Die Atmosphäre am Hof von Kaiser Friedrich III. ist frostig, und das liegt nicht nur am Wind, der durch die klammen Mauern pfeift. Grund der Eiszeit in Wiener Neustadt ist ein Dauerzwist zwischen dem Herrscher und Thronfolger Maximilian. Um sein verschuldetes Reich zu sanieren, will Friedrich seinen Sohn mit Maria von Burgund verheiraten, Erbin des mächtigsten Herzogtums des 15. Jahrhunderts. Doch Heißsporn Maximilian will keine Zwangsehe eingehen, sondern lieber gegen des Kaisers Feinde aus Ungarn, Frankreich und der Türkei in den Krieg ziehen. "Ihr seid Kaiser eines Landes, in das Ihr keinen Fuß mehr zu setzen wagt", brüllt er glühend vor Zorn und vergisst einmal mehr, dem Vater Respekt zu zollen. Wehren solle der sich endlich, statt sich feige hinter dicken Schlossmauern zu verstecken.
Eine Schlüsselszene im TV-Dreiteiler "Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe". Und eine Bewährungsprobe für Jannis Niewöhner als Maximilian. Der 25-Jährige, der auf der Berlinale 2015 zum European Shooting Star gekürt wurde und 2016 den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler bekam, gilt zweifellos als großes Talent, aber seinen Vater, den empathielosen Kaiser, spielt Tobias Moretti, ein Schauspieler von enormer Präsenz. Um diesem Kraftkerl Paroli zu bieten, braucht es deutlich mehr als jugendlichen Elan und breite Schultern. "Ich hatte mir so viel vorgenommen für diese Szene", erinnert sich Niewöhner, "ich wollte so viel zeigen, aber als es so weit war, war ich irgendwie blockiert. Das passiert manchmal, wenn man sich den Druck macht, besonders eindrucksvoll spielen zu wollen."
Regisseur Andreas Prochaska wusste, wie er Niewöhner würde helfen können. "Er hat mich die Szene viermal hintereinanderweg spielen lassen, ohne abzusetzen, und die ganze Zeit lief die Kamera mit. Beim vierten Mal hatte ich eine solche Wut auf mich, auf den Kaiser, einfach auf alles, dass der Knoten geplatzt ist."
Eine Schlüsselszene im TV-Dreiteiler "Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe". Und eine Bewährungsprobe für Jannis Niewöhner als Maximilian. Der 25-Jährige, der auf der Berlinale 2015 zum European Shooting Star gekürt wurde und 2016 den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler bekam, gilt zweifellos als großes Talent, aber seinen Vater, den empathielosen Kaiser, spielt Tobias Moretti, ein Schauspieler von enormer Präsenz. Um diesem Kraftkerl Paroli zu bieten, braucht es deutlich mehr als jugendlichen Elan und breite Schultern. "Ich hatte mir so viel vorgenommen für diese Szene", erinnert sich Niewöhner, "ich wollte so viel zeigen, aber als es so weit war, war ich irgendwie blockiert. Das passiert manchmal, wenn man sich den Druck macht, besonders eindrucksvoll spielen zu wollen."
Regisseur Andreas Prochaska wusste, wie er Niewöhner würde helfen können. "Er hat mich die Szene viermal hintereinanderweg spielen lassen, ohne abzusetzen, und die ganze Zeit lief die Kamera mit. Beim vierten Mal hatte ich eine solche Wut auf mich, auf den Kaiser, einfach auf alles, dass der Knoten geplatzt ist."
Die perfekte Kindheit
Dass sich Niewöhner, groß gewachsen und durchtrainiert, ausgerechnet mit einem Wutausbruch gegen seinen Filmvater schwertat, erklärt sich aus seiner Pubertät, denn im Hause Niewöhner gab es nichts, gegen das er sich hätte auflehnen müssen. Die Eltern, in der Studentenbewegung der 68er sozialisiert, ließen ihrem einzigen Sohn viel Raum, um sich auszuprobieren. "Klar gab es Regeln, aber die waren großzügig gefasst. Wir haben in der Nähe von Krefeld auf einem Bauernhof gewohnt, in einer Art WG mit vier Familien. Jede hatte ihr abgeschlossenes Reich, aber vor allem wir Kinder waren ständig zusammen und draußen. Es war die perfekte Kindheit."
