Eigentlich wurde das dreieinhalb Stunden lange Epos "Killers of the Flower Moon" von Apple produziert, um als Exklusivtitel auf dem Streamingdienst Apple TV+ lanciert zu werden. Doch um den Film für Oscars einreichen zu können, wurde ein vorheriger Kino-Release beschlossen. Ab dem 19. Oktober 2023 lässt sich das sehr lange historische Drama nach wahren Begebenheiten jetzt auch in Deutschland auf der großen Leinwand ansehen.

Inszeniert wurde der Film von Star-Regisseur Martin Scorsese ("Taxi Driver", "The Wolf of Wall Street"), und ist ähnlich prestigeträchtig besetzt: In den Hauptrollen sind neben der indigenen Amerikanerin Lily Gladstone ("First Cow") noch Leonardo DiCaprio ("Inception"), Robert De Niro ("GoodFellas"), Jesse Plemons ("The Power of the Dog"), Brendan Fraser ("The Whale") und John Lithgow ("Interstellar") dabei. Die Rechnung geht offenbar auf: Kritiker zeigen sich von "Killers of the Flower Moon" regelrecht begeistert.

"Killers of the Flower Moon" ist der Oscar-Favorit für 2024

Obwohl es mit "Barbie" und "Oppenheimer" dieses Jahr bereits zwei Filmen gelang, nahezu universal Begeisterungsstürme auszulösen, dürfte sich "Killers of the Flower Moon" jüngst als der Oscar-Favorit schlechthin positioniert haben. Bei RottenTomatoes fallen von 167 Kritiken bislang 95 Prozent positiv aus, ein bemerkenswertes Ergebnis. Zahlreiche US-Medien vergeben für den Film die Höchstwertung.

John Nugent von Empire schreibt: "Monumentaler Stoff: eine Geschichte über das tödliche Erbe der amerikanischen Kolonialsünden, die sowohl weitläufig als auch intim ist. Außergewöhnliche Filmkunst, von einem außergewöhnlichen Filmemacher."

Für den Rolling Stone schreibt David Fear: "Der Film strotzt nur so vor Ehrfurcht vor einer Kultur, die ein schreckliches Trauma überlebt hat, und ist voll von erheiternden Schnörkeln, filmgeschichtlichen Anspielungen und Erkundungen der Bruchlinie zwischen dem Heiligen und dem Profanen. Und ja: Es ist ein Meisterwerk."

David Rooney von The Hollywood Reporter stimmt zu: "Die dreieinhalbstündige Laufzeit ist in einer sich zuspitzenden Tragödie, die nicht mehr loslässt, voll und ganz gerechtfertigt - eine schmutzige Illustration historischer Auslöschung mit Anklängen an die heutigen, bitter gespaltenen politischen Spielchen."

Robbie Collin lobt bei The Telegraph ausdrücklich den Hauptdarsteller: "Auf dem Papier sieht das nach einer schier unlösbaren Aufgabe für DiCaprio aus: Die Hauptfigur des Films ist weder Held noch charismatischer Gesetzloser, sondern ein habgieriger, fügsamer, entschlossener und unreflektierter Handlanger, dessen Handlungen Abscheu und Empörung hervorrufen, aber er meistert die Herausforderung mit einer der besten und komplexesten Darstellungen, die er je abgeliefert hat."

Für Leonardo DiCaprio könnte "The Killers of the Flower Moon" die Chance auf einen zweiten Oscar sein, nachdem er zuletzt 2016 für "The Revenant" als ‚Bester Hauptdarsteller‘ ausgezeichnet wurde. Clarisse Loughrey von The Independent sieht aber noch jemand anderen über DiCaprio: "DiCaprio und De Niro sind brillant, aber es ist die relativ unbekannte Lily Gladstone, die wirklich außergewöhnlich ist", schreibt sie.

Eine der wenigen zurückhaltenderen Kritiken schrieb Peter Debruge für Variety, dem das Drama offenbar zu lang ist. Bei ihm heißt es: "Stilistisch fühlt sich dieser Film wie ein Film für junge Männer an. Er ist von Anfang an fesselnd, die greifbare Spannung wird methodisch von Robbie Robertsons gleichmäßigem Herzschlag-Score untermalt. Aber es geht weiter und weiter, bis alle, die uns wichtig sind, tot sind, sterben oder hinter Gittern sitzen, und es bleibt noch immer fast eine Stunde Zeit."