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Interview mit Christian Friedel

Das Geheimnis von Adi Dassler

Das Geheimnis von Adi Dassler
ARD Degeto/Wiedemann & Berg/Martin Spelda

An Ostern spielt Christian Friedel ("Elser", "Das weiße Band") im Eventzweiteiler "Die Dasslers" (14.+15.4., 20.15 ARD) die Rolle des Adidas-Gründer Adi Dassler.

TV Spielfilm: Herr Friedel, Sie spielen im Film "Die Dasslers - Pioniere, Brüder und Rivalen" die Rolle des Adolf Dassler über mehrere Jahrzehnte mit Hilfe einer Altersmaske.

Christian Friedel: Ja, das war tatsächlich ein Grund, warum ich bei der Rolle überhaupt zugesagt habe. Die Altersmaske wird in Deutschland so selten genutzt, da hat mir die mutige Entscheidung der Regisseure sehr imponiert. Es ist immer ein Risiko, da man nie weiß, ob einem der Zuschauer diese Maske abkauft. Natürlich stand auch der Spaß im Vordergrund zu erfahren, wie man im Alter aussieht. Wenn ich 74 bin, werde ich natürlich vergleichen, ob ich genauso aussehe, wie jetzt im Film. (lacht)

Schränkt eine solche Maske den Schauspieler ein?

Friedel: Nein, es hilft tatsächlich eher. Bei der Maske spürst du jede Bewegung und sie gibt dir relativ genau vor, wie fein du spielen musst. Wenn du deine Mimik zu ausufernd gebrauchst, wirkt es schnell zu krass. In den Drehpausen habe ich manchmal in den Spiegel geschaut und mich richtig erschrocken.

Warum hat man die Figuren im Alter nicht einfach neu besetzt?

Friedel: Man wollte vermeiden, dass sich der Zuschauer an einen neuen Schauspieler gewöhnen muss und die Reise mit den Darstellern so bis zum Ende gehen kann. In Hollywood wird das sehr oft gemacht. Das geht mal gut und mal nicht. Manchmal kriegt man sogar einen Oscar dafür oder eben nicht. Wir fanden es aber spannend, die Geschichte mit den ein und selben Schauspielern zu erzählen.
Dassler war die Qualität wichtiger als die Quantität.
Foto: ARD Degeto/Wiedemann & Berg/Martin Spelda, Friedel (l.) und Hanno Koffler als rivalisierende Turnschuh-Brüder
Wie haben sie sich denn auf die Rolle vorbereitet?

Friedel: Ich hatte die Möglichkeit, mit der Tochter und einem Enkel von Adi Dassler zu sprechen. Uns wurden bisher nicht veröffentlichte Dokumente wie Fotos oder Videoaufnahmen gezeigt. Ich konnte mir sogar eine alte Tonaufzeichnung von Adi Dassler anhören. Ich muss dazu sagen, dass ich auch nur die Adidas-Familie kennengelernt habe. Als die Puma-Kinder da waren, war ich leider nicht anwesend. Hanno Koffler dagegen hat beide Familien kennengelernt und bei dem Zusammentreffen mit der Adidas-Familie bemerkte man sogar beim Smalltalk noch etwas diese Rivalität.

Was haben Sie für einen Eindruck von Adi Dassler bekommen?

Friedel: Er war ein sehr warmherziger, sehr familienorientierter Mensch. Ich habe sicherlich über den Film hinaus auch etwas Partei für ihn ergriffen, obwohl wir das im Film selbst nicht wollten. Es tragen ja beide die Schuld an diesem Brüderzwist. Adi Dassler war ein sehr eigener Mensch, auch mit unangenehmen Seiten, aber im Alter wurde er milder. Er lud ständig den FC Bayern München oder die deutsche Fußballnationalmannschaft zu sich ein und abends ist er dann immer umhergestreift und hat nach seiner Familie geschaut. Das war wie ein "Gute Nacht"-Gruß. Ich hätte mich mit ihm bestimmt gut verstanden.

Gab es bei Adi Dassler einen Aspekt, der Ihnen besonders wichtig war?

Friedel: Ich wollte zeigen, dass ihm das Produkt wichtig war und nicht die Produktplatzierung bzw. der wirtschaftliche Faktor. Ihm war die Qualität des ganzen wichtiger als die Quantität. Außerdem sollte er sehr sportbegeistert wirken, was mir persönlich jetzt eher fremd ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich trotzdem besetzt wurde (lacht). Ich denke, man hat mich für die Rolle gewählt, weil ich gerne introvertierte Charaktere spiele, mit einem Geheimnis und die nicht soviel preisgeben.

Was waren die Leitmotive des Films?

