Die Late-Night-Moderatoren Jan Böhmermann (ZDF) und Klaas Heufer-Umlauf (ProSieben) machen im Fernsehen vor allem Gags und starten mal alberne, mal bissige Aktionen gegen Politiker, Youtuber, Musiker oder sonstwen, der gerade wegen sonstwas in der Öffentlichkeit steht. Diesmal machen sie sich für etwas stark und ein Witz ist die Aktion ganz sicher nicht.

Weil die "Sea Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete bei ihrer Seenotrettung im Mttelmeer von der italienischen Regierung unter Arrest genommen wurde, haben die TV-Stars einen Spendenaufruf gestartet. Sie bitten um Spenden für die Hilfsorganisation Sea Watch. In einem gut fünfminütigen Youtube-Clip, in der Nacht von Samstag auf Sonntag gepostet, erklären Böhmermann und Heufer-Umlauf ihre Beweggründe.

Spendenaktion von Böhmermann und Heufer-Umlauf erreicht Millionengrenze



"Mit den Ereignissen der letzten Tagen hat diese unmenschliche, kaltblütige und skrupellose Politik einen neuen Tiefpunkt erreicht", lässt Böhmermann wissen. Ihre gemeinsame Erklärung steht unter dem Motto: "Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher." Weil die Hilfsmittel für die Menschen vor Ort begrenzt sind, wollen sie die Organisation Sea Watch finanziell unterstützen: "Darum möchten wir spenden und gemeinsam mit Euch Geld sammeln."

Das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" hatte in der Nacht zum Samstag nach mehr als zwei Wochen auf offener See mit 40 Migranten unerlaubt im Hafen der italienischen Insel Lampedusa angelegt. Carola Rackete wurde festgenommen, die "Sea Watch 3" beschlagnahmt. Der Kapitänin droht nicht nur eine Geldstrafe, sondern im schlimmsten Fall Haft. Am Montag soll sie in der sizilianischen Provinzstadt Agrigent vernommen werden. Wie der Ermittlungsrichter urteilt, ist noch unklar. Derzeit stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber. Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf sind nur zwei prominente Gesichter einer riesigen Solidaritätsgemeinschaft, die sich für die Freilassung Recketes einsetzen.

Auf der anderen Seite steht der italienische Innenminister Matteo Salvini, der bei der Seenotrettung im Mittelmeer einen harten Kurs fährt.

2018 wurde für "Lifeline" gespendet

Er wirft der Kapitänin der Sea-Watch 3 vor, einen "Kriegsakt" begangen zu haben. "Es hätte Tote geben können dabei", so Salvini. Der Vorwurf zielt auf das letzte Manöver, das Rackete vor der Küste von Lampedusa wählte. Ein Schiff der italienischen Zollpolizei hatte sich vor ihr positioniert und sie zur Umkehr aufgefordert. Beinahe hätte Rackete mit der schweren Sea-Watch 3 das kleine Motorboot der Guardia di Finanza gegen die Mole gedrückt. Fünf Polizisten waren an Bord, sie konnten mit einem schnellen Ausweichmanöver einen Zusammenprall verhindern.

"Ich hatte Angst", sagte Carola Rackete später. Der Notstand an Bord sei nach 17 Tagen auf See untragbar geworden. Sie habe befürchtet, dass sich einige ihrer Passagiere aus Verzweiflung das Leben nehmen würden. Darum habe sie beschlossen, ohne Erlaubnis in den Hafen zu fahren. Bei diesem letzten Manöver, räumt Rackete ein, sei ihr ein Fahrfehler unterlaufen, den sie "zutiefst bedauere".

Millionen von Menschen zeigen Verständnis und starten neben der Spendenaktion einen Aufruf unter dem Hashtag #FreeCarola. Bei Twitter dominiert das Thema seit Tagen die Trends. Auch die Geldsammel-Aktion von Böhmermann und Heufer-Umlauf verzeichnet weiterhin Zuläufe. Inzwischen sind mehr als 815.000 Euro (Stand: 01.07.19/18:18 Uhr) für die private Seenotrettung zusammengekommen:



Das gesammelte Geld werde man nutzen, um "für die anfallenden Rechtskosten und Ausgaben der Lebensretter" aufzukommen. Die Aktion soll bis Ende Juli laufen. Bereits vergangenes Jahr machten die beiden TV-Moderatoren mit einem Spendenaufruf Schlagzeilen. 2018 riefen sie dazu auf, die "Besatzung der "Lifeline", die zur Zeit auf Malta festsitzt, dafür, dass sie 230 Menschen das Leben gerettet hat", zu unterstützen.