Niewöhner war lebhaft, aber kein Rudelführer. Sich in den Vordergrund zu drängen ist seine Sache bis heute nicht, er fühlt sich am wohlsten als gleichwertiges Mitglied in einer kleinen Gruppe guter Freunde. "Deshalb fand ich es ja so spannend, eine Figur wie Maximilian zu spielen. Der Mann ist ein geborener Anführer. Er herrscht mit der Intention, dass es seinem Volk gut geht, aber für seinen Einsatz verlangt er bedingungslosen Gehorsam. Er malt eine rote Linie nicht etwa, weil er gerade einen roten Stift zur Hand hat, sondern weil er eine Grenze setzen will. Wer sie doch überschreitet, bekommt die Konsequenzen knallhart zu spüren. In gewisser Weise ist der Film ein Gegenentwurf zur Beliebigkeit der heutigen politischen Wendehälse."
Niewöhner war lebhaft, aber kein Rudelführer. Sich in den Vordergrund zu drängen ist seine Sache bis heute nicht, er fühlt sich am wohlsten als gleichwertiges Mitglied in einer kleinen Gruppe guter Freunde. "Deshalb fand ich es ja so spannend, eine Figur wie Maximilian zu spielen. Der Mann ist ein geborener Anführer. Er herrscht mit der Intention, dass es seinem Volk gut geht, aber für seinen Einsatz verlangt er bedingungslosen Gehorsam. Er malt eine rote Linie nicht etwa, weil er gerade einen roten Stift zur Hand hat, sondern weil er eine Grenze setzen will. Wer sie doch überschreitet, bekommt die Konsequenzen knallhart zu spüren. In gewisser Weise ist der Film ein Gegenentwurf zur Beliebigkeit der heutigen politischen Wendehälse."
Haltung haben in haltlosen Zeiten, das lebt ihm seine Mutter vor. "Als Lehrerin ist sie ständig damit beschäftigt, Konflikte zu lösen, und als bei uns am Bahnhof mal eine Horde Neonazis drauf und dran war, Ausländer zu verprügeln, ist sie mit bloßen Händen dazwischengegangen. Ich hätte mich das nicht getraut."
Der Vater, Leiter des Duisburger Kinder- und Jugendtheaters Kom'ma weckte in ihm die Liebe zur Schauspielerei. Als Jannis zehn war, suchte ein Bekannter Kinder für ein Filmprojekt, und Vater Niewöhner fragte seinen Sohn, ob er Lust habe, zum Casting zu gehen. "Die ersten vier, fünf Jahre waren dann ein einziges Abenteuer. Ich hab den Text gelernt und am Set eine gute Zeit gehabt. Erst mit fünfzehn, sechzehn beim Dreh von "Sommer" hatte ich das Gefühl, dass es um mehr gehen könnte als nur ums Abliefern eines Texts. Da habe ich zum ersten Mal verstanden, dass die Schauspielerei ein ernst zu nehmender Beruf ist und man aus sich heraus eine Gefühlswelt aufbauen kann, in der man sich dann bewegt." Vom ersten selbst verdienten Geld kaufte er sich ein gebrauchtes Rennrad, der Rest ging aufs Konto. "Da waren meine Eltern konsequent."
