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Anke Engelke: Sie wollte nie lustig sein

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Anke Engelke ist so umtriebig wie vielseitig: Sie moderiert, synchronisiert, dreht Dokus und hat als Schauspielerin ein Standbein im Spielfilm. In ihrem neuen zeigt die (ehemalige) Parodistin ihre ernste Seite.

Das TV-Drama "Südstadt" (ZDF, 26.02., 20.15) dreht sich um drei Paare und ihre Lebenslügen. In einem hübschen Altbau in der Kölner Südstadt sind die Nachbarn gut befreundet. Regelmäßig treffen sie sich auf ein Glas Wein. Da ist die Notärztin Eva (Sawatzki) vom Dachgeschoss, die ihren neuen Freund vorstellen möchte. Thomas (Dominic Raacke) ist Manager und wird vom Soziologen Martin (Matthias Matschke) misstrauisch beäugt. Der ist seit zwanzig Jahren mit Lehrerin Anne (Engelke) verheiratet. TV-Journalist Kai (Alexander Hörbe) arbeitet hart für seinen Job, seine Frau Saskia (Bettina Lamprecht) kümmert sich daheim um die kleine Tochter. Doch nach und nach treten Brüche zutage: Anne hat eine Affäre mit einem Kollegen an der Schule und will sich scheiden lassen. Thomas hat mit Ex und Tochter viel "Gepäck" aus seiner Vergangenheit. Und Saskia hat genug vom Hausfrauendasein. Als ihr Thomas einen guten Job verschafft, fürchtet Kai um die eigene Karriere. Und Martin muss sich nicht nur vor seinem pensionierten Vater (Manfred Zapatka) rechtfertigen...
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Ihr Film "Südstadt" er­ zählt von drei Paaren, die unglücklich sind. Was machen die Paare falsch?

Anke Engelke: Ich halte es für richtig und wichtig, das Unglück zu erkennen und zu benennen. Nur dann ist man auch in der Lage, etwas zu ändern. In "Südstadt" scheitern die Personen, mit Ausnahme des Unidozenten Martin, schon am ersten Schritt. Sie wollen immer alles bewerten, wollen das sofortige Feedback für ihre Arbeit und ihr Handeln. Sie können nicht einfach mal etwas gelten lassen.

Die Frotzeleien der Freunde untereinander in "Südstadt" grenzen an Beleidigung.

Der, dem es am schlechtesten geht, teilt am härtesten aus. Das kennt man ja auch aus anderen Bereichen, etwa der Politik. Wer am meisten Angst hat, gibt sich besonders aggressiv.

Sie waren mal die witzigste Frau im deutschen Fernsehen.

Danke, aber ich habe mich eigentlich immer anders verortet: Ich komme aus dem Journalismus, ich habe zwölf Jahre beim Südwestfunk gearbeitet. Ich bin nicht angetreten, um lustig zu sein. Als die Anfrage kam, ob ich komische Sachen machen wolle, war ich schon dreißig.

Ihr Kollege Bastian Pastewka ist weg von Sat.1 und hat mit seiner Comedy­Reihe "Pastewka" ein Zuhause bei Amazon gefunden. Was halten Sie davon?

Ich finde gut, dass es solche Möglichkeiten gibt. Ich war selbst gerade Teil des "Deutschland 86"-Ensembles, dessen Vorläufer bei RTL lief und das nun ebenfalls bei Amazon gelandet ist.

Jeder sieht etwas anderes.

Die Individualisierung des Geschmacks ist doch eine gute Sache. Das lineare Fernsehen schafft kaum noch Gemeinschaftserlebnisse, das war früher so ein Anspruch. Es läuft eher so, dass man Freunden sagt, ich fand die erste Staffel einer Serie großartig, am Samstag läuft die zweite, schau doch vorbei, dann gucken wir gemeinsam und reden drüber. Streaming finde ich gut, andere Phänomene der digitalen Welt wie Facebook dagegen sind nichts für mich.

Was ist so schlimm an Facebook?

Es hält die Menschen davon ab, wirklich miteinander zu kommunizieren: sich in die Augen zu blicken und einander zugewandt zu sein.

Sie stehen oft vor der Kamera - mögen Sie den Lichtkegel des Showbiz?

Ständig wäre die Glamourwelt nichts für mich, aber die Besuche in dieser Glitzerwelt dann und wann finde ich aufregend. Fernsehen hat in meiner Kindheit kaum stattgefunden, ich hatte nie den Ehrgeiz, ein TV­-Star zu sein. Ich mag es zwar, ein schönes Kleid zu tragen, geschminkt zu werden und dann die "Berlinale"­-Gala zu präsentieren, aber da geht es um den Film, das Kino, und dafür bin ich gern mal Prinzessin für einen Abend.