Wir präsentieren die Filme, die die 90er-Dekade wirklich geprägt haben. Die 9 besten, typischsten, kurz: 90er-jahrigsten Filme der 1990er. Weil unsere knackige Liste sonst noch mehr ausufern würde, als sie ohnehin schon müsste, haben wir uns auf englischsprachige Filme beschränkt, da die weltweit den meisten Einfluss haben.
Jurassic Park (1993)
Das Kino als Erlebnispark. Mit seinen seinerzeit sensationellen Tricks und seinem raffinierten, manipulativen Spannungsaufbau verkörpert "Jurassic Park" alles, was am Spektakelkino der 90er-Jahre geliebt und gehasst wurde. In einer Szene, in der innerhalb des Films Merchandising-Artikel des Jurassic Parks angepriesen werden, reflektierte Steven Spielberg augenzwinkernd die Marketing-Welle, die mit solchen Blockbustern einhergehen.
Natural Born Killers (1994)
"Das Schweigen der Lämmer", "Kalifornia", "Copykill" und "Sieben": Die Popkultur der 90er-Jahre war bessesenen von der Figur des Serienkillers. Der Höhepunkt der Serial Killer Culture war Oliver Stones virtuoser, medienkritischer Höllenritt "Natural Born Killers" nach einer Idee von Quentin Tarantino. Stone feiert oder verdammt sein Bonnie&Clyde-ähnliches Killerpärchen Mike und Mallory nicht, sondern zeigt sie als Kinder und Opfer einer von Gewalt(bildern) geprägten Umwelt.
Voll das Leben - Reality Bites (1994)
Was für die Musik zum Anfang der Dekade war, waren fürs Kino Filme wie "Voll das Leben" oder "Singles - Gemeinsam einsam": Der Ausdruck des schwebenden, unsicheren Lebensgefühls der "Generation X", die sich von den Erfolgs- und Karriereorientierten Yuppies der 80er-Jahre abgrenzen wollen.
Pulp Fiction (1994)
Was wäre, wenn Auftragskiller ganz normale Menschen wären, die auf dem Weg zur Arbeit über Cheeseburger labern? Mit dieser einfachen, aber genialen Idee veränderte Quentin Tarantino alles, was im Kino in Sachen Coolness und der Kunst des Dialogschreiben gültig war. Seine verschachtelte Dramaturgie war plötzlich State of the Art, obwohl sich Drehbuchratgeber daran fast die Zähne ausbissen. Die Beiläufigkeit der Gewaltdarstellungen löste allerdings eine Debatte aus. Produziert hat den Film übrigens Harvey Weinsteins Firma Miramax, die es sich in den 90ern erfolgreich auf die Fahnen schrieb "kleine" Filme groß zu machen.
Clerks - Die Ladenhüter (1994)
Ein Schnappschuss aus der Welt der MTV-Generation: Kevin Smiths ("Dogma") für nur 27 000 Dollar produziertes Underground-Juwel zeigt einen Tag im Leben von Kioskladenhüter Dante und Videothekenangestellter Randal. Gute Jobs, wenn nur die Kunden nicht wären... Der Film schlechthin über die große Heldenfigur der frühen Neunziger: Den Slacker, der nicht Karriere machen, sondern nur abhängen will.
Clueless (1995)
Ein Film wie eine Zeitkapsel: Regisseurin Amy Heckerling bannt in der Geschichte um ein reiches Highschool-Gilrie, das die wahren Werte des Lebens kennen lernen muss, die Mode, die Musik, die bonbonbunte Oberflächlichkeit der 90er auf die Leinwand. Und sie konfrontiert die Barbie-Welt mit einer ikonischen 90er-Figur, dem Slacker in Gestalt von Paul Rudd, der als Nietzsche-Leser und Radiohead-Hörer den Gegenentwurf zur Glitzerwelt liefert.
Trainspotting (1996)
Gerade läuft in den Kinos die Fortsetzung und alle suhlen sich in Nostalgie, als ob es bei dem Kultfilm von 1996 nicht um die Drogenhölle gehen würde. Aber der Film arbeitet ja auch nicht mit Betroffenheit, sondern zieht unbarmherzig in Glanz und Elend der Junkieszene. Auf dem Höhepunkt von Cool Britannia (New Labour, Brit-Pop) gestartet, prägte der Film mit irrem Tempo, Intensität, einem Hammer-Soundtrack und No-Future-Attitüde nicht nur die britische Popkultur der 90er-Jahre.
Scream (1996)
In den frühen 90er-Jahren war der Horrorfilm tot. Dann kam "Scream" und machte ihn fit für die Postmoderne. Auf die bierernsten Slasherfilme der 80er-Jahre folgte ein Schocker, der gleichzeitig als Horrorfilm und dessen Parodie funktioniert. Wes Craven spielt virtuos mit den Regeln des Genres, die er mit seinen früheren Filmen ("Nightmare on elm Street") selbst mitaufstellte und legt die Drähte blank. Sogar die Figuren wissen, wie sich Menschen in Horrorfilmen verhalten müssen.
Danach hatte der Gruselfilm seine Unschuld verloren.
Danach hatte der Gruselfilm seine Unschuld verloren.
Fight Club (1999)
Konsumwahn, Emotionale Verkümmerung in einer in Watte packenden Zivilisation, Milleniums-Paranoia: Am Ende des Jahrzehnts ließ "Fight Club" die Blase platzen, in der wir alle nach dem Ende des Kalten Krieges und des scheinbar dauerhaften Sieges der liberalen Demokratie lebten. Mit seinem raffinierten Schluss-Twist nahm der Film zusammen mit "The Sixth Sense" den Mindfuck-Booms des 21. Jahrhunderts voraus.