In der SAT.1-"Wochenshow" wurde Bastian Pastewka (49) in den 90er-Jahren als Brisko Schneider zur Kultfigur. Dem Komiker gelang es jedoch, sich nicht auf die Rolle festlegen zu lassen. Es war erst der Anfang einer großen TV-Karriere. Er spielte in Filmen wie "Der Wixxer", saß im Rateteam von "Genial daneben", parodierte gemeinsam mit Anke Engelke (55) als "Wolfgang und Anneliese" seine Kollegen, ist Synchronsprecher und ein beliebter Gast bei "Der Quizchampion". Ab dem 1. Oktober ist er in der zweiten Staffel von "Last One Laughing" bei Prime Video zu sehen. Die Herausforderung: die lustigsten Comedy-Stars Deutschlands zum Lachen bringen und selbst keine Miene verziehen.
Seine eigene Serie ging im vergangenen Jahr nach zehn erfolgreichen Staffeln zu Ende, doch Langeweile kam seit Drehschluss nicht auf. Im exklusiven Interview mit TVSpielfilm spricht Bastian über den Abschied von "Pastewka", seine Karrierepläne und sein Fernsehverhalten. Bastian Pastewkas unbändige Leidenschaft für das Fernsehen war für alle ersichtlich, als er im Sommer seine Chance nutzte und Joko Winterscheidt (42) wortwörtlich die Show stahl. In der ProSieben-Sendung "Wer stiehlt mir die Show?" konnte er sich als Kandidat durchsetzen und als Showmaster brillieren. Es gibt nichts, das er nicht kann – und fast nichts, das er nicht guckt. Im Interview gibt er dennoch zwei Absagen: an "Wetten, dass" und an das Reality-TV.
TVSpielfilm.de: Nach 10 Staffeln haben Sie Ihre Serie "Pastewka" im vergangenen Jahr beendet. Wann wussten Sie, es ist Zeit für einen Abschied?
Bastian Pastewka: Die Macher*innen, das Ensemble und ich ahnten bereits in Staffel 1, dass uns mit "Pastewka" ein kleiner Erfolg gelingen könnte – und wir haben uns immer geschworen, dass wir uns nicht absetzen lassen, sondern unsere Geschichten eines Tages in bester Verfassung ausklingen lassen werden. Die 10 ist eine gute runde Zahl und daher war das Ende eine gemeinschaftliche Entscheidung, die niemand von uns bislang bereut hat.
Hatten Sie nach dem Ende der Dreharbeiten das Gefühl, es fehlt etwas?
Nein. Kaum dass wir die letzten Folgen im Februar 2020 bei PRIME VIDEO gestartet hatten, kam die erste Corona-Welle. Uns haben unglaublich viele Fans geschrieben, dass sie das Finale unserer Serie durch die schwierige Lockdown-Phase begleitet hätte. Das hat mich mehr gerührt als ich es beschreiben kann. Und dann fehlt auch nichts mehr.
Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre neuen Projekte aus?
Am liebsten habe ich den Wechsel zwischen den Disziplinen. Während der Pandemie konnte ich weder auftreten noch drehen. Daher war ich besonders erfreut, als von Radio Bremen urplötzlich eine Anfrage für einen Hörspielklassiker-Podcast kam. Ich durfte mich durch historische Radio-Krimis durchhören und diese dann in "Kein Mucks" präsentieren. Ein Geschenk, auf das ich nicht vorbereitet war.
Viele Künstler haben ein schweres Jahr hinter sich. Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit und Ihr Leben beeinflusst?
Ich weiß von Kollegen, die halb so alt sind wie ich, die noch immer nicht wissen, ob sie den Beruf des StandUp-Komikers oder des Kabarettisten wirklich jemals professionell ausüben können. Eben weil unklar ist, ob der Theaterbetrieb wieder in Schwung kommt. Und ob das Publikum nach wie vor gerne in Shows geht oder sich vom andauernden Verschieben abschrecken lässt. Mir ging und geht es gut, aber mein Herz hängt an den kleinen Stadttheatern, den Clubs und Bürgerhäusern, die jungen Talenten die Gelegenheit geben, sich da auszuprobieren, wo man es muss: vor Zuschauer*innen.
