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Lieber Til Schweiger, ausgerechnet Sie kritisieren die Filmförderung?

TIL SCHWEIGER
Til Schweiger ist wieder angesäuert Imago Images

Til Schweiger hat den deutschen Film im Allgemeinen und die Filmförderung im Besonderen harsch kritisiert. Dabei hat auch sein überflüssiges Remake von "Honig im Kopf" von Fördermitteln profitiert. Und gutes Handwerk ist im Film nicht alles. Ein offener Brief.

Lieber Til Schweiger,

was hat man Ihnen denn ins 5-Euro-Leitungswasser gekippt? Anstatt wie gewohnt über die Journaille herzuziehen, schimpfen Sie jetzt auf den deutschen Film im Allgemeinen und die Filmförderung im Besonderen.

"Es werden hier so viele Filme gefördert, wo schon das Drehbuch einfach nur Mist ist. Da kann dann auch der Film nicht mehr spannend werden" sagen sie im OMR Podcast. "Das sind meistens irgendwelche verkrachten Filmproduzenten, die selber nie so richtig erfolgreich waren. Und die entscheiden dann, wer Geld bekommt"

Nur zum Verständnis: Meinen Sie die Filmförderung, die eine halbe Million Euro in "Head Full of Honey" pumpte, wie Ihre Lieblingszeitung MOPO berichtete? In das US-Remake von "Honig im Kopf" also, ein Film, der für den deutschen Markt so überflüssig war wie Ohren für ein Küken?

Til Schweiger: Die Craft und die Pizzaschachtel

Und überhaupt, der deutsche Film. Im Gegensatz zu Hollywood sehen die ja alle so scheiße aus. "Dann guckst du dir irgend so einen deutschen Film an und es sieht alles so flach und armselig aus". Auch die Filme, in denen Sie mitgespielt haben, nehmen sie nicht aus, was Sie ehrt. Zum Beispiel "Der bewegte Mann": "Toller Film, aber die Kamera ist so schlecht, das Licht ist so kacke. Das ist so hässlich, das sieht aus wie bei der 'Lindenstraße'."

Da klingt es wieder an, Ihr Lieblingswort: Die "Craft". Wer das Handwerk nicht beherrscht kann nicht über Filme mitreden, das war immer Ihr Totschlagargument gegen Kritiker, egal ob Ihrer Kinofilme oder der Tschiller-Tatorte.

Doch die Craft ist nicht alles. Was nutzt mir ein noch so handwerklich perfekt gesetztes Licht, wenn der Film in einer Kaschmirpulli-Fantasiewelt spielt? In der Menschen Namen wie Amandus und Ludo tragen. In der alle in einem Loft mit gechromter Riesenküche leben, mit frischen Kräutern auf dem Tisch und plastikfreien Cerealiendosen aus Ihrer Barefoot-Living-Kollektion. In der Frauen ihren Beruf aufgeben, um sich um den dementen Vater des Gatten zu kümmern.

Dann doch lieber ein kleiner, bescheidenener deutscher Film, der sich nicht dafür schämt, in Deutschland zu spielen. 

PS: Wir hoffen, dass Sie bei ihren Pizzalieferanten genauso auf die Craft achten. Auf dass sie die Schachteln fachkundiger halten als Sie selbst.

Hochachtungsvoll, ihr Sebastian Milpetz