Der Vater, Leiter des Duisburger Kinder- und Jugendtheaters Kom'ma weckte in ihm die Liebe zur Schauspielerei. Als Jannis zehn war, suchte ein Bekannter Kinder für ein Filmprojekt, und Vater Niewöhner fragte seinen Sohn, ob er Lust habe, zum Casting zu gehen. "Die ersten vier, fünf Jahre waren dann ein einziges Abenteuer. Ich hab den Text gelernt und am Set eine gute Zeit gehabt. Erst mit fünfzehn, sechzehn beim Dreh von "Sommer" hatte ich das Gefühl, dass es um mehr gehen könnte als nur ums Abliefern eines Texts. Da habe ich zum ersten Mal verstanden, dass die Schauspielerei ein ernst zu nehmender Beruf ist und man aus sich heraus eine Gefühlswelt aufbauen kann, in der man sich dann bewegt." Vom ersten selbst verdienten Geld kaufte er sich ein gebrauchtes Rennrad, der Rest ging aufs Konto. "Da waren meine Eltern konsequent."
Teenieidol mit Rubinrot
Mit 19 Jahren zog er nach Berlin, ein Kulturschock. "Meine Eltern hatten mir beigebracht, Menschen zu respektieren, höflich zu sein, freundlich und mit einem Lächeln auf andere zuzugehen." Er lacht. "Damit war ich in Berlin eine Art Alien. Die Konfrontation mit einer Welt, in der es rücksichtslos und rau zugeht, war hart." Doch Niewöhner, der täglich Sport macht und neuerdings auch meditiert, boxte sich durch.
Mit gerade mal 25 Jahren hat er schon eine beeindruckende Vita vorzuweisen. Mit der Kinotrilogie "Rubinrot", "Saphirblau" und "Smaragdgrün" wurde er zum Teenie-Idol, zuletzt drehte er die beiden Kinodramen "Jonathan" und "Jugend ohne Gott", die beide auf der Auswahlliste für den deutschen Beitrag zum Oscar als Bester ausländischer Film standen. Und jetzt macht ihn das ZDF zum Hauptdarsteller eines fünfzehn Millionen Euro teuren Dreiteilers.
"Es war spannend, ein Drehbuch zu lesen, dessen Handlung vor 550 Jahren spielt und das doch so viel mit mir zu tun hat. Außerdem will Regisseur Andreas Prochaska in Kinoqualität fürs Fernsehen erzählen. Das ist genau mein Ding."
Dass ihn die Rolle körperlich an seine Grenzen gebracht hat, findet er im Nachhinein sogar hilfreich: "Die Drehtage waren endlos lang, das Wetter höllisch. Ich habe in meinem Leben noch nie so gefroren wie bei diesem Dreh, und ich hab mir während eines Kampfs die Schulter verletzt", er grinst, "aber das alles hätte Maximilian nicht gestoppt, also durfte es natürlich auch mich nicht stoppen."
Mit gerade mal 25 Jahren hat er schon eine beeindruckende Vita vorzuweisen. Mit der Kinotrilogie "Rubinrot", "Saphirblau" und "Smaragdgrün" wurde er zum Teenie-Idol, zuletzt drehte er die beiden Kinodramen "Jonathan" und "Jugend ohne Gott", die beide auf der Auswahlliste für den deutschen Beitrag zum Oscar als Bester ausländischer Film standen. Und jetzt macht ihn das ZDF zum Hauptdarsteller eines fünfzehn Millionen Euro teuren Dreiteilers.
"Es war spannend, ein Drehbuch zu lesen, dessen Handlung vor 550 Jahren spielt und das doch so viel mit mir zu tun hat. Außerdem will Regisseur Andreas Prochaska in Kinoqualität fürs Fernsehen erzählen. Das ist genau mein Ding."
Dass ihn die Rolle körperlich an seine Grenzen gebracht hat, findet er im Nachhinein sogar hilfreich: "Die Drehtage waren endlos lang, das Wetter höllisch. Ich habe in meinem Leben noch nie so gefroren wie bei diesem Dreh, und ich hab mir während eines Kampfs die Schulter verletzt", er grinst, "aber das alles hätte Maximilian nicht gestoppt, also durfte es natürlich auch mich nicht stoppen."