Horst Tappert, berühmt geworden als Deutschlands Oberinspektor Stephan Derrick, starb am Samstag im Alter von 85 Jahren in einer Münchner Klinik.

Horst Tappert im TV Sendetermine

Seine Frau Ursula bestätigte am Montag einen Bericht der Illustrierten BUNTE. Darin sagte sie, ihrem Mann sei es bis vor Kurzem noch gut gegangen, er sei voller Zuversicht gewesen. Doch in den letzten Tagen habe sich sein Zustand zusehends verschlimmert. "Es ist traurig, aber jetzt hat er seine Ruhe. Mein Mann hatte ein erfülltes Leben."

Im Ausland berühmt

Horst Tappert als einen der berühmtesten Deutschen zu beschreiben, wäre wohl kaum übertrieben. Von Italien über Holland und Japan bis nach Australien - überall schalteten die Menschen ein, wenn der Schauspieler als Kommissar in der 1974 gestarteten Krimiserie "Derrick" Mörder und andere Bösewichte dingfest machte. Sogar Papst Johannes Paul II. entspannte sich bei der einen oder anderen Folge. Die Berühmtheit verlangte ihren Tribut: Wo Tappert auftauchte, wurde er wie ein Popstar von seinen Fans umringt.

Doch in den vergangenen Jahren wurden die öffentlichen Auftritte des Fernseh- und Filmschauspielers, der seit 1957 mit seiner Frau Ursula verheiratete war, selten. Einer seiner treuesten Wegbegleiter war Fritz Wepper, der Tappert bei "Derrick" als sein Partner Harry Klein zur Seite stand. "In Italien haben sie Horst die Füße geküsst. Dort haben sie den Papst, und gleich danach kommt Derrick", erinnerte sich Wepper an diese gemeinsamen Jahre.

Fanclubs und Bundesverdienstkreuz

"Harry, hol schon mal den Wagen!" wurde zum geflügelten Wort, auch wenn dieser Satz in der Serie so nie fiel. "Er ist später dann der einzige Schauspieler gewesen, der Fanclubs im Ausland hatte", sagte der Münchner Derrick-Produzent Helmut Ringelmann. "Ein Fanclub im Ausland für einen Deutschen war damals etwas Erstaunliches." Auch in der Politik wusste man Tapperts Popularität zu schätzen, polierte der Schauspieler doch nach dem Zweiten Weltkrieg das Image der Deutschen im Ausland gewaltig auf. Dafür wurde er international geehrt, auch das Bundesverdienstkreuz zählte zu den Auszeichnungen.

Geboren wurde der populäre Schauspieler 1923 in Wuppertal-Elberfeld als Sohn eines preußisch gesonnenen Postbeamten. Nach der Schule entschied er sich für eine Lehre als Kaufmann - ein Leben mit trockenen Zahlenkolonnen und peinlichster Korrektheit, wie er es einmal formulierte. Kurz nach Kriegsende bewarb er sich als Buchhalter am Theater in Stendal. Doch Theaterdirektor Kurt Mühlhardt engagierte ihn als Schauspieler - zu Recht, wie sich bald zeigte, denn das Publikum schloss den mageren jungen Mann bald ins Herz. Nach Stendal spielte er in Köthen, Göttingen, Kassel, Bonn und Wuppertal, München und Zürich.

Vom Buchhalter zum Schauspieler

1958 entdeckte Tappert das Kino: Bald war er in Filmen zu sehen wie "Die Trapp-Familie in Amerika", "Der Hund von Blackwood Castle" oder "Und Jimmy ging zum Regenbogen". Eine Paraderolle war der englische Chef-Posträuber in dem TV-Dreiteiler "Die Gentlemen bitten zur Kasse". Tappert liebte komische Rollen, konnte sie aber zu seinem Bedauern vor allem im Fernsehen nicht so ausleben. Wenn es Schauspieler-Gene gäbe, wäre bei ihm nur ein ganz kleiner Teil für die Rolle des Münchner Kommissars reserviert, etwas mehr für Charakterrollen und der größte Teil für alles, was komisch ist, schrieb er in seiner 1998 veröffentlichten Autobiografie "Derrick und ich. Meine zwei Leben".

Doch komisch oder nicht - das Publikum liebte Tappert. Als er 1998 als Kommissar aufhörte, war die Enttäuschung groß. 2004 kehrte Derrick zurück - allerdings in einem Zeichentrickfilm fürs Kino mit den Stimmen von Tappert und Wepper. Doch zu großen Auftritten hatte der langgediente TV-Kommissar keine Lust mehr. "Ich habe wahnsinnig viel gearbeitet und freue mich darauf, endlich einmal ausspannen zu können", erklärte er damals seinen Rückzug. Auch das Alter machte ihm zunehmend zu schaffen: "Ich schimpfe mit mir selbst, wenn ich etwas nicht mehr so gut hinbekomme wie früher, beispielsweise das Schuhe-Anziehen", bekannte er 2003 in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag. "Der Teufel will, dass ich so alt werde."

dpa


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