Er ist ein Urgestein der deutschen TV-Szene, Schlagersänger am Ballermann und hat mit seiner Teilnahme an der ersten Staffel der Container-Show "Big Brother" Fernsehgeschichte geschrieben. Multitalent Jürgen Milski (57) ist regelmäßig Gast bei verschiedenen Sendungen, von "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" über "Schlag den Star" bis hin zu "Let's Dance". Seine aktuellste Show-Teilnahme verschlägt ihn diesmal aber nicht in den australischen Dschungel oder auf das Tanzparkett von RTL, sondern an den Herd. Im Interview, was wir vor seiner Tumor-OP mit ihm geführt haben, hat Jürgen Milksi uns verraten, dass das ein Ort ist, an dem er sich selbst aber absolut nicht sieht. "Das große Promibacken" habe ihn deshalb auch an seine Grenzen gebracht.
Schon die Start-Voraussetzungen seien eher schwierig gewesen: "Ich habe noch nie in meinem Leben einen Backofen angemacht. Ich weiß nicht mal, wo der sich anschalten lässt und wie das alles funktioniert." Insofern sei das "Promibacken" eine absolute Premiere für Küchen-Neuling Jürgen gewesen, der es sogar schon einmal fertiggebracht habe, eine Tiefkühlpizza anbrennen zu lassen. Sein Perfektionismus sei in der Show der größte Hemmschuh des "Genauigkeitsfanatikers" Milski gewesen. "Wenn ich etwas mache, will ich es auch gut machen. Ich weiß nicht, ob sie das rausgeschnitten haben, aber beim Promibacken hatte ich schon ein paar Ausraster, weil das alles nicht so funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt habe", sagt Jürgen und schmunzelt. Trotz des ein oder anderen mutmaßlichen Tobsuchtsanfalls habe das Format vor allem wegen der Zusammensetzung des Promibäcker-Teams so großen Spaß gemacht.
Milski erklärt: "Das ist auch voll meine Lebensphilosophie. Dass man, auch wenn man bei solchen Formaten gegeneinander kämpft oder backt oder tanzt, trotzdem als Gruppe einen Zusammenhalt formen sollte, weil das auch für die Zuschauer die Atmosphäre viel schöner macht." Beim "Promibacken" scheint das besonders gut funktioniert zu haben. "Wir waren so eine geile Truppe! Obwohl wir gegeneinander gebacken haben und jeder das Ziel hatte, weiterzukommen, haben wir so toll zusammengehalten. Jeder hat dem anderen auch geholfen, obwohl ja die Gefahr bestand, dass man dadurch, dass man jemand anderem hilft, selbst ausscheidet", so Jürgen.
Sein Fazit: "Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich das beim 'Promibacken' sagen würde, aber das war das schönste TV-Format, an dem ich jemals teilgenommen habe." Dabei schöpft er aus einem wahrlich reichen Erfahrungsschatz. Lachend beschreibt er uns im Gespräch: "Ich bin ja ein Adrenalinjunkie und habe im Vorfeld gedacht: 'Boah, das Backen würde mich ja langweilen. Ich will die Crash-Challenge machen oder eine Bob-Bahn runter sausen.' Das sind Formate, die mir liegen, weil ich vor nichts Angst habe. Aber ich glaube, mein Adrenalinspiegel war noch nie so hoch wie beim Backen."
Was seinen Adrenalinspiegel auch hochgetrieben haben dürfte: Der Tag vor 21 Jahren, als Jürgen den "Big Brother"-Container verließ und sich plötzlich mit völlig veränderten Lebensumständen konfrontiert sah: "Als ich aus diesem Haus rausgekommen bin, war das eigentlich die schrecklichste Zeit meines Lebens. Mit diesem Bekanntheitsgrad bin ich überhaupt nicht klargekommen." Reporter belagerten sein Zuhause, auf dem Spielplatz bildeten sich Menschentrauben um ihn und seine damals 9-jährige Tochter. Als er vom Fernsehsender RTL ZWEI mehrere Verträge, unter anderem für ein eigenes Album und eine eigene Show, vorgelegt bekommt, lehnt er ab.
"Ich wollte so schnell wie möglich wieder an meinen Arbeitsplatz und zurück in die Normalität. Dahin, wo mich die Leute als den Jürgen kennen und nicht als einen 'Star'. Diese Verträge nicht zu unterschreiben, war die beste Entscheidung. So konnte ich mich Stück für Stück in diese Situation hineinfinden und habe gelernt, damit umzugehen."
Sein heutiger Umgang mit dem öffentlichen Interesse an seiner Person scheint dafür umso entspannter und unverkrampfter zu sein und behaftet mit einer gewissen professionellen Distanz. "Das, was ich da draußen in den Medien mache, sehe ich als einen ganz großen Zirkus. Ich nehme mich nicht ernst, ich nehme das, was ich da mache nicht besonders ernst und habe das nie zum Mittelpunkt meines Lebens werden lassen. Das Wichtigste für mich sind meine Familie und meine Freunde. Viele Kollegen, die diese Bekanntheit zum Mittelpunkt haben werden lassen, tun mir eigentlich leid, weil das nicht alles ist. Irgendwann ist dieser Firlefanz ja vorbei. Ich dachte, dass das bei mir schon nach einem halben Jahr so sein würde, aber jetzt bin ich auch nach 21 Jahren immer noch dabei", freut sich Jürgen.
Ein Kollege, der den schnellen Ruhm anders verarbeitet hat, ist Jürgens damaliger "Big Brother"-Freund Zlatko, mit dem er im Jahr 2000 gemeinsam die Single "Großer Bruder" veröffentlichte. "Zlatko dachte, weil er über zwei Millionen CDs verkauft hat, wäre er wirklich ein Sänger, oder ein Star. Dieses Wort habe ich sowieso immer gehasst. Brad Pitt ist ein Star, aber wir doch nicht. Wegen dieser sehr unterschiedlichen Auffassung haben wir heute auch keinen Kontakt mehr. Zlakto war damals mit 23 Jahren aber auch noch sehr jung. Ich war schon 36, hatte eine Familie und stand mitten im Leben. Wenn mir das in so jungen Jahren passiert wäre, wäre die Geschichte für mich vielleicht anders ausgegangen."
Der "Schrecklichste Zeit": Jürgen Milski über sein Leben nach "Big Brother" wird veröffentlicht von BUNTE.de.