder Stier" (1980). Wenn er mal aus sich raus ging wurde es schnell psychotisch, wie in "King of Comedy" (1982) oder "Kap der Angst" (1991).

In den 90ern trat er dann in seine nächste Karrierephase ein: Als der Gangster schlechthin. Gemeinsam mit seinem Stammregisseur und Freund Martin Scorsese erforschte er in "Good Fellas" und "Casino" das Mafiamilieu, auch in "Heat" und "Jackie Brown" war er der Böse. Mit der Parodie auf sein Image in "Reine Nervensache" (1999) und "Meine Braut, ihr Vater und ich" (2000) landete er ab der Jahrtausendwende plötzlich in der Komödienschublade, aus der er bis heute nicht mehr rauskommt (oder raus will).

Ausweg als Gangster?

Verleih

De Niro in "Joy"

Der einzige Regisseur der De Niro derzeit noch gute Rollen anbietet ist David O. Russell. In "Silver Linings" und "Joy" spielte er jeweils den Vater einer Hauptfigur, in Rollen, die ob ihrer Normalo-Redseligkeit nicht wirklich zu De Niro passen. Dennoch gab es für "Silver Linings" mal wieder eine Oscar-Nominierung.

Zu was De Niro wirklich im Stande ist, zeigt ein anderer Film von David O. Russel. In "American Hustle" hat der Schauspieler einen Cameo-Auftritt, natürlich als Gangsterboss. Mit wenigen Strichen lässt De Niro eine Bedrohlichkeit aufscheinen, die es dem Zuschauer kalt über den Rücken laufen lässt. Aber solche Rollen lässt man De Niro ja nicht mehr spielen.

Aber keine Angst, es gibt einen Silberstreifen am Horizont. Zurzeit hat der Altmeister gleich sechs Titel in Produktion. Unter anderem mit Kollegen wie Christian Bale und Rami Malek. 2022 könnte ein erfolgreiches Jahr für die Schaupsielikone werden.