Damit nicht genug: Am Tag nach der Hochzeit wollte das Paar an die Küste fahren, um ein bisschen Zeit für sich zu haben. Doch es geriet mitten in die "Black Lives Matter"-Proteste, die gerade im vollen Gange waren. Die Proteste hatten schon in der Nacht vor Laras und Sams Hochzeit begonnen. Da es teilweise zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam und eine Ausgangssperre verhängt wurde, musste das Paar am Hochzeitstag selbst in seinem Haus bleiben. Nun, einen Tag später wollten sie also etwas frische Luft schnappen und Fotos machen, schick im Rolls-Royce, in den festlichen Outfits ihrer Trauung. So aufgestylt landeten sie dann plötzlich mitten in der Demonstranten-Menge. Sie seien etwas nervös gewesen, berichten die beiden. "Trotzdem stiegen wir aus", erzählt Lara. Die Wut der Leute sei in Verwunderung, dann Freude umgeschlagen. Sie wurden von den Demonstranten bejubelt, Medien aus aller Welt aufmerksam auf sie. Es folgten viele Berichte – und außergewöhnliche Flitterwochen. "Nick Wilder hatte uns zu sich eingeladen", erzählt Lara.
Statt sich auf direktem Wege auf zu seinem Anwesen in Montana zu machen, starteten Sam und Lara ihre "Road of Love"-Tour ("Straße der Liebe"). Sie besuchten 30 Städte in 8 US-Staaten, nutzten die Publicity, die sie dabei bekamen, um Geschäfte von Schwarzen zu unterstützen. Zurück daheim erwarteten sie später etliche Blumen und Dankesbriefe. "Wir sind Botschafter der Liebe", erzählen sie stolz, und berichten, dass sie ein Buch über ihre Geschichte schreiben wollen. "Die Hochzeit hat unser Leben verändert", so Lara, die sich wie im Märchen fühlt.
Doch leider begegnet ihnen nicht jeder so positiv. Neben den vielen überschwänglichen, zustimmenden Reaktionen wird das Paar auch mit Rassismus konfrontiert, ob in den USA oder in Deutschland. "Man bekommt viele nicht so nette Kommentare", erzählt Lara. "Man merkt erstmal, wie rassistisch manche sind." Seit sie mit Sam zusammen ist, werde sie anders behandelt. Auch er sagt: "Luca sieht mich als Papa an", für den Teenager ist die Beziehung seiner Mutter das normalste der Welt. "Aber ein Schwarzer mit einer Blondine, der Deutsch spricht …", so Sam, das stoße bei manch einem auf Verwunderung.
Und auch sonst hielt das Corona-Jahr für das Liebespaar nicht nur schönes bereit. "Wir haben alle ein Trauma", glaubt die 52-Jährige – und meint damit nicht nur, aber auch, ihre Familie. Sohn Luca (14) litt sehr unter der Isolation von seinen Freunden: "Alle sprachen nur noch vom Tod und dem Ende der Welt", erzählt Lara. "Er hat gesehen, wie die Welt zusammenbricht. Er hatte den Tiefpunkt seines Lebens." Erst, als er wieder zur Schule konnte, ging es bergauf. Und auch um ihre Eltern sorgte sich die Auswanderin. Vor allem um ihre Mutter Lissy (†82), die die Diagnose Brustkrebs erhielt. Fünfeinhalb Monate verbrachte Lara darum in Deutschland bei ihren Eltern und steckte sich in dieser Zeit mit Corona an. Zum Glück verlief es harmlos, doch sie sagt: "Man hat gesehen, wer die wahren Freunde sind." Sam konnte nur aus der Ferne unterstützen, er war kurz vor der Erkrankung seiner Frau abgereist.
Auch zurück in L.A. war nicht alles einfach. Beruflich hatte das Paar, das mit seiner Agentur "Talent Consult LA" internationalen Schauspielern hilft, die in den USA arbeiten möchten, coronabedingt ebenfalls zu kämpfen. "Wir hatten Panickattacken und Angstzustände", so Lara. Wirtschaftlich ging es den beiden nicht gut. "Ganz L.A. sieht immer noch aus wie ein Schlachtfeld", ergänzt Sam. "40 Prozent der Läden konnten die Miete nicht mehr zahlen. Es gibt massenweise Obdachlose." Was ihnen in diesen schweren Zeiten Kraft gegeben hat? "Die Liebe hat uns zusammengehalten", sagen beide. "Es war zwischen Romantik und Untergang", fasst Lara zusammen. Doch das Paar machte das Beste aus der schwierigen Lage und versuchte, auch im traurigen Alltag Zeit für die Liebe und romantische Momente zu finden. Denn beide sind Kämpfer! Lara drehte schon in aller Welt, war selbst hochschwanger in gefährlichen Gebieten unterwegs und saß nur vier Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wieder im Schnittraum oder erkundete Dreh-Locations. Auch im Dschungel von Namibia war sie mit Baby unterwegs. Bisher wurde ihre Stärke immer belohnt, ihre Filme bekamen einige Preise, unter anderem 2015 einen "Lifetime Achievement Award" der Film-Kommission und des Tourismus-Verbandes von Dominica.
Auch in diesem schwierigen Jahr wurde die Ausdauer und der Kampfeswillen des Paares belohnt. Beruflich geht es mittlerweile für die "Indiana Jones der Moderne", wie sie von manchen genannt wird, und ihren Mann wieder steil bergauf: Lara Sanders hat mehrere Projekte am Start, mit verschiedenen großen deutschen TV-Sendern, privaten und öffentlich-rechtlichen. Doch ein schwerer Schicksalsschlag überschattet ihr berufliches Glück und ihren Hochzeitstag mit Sam: Nur wenige Tage nach unserem Interview starb Laras Mutter Lissy ganz plötzlich. Sie hatte den Brustkrebs eigentlich überstanden. Als sie am Tag vor ihrem Tod, dem Muttertag, mit der Tochter telefonierte, war noch alles in Ordnung: "Ich habe ihr gesagt, dass sie eine tolle Mutter ist. Mein letzter Satz war: 'Ich liebe dich'", erzählt die Produzentin BUNTE.de.
Ob sie wie geplant in ihren Hochzeitsoutfits Fotos an den bedeutenden Stellen ihres großen Tages letztes Jahr machen kann, ist fraglich. Stattdessen überlegt sie nun, etliche Wochen eher als geplant, nach Hause zu fliegen, um bei ihrem Vater Pit (89) zu sein. Denn auch das haben Lara und Sam aus dem vergangenen Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen mitgenommen: "Wir haben gelernt, jeden Tag zu schätzen", sagt Lara. Auch ihr Mann glaubt: "Man ist sich näher gekommen als Familie. Karriere, Geld, Auto …, all das ist nach hinten gerückt."
Und so verwundert es auch nicht, dass die beiden trotz all des Trubels neben den beruflichen Zielen auch einen ganz besonderen privaten Traum haben: Lara und Sam möchten ein Kind adoptieren! Ob ein Baby oder ein schon etwas älteres Kind, ist ihnen dabei nicht wichtig, Hauptsache, sie können helfen. Am liebsten wäre ihnen ein Kind mit ähnlicher Abstammung wie Sam, dessen Familie ursprünglich aus Eritrea kommt. Doch Stress machen sie sich nicht deswegen – sie blicken wie immer optimistisch in die Zukunft: "Es kommt, wie es soll."