Wie kam es zu Ihrer Teilnahme an "Wer stiehlt mir die Show"?
Ich verdanke Joko Winterscheidt und seinem bis in die Haarspitzen motivierten Team, dass ich eine der schönsten TV-Erfahrungen meines Lebens machen durfte. Ich war schon Fan der ersten Folgen aus dem Januar, daher habe ich für die Sommer-Staffel sofort und mit voller Überzeugung zugesagt.
Fans und TV-Kritiker waren begeistert von Ihrem Auftritt als großer Showmaster. Wünschen Sie sich weitere Gelegenheiten dieser Art, vielleicht eine eigene Show?
Auf keinen Fall! Das war "One Night only"!
Falls "Wetten, dass" eines Tages neu aufgelegt wird, würden Sie sich die Moderation zutrauen?
Auf keinen Fall! Die Neuauflage wird niemand anderer als Thomas Gottschalk machen. Wetten, dass?
Junge Fans auf TikTok, Instagram & Co. haben Sie durch WSMDS ganz neu entdeckt. Wie nehmen Sie diese Aufmerksamkeit wahr?
Mein Name hat 6 Minuten lang die Twitter-Trends angeführt. Und zwar als ich einen alten Peter Alexander-Song gesungen habe. Mehr kann ich nicht verlangen.
Ab dem 1. Oktober sind Sie in "Last One Laughing" zu sehen, mit vielen bekannten Kollegen. Was erwartet die Zuschauer in der zweiten Staffel?
Wieder sperrt Michael Bully Herbig 10 Knalltüten in ein Studio, das aussieht wie das "ARD-Buffet", nur mit Bühne. Die Aufgabe ist, dass alle 6 Stunden lang machen können was sie wollen, nur Lachen ist verboten. Und das ist schwierig, wenn Kurt Krömer, Martina Hill, Klaas Heufer-Umlauf oder Tommi Schmitt in der Nähe sind und ihre Tricks ausspielen. Und Bully sitzt im Kontrollraum und lässt uns keinen zuckenden Mundwinkel durchgehen. Wer hält durch? Man hat ja nur 2 Leben!
Ihre Fans freuen sich, dass Sie bei LOL gemeinsam mit Anke Engelke zu sehen sind, Sie kennen sich seit vielen Jahren. Hat es das einfacher oder schwerer gemacht, weil Sie wussten, wie Sie sich gegenseitig zum Lachen bringen können?
Anke Engelke und ich sind Problemfälle für uns selbst. Eben weil wir die Methoden der/des jeweils anderen gut kennen. Und Anke hat ihr ganzes Leben darauf ausgerichtet, mich zum Opfer ihrer grandiosen Späße zu machen, auch außerhalb von LOL.
Wer war Ihr gefährlichster Gegner?
Natürlich Anke Engelke, genau aus diesen Gründen. Aber auch Annette Frier und Tahnee sind tödliche Gefahren, weil sie so viele Gesichter haben. Und trotzdem: als Bully erstmals den grünen Knopf drückte und es ernst wurde, änderte sich die Chemie im Raum und plötzlich waren meine vertrauten Partnerinnen Anke und Annette mit einem Mal genau so gefährlich wie Larissa Rieß, die ich dort erstmals getroffen habe.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Ich möchte nichts spoilern, aber es könnte das Knie von Max Giermann gewesen sein.
Sind Sie mit einer Strategie oder einer "Geheimwaffe" ins Spiel gegangen?
Ich bin eigentlich für jeden billigen Lacher zu haben, daher wusste ich, dass ich mich ganz besonders verstellen muss, um bei LOL auch nur ansatzweise die erste Minute zu überstehen. Ich habe mir ein paar Gegenstände wie ein Maßband, eine Pfeife, Zahnstocher und einen Zeigestock mitgenommen, um mich im Zweifel abzulenken. Ich hatte die ganze Zeit etwas in der Hand, um mich zu beschäftigen. Denn sich auf die anderen einlassen oder einfach nur zu warten bis was passiert, ist Kamikaze. Denn du weißt nie, ob nicht Kurt Krömer mal eben vorbeischaut und "Na, Ihr kleinen Kackmäuse!?" berlinert.
