Hayao Miyazaki gilt als begnadeter Anime-Filmemacher und begeistert seit 50 Jahren mit wunderschönen Geschichten für Groß und Klein, die genauso schön anzuschauen sind, wie sie auch ernste Themen in den Vordergrund stellen. Die Bilder, die der Künstler für "Studio Ghibli" erstellt, verzaubern mit einer Detailgenauigkeit, die den Zuschauer im Film versinken lassen. Filme wie "Chihiros Reise ins Zauberland", "Das wandelnde Schloss" oder der aktuelle Oscarpreisträger "Der Junge und der Reiher" sind nicht nur in Japan als Meisterwerke angesehen, sondern liefen auch im deutschen TV hoch und runter. Der japanische Mangaka und Filmproduzent hat seinerseits nicht sehr viel für westliche Filme übrig, denn er kritisiert Meisterwerke wie "Der Herr der Ringe".

Miyazakis Problem mit "Herr der Ringe"

Wovor sich Miyazaki in seiner Karriere noch nie gescheut hat, sind politische Statements. Nicht nur in Interviews, sondern auch in seinen Anime-Filmen wird deutlich, wo der Produzent die Schwächen unserer heutigen Gesellschaft sieht. Filme wie "Prinzessin Mononoke" sind voll von Kriegskritik und Darstellung der menschengemachten Umweltzerstörung. Abgesehen davon hat Miyazaki schon Mitte der siebziger Jahre viele eigenständige Frauen in seinen Filmen, ob als Hauptcharakterin oder auch im Hintergrund, die oftmals in traditionell männerdominierten Berufen arbeiten. Laut dem Far Out Magazine ist es daher nicht abwegig, dass Miyazaki nicht nur die Darstellung von Gewalt in amerikanischen Filmen kritisiert, sondern auch Amerikas Beteiligung an weltpolitischen Ereignissen: "Amerikaner schießen auf Dinge und sorgen für Explosionen, also kann man erwarten, dass sie auch solche Filme machen. Wenn es um den Feind geht, ist es okay, endlose Zahlen von ihnen zu töten. So ist auch ‚Herr der Ringe‘. Wenn es um den Feind geht, wird nicht mehr zwischen Zivilisten und Soldaten unterschieden. Das fällt dann alles unter Kollateralschäden."

Nicht nur mit "Herr der Ringe" hat Miyazaki ein Problem, sondern auch mit anderen Kult-Klassikern wie "Indiana Jones". Hier kritisiert er vor allem japanische Personen, die die Filme lieben und ohne jegliche Reflexion schauen: "Ihr seid diejenigen, die dort erschossen werden. Diese Filme ohne jegliche Selbsterkenntnis zu schauen ist unglaublich. Es gibt keinen Stolz, keine historische Perspektive. Ihr wisst gar nicht, wie ihr von einem Land wie Amerika wahrgenommen werdet."

Es gibt nicht nur Negatives

Nicht allen westlichen Filmen steht der "Studio Ghibli"-Produzent kritisch gegenüber. Offensichtlich ist Miyazaki Western-Fan, denn John Ford nennt er als eine seiner wichtigsten Einflüsse. Gerade "Faustrecht der Prärie" aus dem Jahr 1946 zählt er zu seinen persönlichen Favoriten.