Friedel: Neben der Zeitspanne sollte auch das Thema Familie im Mittelpunkt stehen. Es ist nicht nur ein Sportthema, sondern die Dasslers sind im Kern erst mal eine Familie wie jede andere.
Ich habe so ein historisches Gesicht, wurde mir mal gesagt
Foto: ARD Degeto/Wiedemann & Berg/Martin Spelda, Christian Friedel in Altersmaske
Sie sind begeisterter Musiker. Was sagen Sie zur Musik im Film?

Friedel: Ich bin ein leidenschaftlicher Filmmusikfan, aber ein wahnsinnig kritischer dazu. Ich muss sagen, in deutschen Filmen gibt sie mir oft das Gefühl, eine bestimmte Emotion bitte genau jetzt zu haben. Die Filmbilder sind jedoch meistens so stark, dass sie eigentlich keiner Zukleisterung mit Musik bedürfen. Ich fand viele Motive der Filmmusik bei uns sehr spannend und habe mich auch sehr gut mit dem Filmmusiker verstanden. Unsere Regisseure waren ebenfalls sehr musikbegeistert und sofort Fan meiner Band. Sie haben einige meiner Konzerte besucht. Wir haben dann sogar in den Filmkulissen noch ein Musikvideo in Prag gedreht, auch mit der Altersmaske.

Wie war die erste Arbeit mit einem Regie-Duo?

Friedel: Sehr gut. Sie haben sich die Arbeit am Tag aufgeteilt. Also bei drei Szenen hat dann der eine die erste und dritte und der andere die zweite in Angriff genommen. Es hat sich auch nie jemand bei dem anderen eingemischt. Natürlich wurde aber vorher alles gemeinsam durchgesprochen. Das war sehr angenehm. Ich habe jetzt gerade "Babylon Berlin" mit drei Regisseuren gedreht, aber da waren nie zwei Regisseure am Set. Bei den Dasslers waren die beiden Regisseure immer vor Ort. Außerdem war es sehr wichtig, den beiden bei der Altersmaske vertrauen zu können. Wie fanden Sie denn eigentlich die Altersmaske?

Für einen deutschen Film fand ich das sehr gelungen. Ich finde jedoch persönlich, dass man das jüngere Alter immer an den Augen ablesen kann.

Friedel: Und das obwohl wir ganz teure alte Kontaktlinsen hatten (schmunzelt).

Wie viel kreativen Freiraum hatte Sie bei der Inszenierung?

Friedel: Man hatte sehr viel Spielraum sich inhaltlich einzubringen, was ich bis zu einem gewissen Punkt angenehm finde. Aber der Regisseur soll schon wissen, was er will. Wir hatten aber sehr intensive Leseproben. Da haben wir an der Sprache gearbeitet und versucht, Dinge zu verknappen. Was erzählen Blicke, was Körpersprache. Ich saß dann bei den Proben immer schon so introvertiert da, da haben sich die Rollen für den Film bereits etabliert (lacht). Aber es war gut, dass sich das gesamte Team einbringen konnte.

Haben Sie eine Lieblingsszene in dem Film?

Friedel: Es gab einen Tag, da war ich ehrlich gesagt nicht gut drauf. Wir drehten diese Streitszene im Treppenhaus zwischen Rudi und Adi. Wir hatten für die Situation wirklich unglaublich wenig Zeit und ein extremes Drehpensum vor der Brust. Und beim Drehen war ich unzufrieden weil der Szene vielleicht noch eine Stunde länger gut getan hätte. Im fertigen Film störte mich das dann aber überhaupt nicht mehr, weil sie dank der natürlichen Wut sehr authentisch wirkte. Das war so ein Glücksmoment, weil du eigentlich ein schlechtes Gefühl hattest und es im fertigen Film viel besser wirkt. Was mich auch sehr berührt hat, sind die nachgestellten "Archivszenen", die wir mit der Videokamera gedreht haben. Ich habe mir nach dem Dreh gedacht, was möglich gewesen wären mit zwei so starken Persönlichkeiten, wenn sie nicht beide ihren eigenen Weg gegangen wären.

Haben Sie einen Faible für solche historischen Stoffe?

Friedel: Jaja, ich werde ja sehr gerne historisch besetzt. Ich habe so ein historisches Gesicht, wurde mir mal gesagt. Nein im Ernst, ich suche mir immer sehr genau aus, worauf ich Lust habe und ich freue mich auch, dass ich das kann. Es ist aber eher Zufall, dass es oftmals so historische Stoffe sind, für die ich mich dann entscheide. Obwohl ich diesen Sommer auch einen Film in der Jetztzeit drehe. Wahrscheinlich glaubt mir das kein Mensch (lacht). Es ist aber mit Sicherheit eine besondere Herausforderung, Leute zu spielen, die es schon gegeben hat. Das fand ich auch bei dem Film "Elser" spannend. Da gab es kaum Materialien. Von Adi Dassler gab es auch sehr wenige Materialen im Netz zu finden, weil er nicht so mediengeil war. Das ist für die eigenen Interpretation natürlich super.
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