Er ist endlich wieder frei: Boris Becker (55). Nach nur siebeneinhalb Monaten hinter Gittern im Huntercombe-Gefängnis in Oxfordshire hat der Ex-Tennisstar wieder deutschen Boden unter den Füßen und darf sich als freier Mann bezeichnen. Doch wer jetzt denkt, dass sich Becker mit gesunkenem Haupt und hochgezogenen Schultern zurückzieht, liegt falsch. Im Gegenteil: Bereits mehrere Projekte sind geplant, unter anderem soll eine mehrteilige Doku à la Herzogin Meghan (41) und Prinz Harry (38) auf dem Streamingdienst Apple TV+ erscheinen – der Trailer verspricht echte Emotionen. 

Genauso wie das Interview mit Sat.1, das am heutigen Dienstag (20. Dezember) zu sehen sein wird. Über 500.000 Euro soll der ehemalige Wimbledon-Gewinner dafür bekommen, wie "Bild" wissen will. Etwas, das laut Medienexperte Ferris Bühler ziemlich an der Authentizität des Interviews zweifeln lässt. 

Boris Becker: Er bekommt Geld für das Interview

Wie viele heute Abend um 20.15 Uhr letztendlich den Fernsehn einschalten, um das Interview mit Boris Becker gespannt anzuschauen, bleibt abzuwarten. Doch das öffentliche Interesse an dem Fall einer der größten deutschen Sportler scheint doch ziemlich hoch zu sein. Medienexperte Ferris Bühler warnt aber im Online-Portal "Watson" davor, das Gesagte für bare Münze zu nehmen. Vielmehr sollte man den Rahmen des Gesprächs betrachten. 

Das größte Problem laut Bühle: Boris Becker bekommt Geld für das Gespräch. Wie viel genau ist unklar, "Bild" geht aber von einem sechsstelligen Honorar aus – Sat.1 hat dies zwar nicht bestätigt, aber bei Exklusiv-Verträgen kann das durchaus üblich sein, ordnet das das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) ein. Auch wenn er laut Anwalt Hans George Fritsche von seinem Honorar nicht alles behalten darf und eine ganze Menge an seine Gläubiger abgeben muss, wie er in "Bild" erklärt, so stellt eine Geldsumme im Gegenzug zu einem Gespräch das Ganze in ein unschönes Licht. 

Doch damit nicht genug: Medienexperte Ferris Bühle ist sich sicher, dass sämtliche Fragen bereits im Vorfeld detailliert abgesprochen wurden, meint er in "Watson". Damit sei jegliche journalistische Integrität hinfällig. Denn durch vorbesprochene Fragen kann sich der Interviewte, in diesem Fall Boris Becker, bestmöglich darauf vorbereiten und so das Bild abgeben, das er möchte und das bei den Zuschauer*innen ankommen soll. Eine Inszenierung, die auch nach hinten losgehen kann. Schließlich besteht hier für ehrliche Gefühle, Geständnisse oder Stellungnahmen schon von vorne hinein keine Möglichkeit – doch genau das wollen die Zuschauer.

Sat.1. ändert Primetime wegen Interview mit Boris Becker

Und so promotet auch Sat.1 das exklusive Interview. Chefredakteurin Juliane Eßling meint laut RND in einer Mitteilung, dass man "nicht über ihn sprechen – sondern mit ihm sprechen" wolle. Weiter heißt es: "Ich freue mich, dass Boris Becker uns sein Vertrauen für das erste und weltweit einzige Interview nach der vielleicht schwersten Zeit in seinem Leben schenkt. Dafür ändern wir gerne unsere Primetime am Dienstag."

Wie das Gespräch mit Ex-Knacki Becker verlaufen wird, bleibt abzuwarten. Doch der Rahmen sollte Zuschauer dazu anhalten, alles zu hinterfragen oder zumindest einzuordnen.