Die Vorgeschichte von "Killers of the Flower Moon": Landraub und Öl-Boom
Die Handlung von "Killers of the Flower Moon" spielt zwar in den 1920er-Jahren im US-Bundesstaat Oklahoma, die Weichen für die sogenannten Osage-Morde wurden aber schon viel früher gelegt. Als sich die Weißen Siedler im 18. und 19. Jahrhundert den amerikanischen Kontinent Stück für Stück einverleibten, lebten die amerikanischen Ureinwohner des Osage-Stamms (sie selbst bezeichneten sich als Wah-zha-zhe oder Wa-sha-she) noch auf dem Gebiet des heutigen Bundesstaats Missouri. Nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und aufgrund von Krankheiten, die die Europäer einschleppten, musste sich das indigene Volk den Eindringlingen schließlich fügen. Die Osage passten sich an, trieben mit den Siedlern gar Handel.
1870 kam dann der große Einschnitt. Die Osage wurden gezwungen ihr Land zu verlassen und kauften sich für ihren Stamm ein Gebiet im heutigen Oklahoma südlich der Grenze zu Kansas. Die karge Lanschaft schien zunächst wertlos – doch 1897 wurde dort Erdöl entdeckt. Und so wurden die Osage in den nächsten Jahrzehnten sagenhaft wohlhabend. Pro Kopf umgerechnet galten die Stammesmitglieder als das reichste Volk der Welt. Fortan konnten sie sich teure Privatschulen für Kinder leisten, genauso wie die neuesten Autos, schöne Häuser und Bedienstete.
Doch der Aufstieg der Osage war auch gleichzeitig ihr Untergang. Denn ihr Reichtum zog gleichzeitig Neider an. Durch ein krudes Vormundschaftssystem, wodurch die Osage ihr Unabhängigkeit verloren, bereicherten sich immer mehr Weiße an dem Reichtum des indigenen Volkes. Doch irgendwann wurde ihre Gier immer größer ...
Killers of the Flower Moon: Die Morde und das FBI
In den 1920ern kam es schließlich zu einer beispiellosen Mordserie in Oklahoma. Innerhalb weniger Jahren starben etwa zwei Dutzend der Mitglieder des Osage-Stamms. Sie wurden vergiftet, erschossen, verschwanden spurlos – es gab sogar einen Bombenanschlag. Doch das Schockierendste: Die Behörden interessierten sich überhaupt nicht für die Morde. Es gab keine Ermittlungen. Und wenn sich mal Zeugen finden ließen, dann verschwanden sie spurlos oder starben unter mysteriösen Umständen.
1925 baten die Stammesältesten der Osage das FBI (damals hieß es noch BOI) um Hilfe. Die noch junge Behörde schickte den ehemaligen Texas Ranger Tom White (in "Killers of the Flower Moon" gespielt von Jesse Plemons) nach Oklahoma, um dem Fall nachzugehen. Nach zwei Jahren und mithilfe mehrerer verdeckter Ermittler konnte er die Mordserie schließlich aufklären. So fand er heraus, dass der wohlhabende Viehzüchter William Hale (gespielt von Robert De Niro) hinter den Verbrechen steckte. Über Jahre baute er einen großen Ring aus Verschwörern auf, die teils Posten in der US-Regierung bekleideten, um die Osage zu unterwandern und Stück für Stück auszunehmen. Beispielsweise verheiratete er seinen Neffen Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) mit der Indigenen Mollie Burkhart (Lily Gladstone) mit dem Ziel, an deren Reichtum zu kommen. Gemeinsam plante dieser Zirkel einen Mordanschlag nach dem anderen.
Am Ende wurden William Hale, Ernest Burkhart und eine Handvoll anderer Mitverschwörer zu Gefängnisstrafen verurteilt. Später kamen Hale und Burkhart aber wieder auf Bewährung frei.
Killers of the Flower Moon: Bis heute gibt es noch viele offene Fragen
William Hale und Ernest Burkhart hielten zwar ihre Köpfe für das Verbrechen an den Osage hin, doch ganz aufgeklärt wurde es nie. Weitere Gerichtsverfahren und Untersuchungen wurden sabotiert oder fanden erst gar nicht statt.
Ein bisschen Licht ins Dunkel brachte dann 2017 das Buch "Das Verbrechen: Die Osage-Morde und das FBI" von David Grann, auf dem "Killers of the Flower Moon" basiert. Der Journalist sprach unter anderem mit Verwandten der Opfer und fand dabei heraus, dass es weitere Todesfälle gab, die nie untersucht wurden. Daraus folgerte er, dass die Ausmaße der Verschwörung rund um die Osage und deren Vermögen viel größer war als bis dahin angenommen.
Und das Schlimmste daran: Die meisten Schuldigen kamen davon, ohne je zur Rechenschaft gezogen zu werden. Und vermutlich werden sie es auch nie.