Oh Johnny... Der Depp hat mal wieder Negativschlagzeilen produziert. Am Set seines neuen Films "City of Lies" soll sich Johnny Depp, wie es heute gerne heißt, toxisch verhalten haben. Nachdem er den ganzen Tag gebechert haben soll, attackierte er angeblich einen Location Manager körperlich und traktierte ihn verbal mit den klassischen Diva-Sätzen "Wer bist du? Du hast kein Recht". Der Aufnahmeleiter hat jetzt (10.07.2018) Strafanzeige gegen Depp erhoben. Der Schauspieler wollte ihn angeblich zwingen, eine Erklärung zu unterschreiben, dass er Depp nicht verklagt. Als der Mitarbeiter sich weigerte wurde er sofort gefeuert.

Auch wenn Regisseur Brad Furman die Vorfälle runterspielte, war der Eklat nur der letzte aus einer Reihe von Skandalen und unangenehmem Star-Gehabe. Gerade erst haben ihn seine beiden ehemaligen Bodyguards verklagt, unter anderem weil er sie für Überstunden nicht bezahlt habe. Die Leibwächter haben sich beklagt, dass sie de facto als Babysitter eingesetzt worden waren, für Depps Kinder und den Star selbst. Sie mussten für ihn "illegale Substanzen" spazieren fahren.

Außerdem säumen Prügelvorwürfe seiner Exfrau Amber Heard, Drogen- und Alkoholexzesse sowie ein verschwenderischer Lebensstil seinen Weg nach unten. Nach der Trennung von seiner langjährigen Gattin Vanessa Paradis, Mutter seiner zwei Kinder, im Jahr 2012 scheint er den Boden unter den Füßen verloren zu haben, privat und karriereplanerisch.

Fluch der Karibik als Höhe- und Wendepunkt

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Auf dem Höhepunkt: Johnny Depp in "Fluch der Karibik"

Dabei war Johnny Depp vor gerade einmal fünfzehn Jahren auf dem Zenit seiner Laufbahn. Nach einer respektablen Filmografie in den 90er-Jahren mit einigen mittelgroßen Perlen wie "Ed Wood" startete er 2003 mit "Fluch der Karibik" plötzlich als Blockbustergarant die nächste Stufe seiner Karriere.

Als tuckig-angesäuselter Pirat Jack Sparrow erfand er nicht nur den Typus des Filmfreibeuters, sondern auch ein ganzes Genre neu. Er gewann viele neue Fans und seine erste Oscar-Nominierung. Zwei weitere folgten, für "Wenn Träume fliegen lernen" und "Sweeney Todd". Das Rollenfach des sympathisch-unheimlichen Sonderlings variierte er dann in wechselnden, aber verdächtig ähnlichen Masken. Ob "Charlie und Schokoladenfabrik", "Sweeney Todd", "Alice im Wunderland" oder "Dark Shadows": Hauptsache hinter einer dicken Schicht Make-Up und mimisch-gestischen Manierismen versteckt.

Eine gute Exzentriker-Show kann Johnny Depp jederzeit abziehen, doch als Kritiker wird man den Verdacht nicht los, dass er eher Verkleidungskünstler denn Filmschauspieler ist. Wenn er mal einen normalen Kerl von nebenan spielen muss, bleibt er blass. Emotionale Nuancen oder psychologische Untiefen konnte man nicht von ihm erwarten. Zum Schauspielolymp, auf dem ihn viele Fans thronen sahen, ist es sehr weit.

Irgendwann war die Masken-Masche ausgeleiert, so sensibel und originell wie in seiner frühen Make-up-Rolle "Edward mit den Scherenhänden" wurde es nicht mehr. Die Methode Depp schien auserzählt. Die Talentpolizei stand vor der Tür und kassierte ab. Zwischen 2014 und 2018 erntete er fünf Nominierungen für den Negativpreis Goldene Himbeere.

Seitdem gibt sich der 54-Jährige auch im Privatleben als permanent angesäuselter Pirat. Mit Alt-Schockrocker Alice Cooper und "Aerosmith"-Gitarrist Joe Perry spielt er in einer Band mit dem schönen Namen "Hollywood Vampires". Nicht ganz unpassend für den Ex-Star, der nur noch als (untoter) Schatten seiner selbst unterwegs ist.