Sie sind bekennender Fan des linearen Fernsehens. Was ist anders an Comedy im Streaming-Format?
Ich habe eigentlich keine besondere Präferenz; ich möchte nur sinnvoll unterhalten werden. Gute Comedy ist ein Hochgenuss, die schwächeren Formate fallen sofort auf, das macht die Disziplin Humor ja so unbestechlich. Ich war froh, dass Prime Video mit der ersten Staffel LOL einen Hit gelandet hat. Es zeigt, dass Comedy mehr ist als eine Bestandsaufnahme der Republik oder ein fein gedrechselter Text. In LOL sehe ich vorwiegend Nonsens-Entertainer*innen, die ihre Kunst herausimprovisieren müssen, wie etwa Teddy Teclebrhan oder Rick Kavanian, die sich selbst ohne Filter bis zur Selbstaufgabe im allerbesten Sinne lächerlich machen. Was für große Könner.
Wie viel Zeit haben Sie derzeit noch zum Fernsehen?
Es ist noch genug da, aber ich habe viel nachzuholen, die britischen Historienserien werden ja nicht weniger.
Haben Sie einen Geheimtipp, eine Serie, die vielleicht noch nicht jeder auf dem Schirm hat?
Ich empfehle immer wieder gerne "Call my Agent", auch weil Sie eben so explizit nach gelungenem Humor fragten. Es ist eine französische Serie um eine fiktive Schauspiel-Agentur aus Paris, die sich um die großen französischen Film- und TV-Stars kümmert, also etwa Isabelle Adjani, Juliette Binoche, Isabelle Huppert oder Jean Reno. Und diese Stars spielen erstaunlicherweise tatsächlich alle mit. Im Zentrum stehen aber die Agent*innen, die sich um die Neurosen und Eigenheiten ihrer Berühmtheiten kümmern müssen, ein ganz großer Spaß, den ich jedem ans Herz legen kann. Vier Staffeln gibt es schon, eine 5. ist angekündigt.
Das deutsche Fernsehen wird häufig kritisiert. Was fehlt ihm Ihrer Meinung nach?
Nichts, es gibt nur zu viel vom Gleichen. Die öffentlich-rechtlichen Sender machen mir zu viel betuliches Heimat-Fernsehen und testen ihre Innovationen in den Mediatheken, anstatt sie auch in den linearen Kanälen zu verbreiten. Das Privatfernsehen verzettelt sich mit Casting-Show-Juroren und bei Netflix gibt es zu viele Zombies, die mich erschrecken. Sonst ist alles absolut perfekt.
Welche Kollegen würden Sie gerne öfter im TV sehen?
Mich.
Was halten Sie von "Trash-TV"?
Nichts. Ich habe eine grundsätzliche Abneigung gegen sämtliche Reality-Formate, ich bin aber ja auch ein Snob.
Gibt es eine Sendung, die Sie als "guilty pleasure" bezeichnen würden?
"Gefragt-Gejagt", ich liebe es.
Fernsehen oder Hörspiele?
Im Zweifel für das Radio.
DVD-Box oder Streaming?
Streaming
Star Wars oder Star Trek?
Star Trek.
Gilmore Girls oder Friends?
Beides nie gesehen.
Tatort oder Barnaby?
‚Midsomer Murders‘, of course!
Live-Auftritt oder Aufzeichnung?
Aufzeichnung, immer!
Kino oder Fernsehabend zu Hause?
Ich muss wieder ins Kino, es fehlt mir, auch wenn ich gerne daheim streame.
Chips oder Schokolade?
Süßes!
Lachen oder andere zum Lachen bringen?
Ersteres!
Wenn Sie an einer Show teilnehmen müssten: Let's Dance oder The Masked Singer?
Für beides fehlen mir sämtliche Voraussetzungen.