Sie kann nicht anders. Natalie Portman sieht einfach gut aus. Egal, ob ihr Gesicht kalkweiß geschminkt ist wie in "Star Wars" oder sie sich die langen Haare bis auf den Schädel abrasieren lässt (in "V wie Vendetta", ohne Trick). Viele sehen in der Schauspielerin die legitime Nachfolgerin von Beauty-Ikone Audrey Hepburn.

Portman sieht auch schwer verheult hinreißend aus

Das amerikanische "People"-Magazin zählte sie einmal zu den fünfzig schönsten Menschen der Welt. Zurück in die alte Heimat In "Free Zone" (2005), den Arte in Erstausstrahlung zeigt, heult Portman fast acht Minuten am Stück. Ohne Schnitt. Eine starke schauspielerische Leistung, die eigentlich jedes Gesicht verwüstet. Portman aber sieht mit verlaufenem Make-up und geschwollenen Lippen hinreißend aus.

In dem ambitionierten Roadmovie spielt sie die Amerikanerin Rebecca, die sich gerade von ihrem Verlobten getrennt hat. Mittels einer Taxifahrt von Israel nach Jordanien thematisiert der Film von Amos Gitai das komplizierte Zusammenleben der Völker in und um Israel.

Lesetipp

Für Portman eine Herzensangelegenheit. "Ich wollte schon immer mal in Israel drehen", sagt die 1981 als Natalie Hershfeld in Jerusalem geborene Schauspielerin. "Und momentan ist es besonders aufregend. Ich denke, dass das israelische Kino gerade regelrecht aufblüht."

Im Alter von drei Jahren zog Portman mit ihren Eltern, der Vater Gynäkologe, die Mutter Künstlerin, in die USA. Dort fiel ihre außergewöhnliche Schönheit früh auf. Mit zehn wurde sie in einer Pizzeria von einem Agenten angesprochen, der sie für Kinderkosmetikwerbung verpflichten wollte. Die kleine Natalie fühlte sich geschmeichelt, lehnte aber ab. Ihr sei damals schon klar gewesen, dass sie Schauspielerin erden
wolle, sagt sie heute.

Erste Hauptrolle mit 11 Jahren

Die Angebote ließen nicht lang auf sich warten. So konnte sie Regisseur Luc Besson beim Casting von "Léon - Der Profi" (1994) sofort von sich überzeugen. Für die Rolle des frühreifen Waisenmädchens Mathilda, das bei einem Killer unterkommt, war sie einfach perfekt. "Ich musste meine Eltern sehr lange überreden, bis sie mir erlaubten mitzumachen", erinnert sich Portman.

Kein Wunder: Die Halbwüchsige musste rauchen und Filmpartner Jean Reno küssen, einen Mann von damals 44 Jahren. Fortan hatte der Jungstar mit einem Lolita-Image zu kämpfen, bekam sogar die Hauptrolle in Adrian Lynns "Lolita"-Verfilmung angeboten, die sie ablehnte. Um ihre Privatsphäre zu schützen, nahm sie den Mädchennamen ihrer Großmutter an, Portman. "Es ist problematisch, wenn man als Kind von den Leuten als sexy wahrgenommen wird", sagt sie. Ihre Eltern seien aber sehr beschützend gewesen, hätten Agenten und Fans von ihr ferngehalten und die Teilnah - me an Hollywood-Partys stark eingeschränkt.

Zwischen Anspruch und einträglichem Popcornkino

Es folgten Rollen in Großprojekten wie "Mars Attacks!" (1996) oder den "Star Wars"-Filmen (1999 bis 2005), in denen sie als bleiche Herrscherin Padmé Amidala auftrat. Immer wieder ist die Schauspielerin aber auch in kleineren, ambitionierten Werken wie "Garden State" (2004) oder Milos Formans "Goyas Geister" (2006) zu sehen. Ein ausgewogenes Portfolio aus Anspruch und einträglichem Popcornkino.

Außer gelegentlichen Mutmaßungen über neue Beziehungen ist über Portmans Privatleben nicht viel in der Klatschpresse zu finden. Mehrfach hat sie öffentlich die Vorliebe für die Demokraten und ihre Abneigung gegen Bush deutlich gemacht. Portman ist Vegetarierin, lebt seit einigen Jahren sogar vegan (völliger Verzicht auf tierische Produkte). Einen Abschluss in Psychologie erbüffelte sie sich in Harvard. Noch Fragen?

Sie steht über uns Normalos

Eine Frau ohne Makel. Aber genau dafür wird sie kritisiert: Journalisten quengeln, die Schauspielerin sei zu harmlos, zu freundlich, zu vollkommen. Aber ist das wirklich so schlimm? Der amerikanische Schriftsteller David Sedaris ("Nackt") erinnert sich an ein Abendessen, bei dem auch Natalie Portman anwesend war: "Sie war so dermaßen schön, dass es schwierig war, sich dazu auch nur irgendwie zu verhalten.

Jemand rief: Natalie! Sie drehte sich um, und ich dachte, wenn ich jetzt einen Pickel an ihrem Hals sehe - was ich nicht tat -, bricht eine Welt zusammen, weil es sich bei mir so eingefräst hat, dass sie weit über mir steht, in einer ganz anderen Stratosphäre kreist. Wenn sie oder etwas an ihr darauf bestehen würde: Nein, nein, ich bin auch nur ein Mensch!, dann würde das mein Weltbild tief erschüttern. Wir Menschen wollen, dass andere Menschen mehr sind als wir." Recht hat er. Natalie, du magst perfekt sein, aber das ist echt okay.

Frank Aures