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Sieben Fragen an Peter Hoffmann

Der Anti-Bohlen

Peter Hoffmann
Peter Hoffmann, Juror bei "Dein Song" © KI.KA/Andrea Enderlein

Wenn einer weiß, wie man als Musiker erfolgreich wird, dann Peter Hoffmann: Der Juror der KI.KA-Castingshow "Dein Song" hat "Tokio Hotel" entdeckt.

Peter Hoffmann hält sich lieber im Hintergrund. Freundlich, leise, bescheiden - das Gegenteil des lauten, vulgären "DSDS"-Platzhirschs Dieter Bohlen. Angeblich wollten alle Castingshows den Musikproduzenten (u. a. Falco, Oli P., Vicky Leandros) in der Jury, doch Hoffmann hatte keine Lust auf Voyeurismus. Bei "Dein Song" greift er jetzt jungen Songschreibern unter die Arme.

TV SPIELFILM: Gucken Sie Castingshows?

PETER HOFFMANN: Ich verfolge fast alle Castingshows, um mir eine Meinung zu machen und zu gucken, was dort manchmal auch an Talenten ist. Stefan Raabs Castingshow finde ich großartig, da geht's nämlich wirklich um Musik.

TV SPIELFILM: Was ist der Unterschied von "Dein Song" zu Formaten wie "DSDS" und "Popstars"?

PETER HOFFMANN: Es geht hier nicht um Künstler, sondern um Songs. Was macht diesen Song besonders oder handwerklich gut, was gibt es für Text, all solche Kriterien sind viel wichtiger als "bist du ein Star" oder "bist du kein Star".

TV SPIELFILM: Sie haben Erfahrung darin, mit Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Was braucht ein Kind, um gut zu sein?

PETER HOFFMANN: Erstens: handwerkliches Können. Das fällt nicht vom Himmel. Das wesentliche aber ist ein ganz natürliches Gespür für Emotionen, denn das unterscheidet gute Musik von schlechter Musik.

TV SPIELFILM: Manche Kandidaten von "Dein Song" wären alt genug, sich auch bei DSDS zu bewerben...

PETER HOFFMANN: Ich würd‘s keinem raten, denn die Überlebensquote nach einem Format wie DSDS ist relativ gering. Nur wenige schaffen es, daraus eine richtige Karriere zu starten.

TV SPIELFILM: Welchen Tipp würden Sie einem Kind geben, das Musiker werden möchte?

PETER HOFFMANN: Nicht jeder kann ein Superstar werden, aber jeder kann in diesem breiten Feld seinen Platz finden, ob es Musiker ist, Gesangslehrer, Arrangeur, in der Musikwirtschaft, in einem Chor oder als Songschreiber.

TV SPIELFILM: Sie haben Tokio Hotel entdeckt. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

PETER HOFFMANN: Wichtig waren die Persönlichkeiten und die Songs. Dass sie einen Zeitgeist getroffen haben und vor allem eine Aussage hatten, die Jugendliche und Kinder extrem angesprochen hat, weil es ihre Probleme und ihre Welten waren, die da widergespiegelt wurden. Die sind nicht erfunden, wies oftmals geschrieben wurde. Diese Ausstrahlung bekommt man in die Wiege gelegt oder nicht. Man hat sie oder man hat sie nicht, und das ist der Unterschied zwischen einem guten Musiker und einem Künstler.

TV SPIELFILM: Können Sie sich vorstellen, noch einmal eine so erfolgreiche Band zu finden?

PETER HOFFMANN: Es wird schwer, sich an diesem Erfolg zu messen, den hat man vielleicht einmal im Leben. Die Wahrscheinlichkeit, dass nochmal so ein weltweiter Erfolg stattfindet, ist relativ gering. Aber man hört nicht auf, Augen und Ohren aufzuhalten. Wenn Talente da sind, völlig egal in welchem Alter, wenn‘s authentisch ist, wenn sie bei mir eine Emotion auslösen können, bin ich wieder auf der Fährte.

Linn Grunwald