In den 1940er und 1950er Jahren war James Stewart einer der größten Stars der Filmwelt. Nach seinem Durchbruch in der Komödie "Mr. Smith geht nach Washington" spielte er in Klassikern wie "Die größte Schau der Welt", "Anatomie eines Mordes" und "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" mit, drehte unter der Regie von Alfred Hitchcock u.a. "Das Fenster zum Hof" und "Vertigo". Einer seiner wohl bekanntesten Filme ist der Weihnachtsklassiker "Ist das Leben nicht schön?", in dem er die Hauptrolle hat.
Stewart prägt das Kino wie wenig andere, und hinterließ nach seinem Tod im Jahr 1997 eine große Lücke in Hollywood. Jetzt hilft ein KI-Programm bei seiner Wiederauferstehung: Für eine Meditationsapp wird die Stimme des Jahrhundertschauspielers mittels Künstlicher Intelligenz nachgestellt. Wie Variety exklusiv berichtete handelt es sich um die "Calm"-App, die dafür bekannt wurde, zahlreiche Einschlafgeschichten im Repertoire zu haben, die von großen Stars vorgelesen werden, darunter von Kate Winslet, Idris Elba, Harry Styles, Michael Bublé, Camila Cabello und Regé-Jean Page.
"Du kannst mich Jimmy nennen": James Stewart ist zurück
Die KI-generierte Stimme ist in der Einschlafgeschichte "It's A Wonderful Sleep Story" zu hören, die von Calm als "herzerwärmende neue Weihnachtsgeschichte" beworben wird. Verfügbar ist sie nur für Abonnenten von Calm Premium, die jährlich 69,99 Dollar für den Dienst zahlen. Mit den Worten: "Nun, hallo. Ich bin James Stewart. Aber gut, du kannst mich Jimmy nennen", eröffnet die täuschend echte KI-Stimme die Story.
Um die Stimme so perfekt zu imitieren, arbeitete Calm mit Respeecher zusammen, einem KI-Startup, welches bereits für Disney tätig war. In der Serie "The Mandalorian" konnte man so Schauspieler Mark Hamill in der Rolle des Luke Skywalker um mehrere Jahrzehnte jünger klingen lassen. Auch bei der verwandten Serie "Obi-Wan Kenobi" nutzte man die Technik, um James Earl Jones und seine markante Stimme für Darth Vader zu verjüngen. In den beiden Filmen hatte man aber noch echtes Ausgangsmaterial der Originalschauspieler: Sie sprachen die Texte ein und die KI verjüngte den Klang. Bei James Stewart musste dessen Stimme von Grund auf rekonstruiert werden.
KI-Imitationen sind nicht unumstritten
Von Stewarts Familie wurde dieses Verfahren im Vorfeld abgesegnet. Kelly Stewart Harcourt, eine seiner Töchter, lässt sich zitieren mit: "Wir freuen uns, dass unser Vater die Stimme der neuesten Sleep Story von Calm ist. Es ist erstaunlich, was Technologie leisten kann, und es ist wundervoll zu sehen, wie das Vermächtnis unseres Vaters in dieser Weihnachtszeit auf neue Weise weiterlebt, indem es Menschen hilft, erholsamen Schlaf und süße Träume zu finden."
Zwar hat Calm für diese Geschichte die Genehmigung der Stewart-Familie erhalten, dennoch sind KI-generierte Imitationen verstorbener Menschen nicht unumstritten. Als im Sommer 2023 im Kinofilm "The Flash" mehrere verstorbene Schauspieler wie Christopher Reeve und Adam West eingebaut wurden, sorgte das für kontroverse Diskussionen. Erst jüngst entbrannte im Netz zudem ein Diskurs, als Warner Music Group verlauten ließ, einen animierten Film über die französische Sängerin Edith Piaf produzieren zu wollen, bei dem Künstliche Intelligenz zum Einsatz käme, um ihre Stimme nachzustellen.