Es ist die Frage der Stunde: Wie stark, beziehungsweise wie schwach, sind Frauen im deutschen Fernsehen und Kino vertreten? Maria Furtwängler, selbst eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen, wollte darauf eine Antwort finden und initiierte eine entsprechende Untersuchung. Diese wurde vom Institut für Medienforschung der Uni Rostock umgesetzt und zeigt deutlich, dass Gleichberechtigung auf der Mattscheibe ein noch weit entferntes Ziel ist.

Junge Frauen ja, ältere nein

Ausgewertet wurden über 3000 Stunden Tv-Programm aus dem letzten Jahr, sowie 800 deutschsprachige Kinofilme aus den letzten sechs Jahren. Besonders auffällig: Bis zu einem Alter von 30 Jahren geht es noch vollkommen gleichberechtigt zu. Erst dann verschwinden die Frauen allmählich. Sowohl im Kino als auch im Fernsehprogramm zeigt sich dasselbe Bild: Ab einem Alter von 30 kommen zwei Männer auf eine Frau. Furtwängler, selbst 50 Jahre alt, ist das ein Dorn im Auge. Denn für sie ist klar, dass Fernsehen und Kino Wirkungsmacht haben, die sich auf das Leben abseits des Bildschirms überträgt. Wenn ältere Frauen in Filmen und Serien keine Rolle mehr spielen, dann tun sich das auch im Alltag weniger. Sie werden in jeder Hinsicht als nicht zeigenswert abgestempelt.

Frauen sind schön, Männer schlau

Nicht die einzige spannende Erkenntnis. Furtwängler berichtete außerdem, dass Männer und Frauen bei Film und Fernsehen ganz andere Rollen innehaben. Männer sind die Experten, haben Sachverstand. Frauen hingen werden oft gefühlsbetont dargestellt. Im Kontext von Partnerschaft und Beziehung werden sie doppelt so oft gezeigt, als ihre männlichen Kollegen. Besonders unausgeglichen ist die Rollenverteilung auch bei Nachrichten, Talkshows und anderen Formen der Berichterstattung. Bei non-fiktionaler Unterhaltung sind 80 Prozent der Moderatoren und Journalisten männlich. Dadurch fehle viel zu oft die weibliche Perspektive auf die Dinge. Natürlich gibt es bedeutsame Ausnahmen wie Maybrit Illner, Judith Rakers und Anne Will. Aber das sei noch nicht genug. Denn in Deutschland gibt es 51% Frauen und 49% Männer und dieses Verhältnis solle so auch in Film und Fernsehen wiedergespiegelt werden.

Die Lösung: gemeinsam entscheiden

Um diesem Ziel langsam aber sicher näher zu kommen brauche es vor allem mehr Frauen in Entscheidungspositionen der Programmverantwortlichen, so Furtwängler. Denn meistens stecke gar keine böse Absicht hinter der Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern. Menschen neigen dazu ihre eigene Geschichte, ihre eigene Sicht auf die Dinge als besonders erzählenswert zu betrachten. Wenn deutlich mehr Männer entscheiden, was ins Programm kommt, dann wählen sie - womöglich ohne es zu merken - eher männlich Thematiken, Darsteller und Experten. Wären die Entscheidungspositionen hingegen gleichstark von Frauen und Männern besetzt, gäbe es diese Ungleichverteilung nicht mehr. Ein wünschenswerter Gedanke, auch für die Zuschauer. Denn vor den Bildschirmen sitzen Männer und Frauen, die beide vom Programm abgeholt werden sollten.
Autorin: Katharina Kunzmann