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Nachruf

Jonathan Demme ist tot

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Der Regisseur von "Das Schweigen der Lämmer" und "Philadelphia" ist heute im Alter von 73 Jahren an Krebs gestorben.

Den Oscar als bester Regisseur für einen Kriminalthriller zu gewinnen, das gelang nur wenigen. Jonathan Demme war eine der Ausnahmen auf einem Feld, das ansonsten für Regisseure von Historienepen und ernsten Dramen reserviert ist. Für seinen einflussreichen, makellosen Thriller "Das Schweigen der Lämmer" gewann Jonathan Demme 1991 den Oscar, der Höhepunkt seiner Karriere.

Am 26. April 2017 starb Demme im Alter von 73 Jahren an Speiseröhren-Krebs und Komplikationen wegen einer Herzkrankheit. Bereits 2010 war der US-Amerikaner an Krebs erkrankt, besiegte die Krankheit aber. 2015 kehrte der Krebs zurück.

Wie viele andere Regisseure seiner Generation lernte Demme sein Handwerk in der B-Movie-Schmiede von Roger Corman, der auch Martin Scorsese und Francis Ford Coppola förderte. 1972 debütierte Demme mit dem Frauengefängnisheuler "Das Zuchthaus der verlorenen Mädchen".

1984 machte er erstmals mit dem Talking-Heads-Konzertfilm "Stop Making Sense" auf sich aufmerksam. Es folgten "Swing Shift" (1984) und "Gefährliche Freundin" (86) und "Mafiosi-Braut (1988). In vielen seiner Filme stehen weibliche Figuren im Vordergrund, deshalb galt Demme immer als "Womans-Director". Seine bekannteste Heldin ist ohne Zweifel Clarice Sterling (Jodie Foster) aus seinem Hauptwerk "Das Schweigen der Lämmer".

1993 drehte er mit "Philadelphia" den ersten Mainstreamfilm über Aids, der Tom Hanks den Oscar bescherte. Im Laufe der 90er-Jahre wurde es etwas ruhiger um Demme, er drehte aber weiterhin kleine, feine Filme wie das ultrarealistische Hochzeitsdrama "Rachels Hochzeit". In seinem letzten Film ging es wieder um starke Frauen, "Ricki - Wie Familie so ist" mit Meryl Streep als alternde Rockerin. Jonathan Demme hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Autor: Sebastian Milpetz