"Eine Mausefalle", rief Horst Lichter, als er das merkwürdige Objekt zu Gesicht bekam. Da war er sich sicher. Sollte er recht behalten? "Es könnte eine Mausefalle sein, die die Maus nicht tötet, denn da ist ein Säckchen dabei", mutmaßte er weiter. "Dort rennt sie rein, wartet und wird schließlich in Freiheit gelassen. Und dann ist sie glücklich und gründet eine neue Familie da draußen in Feld, Wald und Wiese."

So sicher wie Horst Lichter war Verkäuferin Tanja nicht gewesen, als sie das Ding einst auf dem Flohmarkt entdeckte. Detlev Kümmel sollte für Aufklärung sorgen. Nicht nur der Experte, sondern auch die Faltbeilage stopfte Wissenslücken: "Wunder-Weber Heinzelmännchen-Handstopf- und Webapparat" stand auf dem alten Papier geschrieben. "Wer etwa ein Loch im Socken hat, kann es mit diesem Webapparat stopfen", fasste Detlev Kümmel zusammen und erläuterte die Funktionsweise am Gerät. Horst Lichter und Tanja hörten ihm erstaunt zu und wunderten sich, was es nicht alles gab.

Bares für Rares: Dreifacher Schätzpreis für das winzige Gerät

"Das, was unsere Großmutter früher mit dem Stopfpilz ohne Führung gemacht hat, ging mit diesem Gerät viel einfacher und schneller", erkärte Deltev Kümmel. Um es auch heute noch nutzen zu können, würde jedoch der Spanndraht fehlen. Das Objekt stammte aus den Jahren 1910 bis 1920 - kein Wunder, dass es nicht mehr ganz vollständig war. Außergewöhnlich blieb es.

Entsprechend niedrigpreisig setzte Tanja ihren Wunsch an: Zehn bis 20 Euro wollte sie für den Webapparat haben. Dies konnte Detlev Kümmel bestätigen. 20 Euro war sein Schätzpreis. Kleiner Preis, großer Kuriositätsfaktor. Ob die Händler etwas mit dem Objekt anfangen konnten? Konnten sie nicht. Die Spekulationen reichten von Mausefalle und Musikinstrument über Filzgerät und Häkelmaschine hin zu einem Hobel für Gemüse. Niemand hatte solch ein Kuriosum je in Händen gehalten.

Jan Cizek startete mit 20 Euro. "20? Das hammwer ja noch nie jeboten", reagierte Kontrahent Walter Lehnertz irritiert und hielt dagegen. Immerhin den dreifachen Schätzpreis konnte das winzige Gerät schlussendlich erreichen. Jan Cizek fädelte den Deal für 60 Euro ein.