Fynn Kliemann ist ein Tausendsassa. Es gibt nichts, was er nicht kann oder anders ausgedrückt: Es gibt nichts, was er nicht ausprobieren würde. Eine Goldene Schallplatte, eine erfolgreiche Agentur für Webdesign und über eine Million Follower auf Instagram und YouTube zusammen bestätigen dies. Wie es zu dem - für ihn - unerwarteten Erfolg seines Albums "nie" kam, zeigt die Dokumentation "100.000 – Alles was ich nie wollte".

Wie auch die anderen Projekte sollte dieser Film in Eigenregie und ohne große Verleiher am 29. Mai in allen deutschen Kinos gezeigt werden, doch die Corona-Krise machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Aber anstatt das Projekt auf Eis zu legen, entschied Fynn mit seinem Team, den Film zu allen Interessierten als Stream ins Wohnzimmer zu bringen. Mit TVSPIELFILM.de sprach der Musiker jetzt über den Film und die privaten Einblicke, die er bietet.

Fynn Kliemann schafft einen besonderen Kinoabend zu Hause

CURLYPICTURES/Ole Hellwig

Der Titel der Dokumentation bezieht sich auf die über 100.000 verkauften Tonträger des Albums "nie" und die damit verbundene Verleihung einer Goldenen Schallplatte. Dass das Album derart erfolgreich werden würde, war nicht die Absicht von Fynn Kliemann: "Es war einfach nicht darauf ausgelegt so ein Projekt zu werden, wo das so passiert."  Das Album entstand ohne Marketingbudget und durch die Schaffung eines eigenen Labels. Mit dem Erfolg gerechnet hatte Fynn Kliemann nicht: "Das war halt so alles nicht geplant."

Die Corona-Pandemie sorgte jetzt zu einem Umdenken über die Veröffentlichung des Films. Da der Plan, den Film in allen deutschen Kinos einen Tag zeigen zu wollen, nicht mehr durchführbar war, musste schnell eine Alternative gefunden werden. Hierbei waren die kurzen Entscheidungswege und die Eigenregie ein großer Vorteil. "Wir sind super klein, wir sind keine große Firma. Wir sind zwei Leute, die telefonieren: 'Hey ich glaub, ich hab da 'ne gute Idee. Das geht zehn Minuten, bis es entschieden ist.", erzählt er. "Es ist natürlich super schade, weil wir mega Bock auf Kino hatten, aber das ist auch der große Vorteil, weil wir so mini sind."

Statt in den Kinos können Fans sich den Film nun direkt ins Wohnzimmer holen. Der Stream wird nur 24 Stunden zur Verfügung stehen, danach wird die Doku nicht mehr gezeigt. Dahinter steckt ein Konzept: "'nie' gab es ja auch nur ein einziges Mal und wurde nur ein einziges Mal produziert und so ist es beim Film eben auch. Ich finde es blöd, wenn Sachen einfach so auslaufen und am Ende noch so ein halber Zuschauer im Saal sitzt", merkt er mit einem Lachen an. "Es ist cool, wenn das nur so ein Knall ist und man einen schönen Moment mit Freunden hat."

"100.000 – Alles was ich nie wollte" tut Gutes

Vor allem die kleineren Kinos standen bei diesem Projekt im Fokus. Da diese den Film jetzt nicht selbst zeigen können, gehen 25 Prozent des virtuellen Ticketverkaufs an Kinos, die sich der Zuschauer vor dem Start des Films selbst aussuchen darf. Das Kino sollte in dem Projekt gefeiert werden, deshalb werden auch 5.000 Home-Care Pakete verlost, die mit Anleitung für Popcorn, Filmplakat und Co. für ein noch besseres Heimkinoerlebnis sorgen sollen.

Für Fynn ist Kino auch ein Ort, wo er abschalten kann: "Ich schaue viele Filme und gehe auch regelmäßig ins Kino. Deswegen war Kino so eine gute Idee. Zu Hause ist man immer schnell abgelenkt, weil man ja doch den Laptop noch anhat und die ganze Zeit irgendwas macht. Kino ist geil, weil du dann gerade eben Nichts machst." Bei all seinen Projekten findet er auch die Zeit sich Filme anzuschauen, seien es Filme aus dem Marvel-Universum bei Disney+ oder seine All-Time-Favourite-Serie "King of Queens".

Private Szenen im Film und der Ausblick auf kommende Projekte

Das Album "nie" enthält auch sehr persönliche Stücke des Musikers, die Doku zeigt noch einmal die Entstehung dieser Songs und gibt sehr private Einblicke in das Leben von Fynn Kliemann. Auf die Frage, ob die Veröffentlichung von solchen privaten Gedanken auch verängstigt, antwortet Fynn: "Klar, du erzählst irgendeinem Fremden dein Geheimnis, das ist ja schon heftig." Ob er manche Szenen so lieber nicht im Film gehabt hätte? "Nein, im Nachhinein ist alles cool. In der Entstehung hat man manchmal das Gefühl: 'Boah, sollen wir das echt mit reinnehmen? Ist das nicht zu privat?' Aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich die Kontrolle darüber abgegeben hab."

Nach dem Film ist vor dem nächsten Projekt: Zurzeit steht bei Fynn Kliemann neben der Dokumentation vor allem die Produktion von Nase-Mund-Masken ganz oben. Gleichzeitig restauriert er mit dem Musiker und Podcaster Olli Schulz das ehemalige Hausboot von Gunter Gabriel und baut seine Probier- und Spielwiese "Kliemannsland" weiter um. Sein neues Album "POP" wird am 29. Mai erscheinen. Tickets für den Stream von "100.000 – Alles was ich nie wollte" sind ebenfalls noch erhältlich. Der Film wird ab dem 25. April 20:00 Uhr für 24 Stunden verfügbar sein.