"Harry Potter"-Fans kennen Miriam Margolyes (80) als gutmütige Kräuterhexe Pomona Sprout mit grauen Locken und spitzem Zauberhut. Ihren großen Auftritt hatte sie im zweiten Teil der Fantasy-Serie, als sie Alraunen züchtet, meist schreiende, magische Pflanzen, um versteinerte Menschen zu heilen – Kenner wissen Bescheid. In einem BBC-Interview hat die Schauspielerin nun gestanden, dass sie einmal in der Pflege ihrer gelähmten Mutter Ruth kläglich versagt hat und die Hand gegen sie erhoben hat.

Miriam Margolyes' tränenreiche Beichte

Miriam Margolyes war laut "metro.uk.co" den Tränen nahe, als sie ihren Fehltritt vor kurzem während einer Sonderfolge der BBC-Sendung "Imagine" beichtete. "Ich schäme mich zutiefst", sagte die Schauspielerin über den Vorfall, der schon viele Jahre zurückliegt, sie aber immer noch sehr bewegt. Ihre Mutter hatte 1974 einen Schlaganfall erlitten, von dem sie sich nicht mehr erholen konnte. Einige Monate später starb sie an den Folgen der Erkrankung. 

Ihre Mutter hat ihr vergeben

Im Jahr 2021 hatte Miriam Margolyes ihre Autobiografie unter dem Titel "This Much is True" (auf Deutsch: "Das ist alles wahr") veröffentlicht. Darin fand sie noch nicht den Mut, über ihren Fauxpas zu berichten. Erst im Gespräch mit dem BBC-Moderator Alan Yentob enthüllte sie, dass sie ihrer gelähmten Mutter gegenüber Gewalt angewendet hatte. 

Ihren furchtbaren Ausrutscher konnte sie sich nur so erklären: "Jeder, der Betreuer war, wird wissen, wie frustrierend und schwierig es ist." Aber sie konnte sich mit ihrer Mutter noch aussprechen: "Was mich wirklich berührt, ist, dass meine Mutter mir vergeben hat. Ich habe sie geschlagen, als sie gelähmt war – und sie hat mir vergeben." 

Sie pflegte eine sehr enge Verbindung zu ihrer Mutter

Der eigene Gewaltausbruch ist für die Schauspielerin besonders erschütternd, weil sie zu ihrer Mutter immer eine sehr enge Verbindung hatte, wie sie in ihren Memoiren schreibt: Sie sei für Miriam Margolyes "der Mittelpunkt des Lebens" gewesen – und umgekehrt. Ihr Band beschreibt sie als "unzertrennlich". Daher habe sie sich nach dem Schlaganfall ihrer geliebten Mutter auch viele Vorwürfe gemacht: Denn kurz zuvor hatte sie ihren Eltern erzählt, dass sie Frauen liebe. Einige Tage später erlitt ihre Mutter dann ihren ersten Schlaganfall: "Ich glaubte immer, dass mein Coming-out das irgendwie ausgelöst hat", erklärte sie voller Selbstzweifel in dem Buch. 

Einige Monate später erlitt Ruth dann einen weiteren, viel schwereren Schlaganfall, an dessen Folgen sie starb. "Ich hatte der Person, die ich auf der Welt am meisten liebte, einen Schmerz zugefügt, den sie nicht ertragen konnte", resümierte sie betroffen. "Es war eine schreckliche Zeit und ich war sehr unglücklich. Ich wusste, dass ich nicht ändern konnte, was ich war. Ich hätte es ihnen nicht sagen sollen." Trotzdem sei sie glücklich über das enge Band, das beide bis über den Tod hinaus bis heute im Herzen verbindet.